Istanbul. Die Türkei will weiter in den Krieg in Syrien eingreifen. Nun plant Präsident Erdogan die Belagerung der kurdischen Enklave Afrin.

Syriens fast siebenjähriger Bürgerkrieg ist innerhalb nur weniger Stunden an zwei Fronten eskaliert. Im Norden des Landes bombardierte die türkische Armee die Region Afrin, nachdem dort syrische Regierungskräfte zur Unterstützung kurdischer Truppen eingerückt waren, wie die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana am Dienstag meldete.

Im Zentrum Syriens erlebte das Rebellengebiet Ost-Ghuta eine der blutigsten Angriffswellen seit Beginn des Konflikts mit mehr als 200 Toten in weniger als 48 Stunden. Darunter befinden sich auch Dutzende Frauen und Kinder, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete. Mehr als 1100 Menschen seien verletzt worden, viele davon schwer.

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte zuvor eine Belagerung der von kurdischen Milizen kontrollierten syrischen Stadt Afrin angekündigt. Man werde das Stadtzentrum „in den nächsten Tagen“ belagern, sagte Erdogan am Dienstag vor seiner islamisch-konservativen Regierungspartei AKP in Ankara.

„Auf diese Weise wird die Hilfe von außen blockiert und die Terrororganisation wird nicht mehr die Möglichkeit haben, mit jemandem einen Handel einzugehen“, sagte Erdogan. Das türkische Militär hatte die

Erdogan: Syrien-Bodenoffensive der Türkei "de facto" begonnen

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        Der Bürgerkrieg hatte im März 2011 mit Protesten gegen die autoritäre Regierung von Machthaber Baschar al-Assad begonnen. Die Region Ost-Ghuta gehört zu den letzten Gebieten, die noch unter Kontrolle von Rebellen stehen. Dominiert werden sie von islamistischen Milizen (dpa)