Moskau/Genf. Neue Hoffnung für die belagerten Bewohner im syrischen Ghuta. Kremlchef Putin versprach begrenzte Feuerpausen. Doch bringen sie Hilfe?

Der russische Präsident Wladimir Putin hat täglich eine mehrstündige Feuerpause im syrischen Ost-Ghuta ab Dienstag angeordnet.

Die Waffenruhe solle jeden Tag von 9 bis 14 Uhr Ortszeit gelten, zitierte die Nachrichtenagentur RIA den russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Montag. Außerdem habe Putin die Einrichtung eines Fluchtkorridors für Zivilisten aus dem belagerten Gebiet befohlen. Details dazu würden bald bekanntgegeben.

UN: Es ist die Hölle auf Erden

UN-Generalsekretär Antonio Guterres prangerte die Lage in der belagerten Enklave als „Hölle auf Erden“ an und rief die Kriegsparteien auf, die im Sicherheitsrat vereinbarte Waffenruhe einzuhalten. „Ost-Ghuta kann nicht warten“, sagte er. „Es ist höchste Zeit, diese Hölle auf Erden zu stoppen.“

Die Vereinten Nationen (UN) stünden bereit, lebensrettende Hilfe in die Rebellen-Enklave Ost-Ghuta östlich von Damaskus zu bringen und Schwerverletzte von dort in Sicherheit zu bringen, sagte Guterres. In dem belagerten Gebiet, in dem rund 400.000 Menschen leben, gingen die Luftangriffe nach UN-Angaben auch am Montag weiter.

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    Neun Mitglieder einer Familie starben

    Ost-Ghuta ist die letzte Hochburg der von Islamisten dominierten Aufständischen nahe der Hauptstadt Damaskus und liegt seit einer Woche unter einem der schwersten Bombardements des gesamten, seit sieben Jahren andauernden Krieges. Mindestens 522 Menschen wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte dabei getötet.

    Allein in der Nacht zum Montag seien neun Mitglieder einer Familie umgekommen. Bei einem Luftangriff der US-geführten Anti-IS-Koalition im Euphrat-Gebiet seien zudem 25 weitere Menschen getötet worden. Unter den Opfern seien viele Frauen und Kinder.

    Berlin stellt humanitäre Hilfe bereit

    Der UN-Sicherheitsrat hatte sich am Samstag nach mehrfacher Vertagung auf eine 30-tägige Waffenruhe für Syrien verständigt. Extremistenorganisationen fallen nicht unter den Schutz der Feuerpause. Nach Angaben der syrischen Opposition soll am Sonntag bei einem Angriff auf Ost-Ghuta Giftgas eingesetzt worden sein. Ein Kind sei gestorben. Mindestens 18 Menschen seien behandelt worden.

    Deutschland steht zu humanitärer Hilfe in Ost-Ghuta bereit, sobald es Zugang zu dem Gebiet gibt. „Die Lage in Ost-Ghuta bleibt auch heute weiter dramatisch“, sagte die Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin, Maria Adebahr. „Leid und Not der Menschen haben ein Ausmaß erreicht, das schwer zu ertragen ist.“ Es gebe Anzeichen, dass sich die Intensität der Kämpfe verringere. „Aber wir sehen eben auch, dass von einer Einstellung der Kampfhandlungen eben immer noch nicht die Rede sein kann.“ Die syrische Regierung verhindere weiter Hilfslieferungen nach Ost-Ghuta.

    Verzweifelte Suche nach Lebensmitteln

    Bewohner Ost-Ghutas nutzten das Abflauen des Beschusses, um Lebensmittel aufzutreiben. „Das Bombardement ist schwächer geworden im Vergleich zu den vergangenen Tagen“, sagte der Rettungshelfer Moajad Hafi der Nachrichtenagentur Reuters per Telefon. „Zivilisten eilen aus ihrem Unterschlupf, um sich Lebensmittel zu besorgen, und kehren dann schnell wieder zurück, weil die Kampfflugzeuge weiter am Himmel kreisen und jeden Moment erneut zuschlagen können.“

    Russland nannte die Lage in Ost-Ghuta höchst alarmierend, machte dafür aber die Aufständischen verantwortlich. „Die Terroristen legen ihre Waffen nicht nieder, sondern sie halten die Menschen vor Ort als Geiseln. Das ist der Hauptgrund für die sehr angespannte Lage“, erklärte das Präsidialamt in Moskau. (rtr)