Washington. An Valentinstag stürmt ein 19-Jähriger in den USA seine ehemalige Schule, erschießt 17 Menschen. Eine alte Diskussion geht erneut los.

2018 ist erst sieben Wochen alt. Aber das

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markiert in diesem Jahr bereits den 19. Vorfall dieser Art an einer amerikanischen Lehreinrichtung. Acht Mal starben dabei Menschen.

Der 19-jährige Nikolas Cruz erschoss am Mittwoch in seiner ehemaligen Schule mit einem

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440 Verletzte, 140 Tote

Das unabhängige „Gun Violence“-Archiv weist auf einen alarmierenden Trend hin, ohne dafür die Ursachen freilegen zu können: Während Gewaltkriminalität allgemein zurückgehe, sei bei Schul-Schießereien ein Anstieg zu beobachten. Seit der Tragödie an der Sandy Hook-Grundschule in Newtown 2012 wurden rund 270 ähnliche Schießereien in Amerika gezählt.

Bilanz: 440 Verletzte, 140 Tote. Zieht man den Zeitrahmen breiter – und zwar ab dem Massenmord an der Columbine Highschool in Littleton/Colorado 1999 – wurden bis heute insgesamt 150.000 US-Schulkinder mit Waffengewalt konfrontiert.

Waffendebatte neu entbrannt

Weltweit eine beispiellos hohe Zahl. Darum entbrannte bereits kurz nach der Tat der ewige Streit um schärfere Waffengesetze auf Neue. Während Demokraten den parteiübergreifend von fast 80 Prozent der Bevölkerung unterstützten Bann von Sturmgewehren mit Hochleistungs-Magazinen auf Tapet brachten, warnten Republikaner wie gewohnt vor voreiligen Schlüssen.

Erst müsse ausgewertet werden, was sich am Valentinstag an der von 3200 Schülern besuchten Marjory Stoneman Douglas Highschool 70 Kilometer nördlich von Miami ereignet hat – und warum, sagte Senator Marco Rubio. Die rohen Fakten:

Gegen 14.30 Uhr betritt Cruz den Campus, den er wegen Disziplinlosigkeit 2017 verlassen musste. Bewaffnet mit massenweise Munition und einem halbautomatischen Schnellfeuergewehr vom Typ AR-15, wie es bei fast allen großen Amokläufen der Vergangenheit zum Einsatz kam.

Football-Trainer will andere schützen – und stirbt

Um die „Lockdown“-Prozeduren auszuhebeln, bei denen sich Schüler und Lehrer bei Gefahr nach einem strengen Regime in Klassenräumen verschanzen, löst er, mit Gasmaske und Rauchbomben bestückt, die Brandmelder aus. Zu Dutzenden laufen ihm kurz danach die Opfer vor die Mündung.

Handy-Videos von panikartig flüchtenden Schülern zeigen Szenen, die einem den Magen umdrehen. Leichen. Blutlachen. Um andere zu schützen, wirft sich der Football-Trainer Aaron Feis, ein stämmiger Mann, vor seine Schutzbefohlenen – und stirbt. Cruz flieht im Pulk der ehemaligen Mitschüler. Er wird gegen 16 Uhr ganz in der Nähe am Haus seiner Interims-Pflege-Eltern widerstandslos festgenommen.

Cruz wird als „sonderbar“ beschrieben

Als sich sein Name herumspricht, macht sich unter den Davongekommenen Entsetzen breit. „Wir haben immer damit gerechnet, dass er es sein wird, wenn es einmal passiert“, sagt eine 16-Jährige Mitschülerin dem TV-Sender ABC. Cruz wird unisono als „sonderbar“, „einzelgängerisch“ und „gewalttätig“ beschrieben. „Er hat immer nur über Waffen und Messer geredet.“

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    Noch am Abend verdichten sich alarmierende Hinweise. Cruz hat in sozialen Netzwerken aus seinen finsteren Absichten und seinem Waffen-Popanz kein Geheimnis gemacht. Im September schrieb er auf YouTube: „Ich werde ein professioneller Schul-Killer.“ Die Bundespolizei FBI wusste davon. Was sie unternommen hat (und was nicht), um das Abdriften eines Heranwachsenden zu verhindern, wird in den nächsten Tage die Diskussion prägen.

    Donald Trump weiß mal wieder mehr

    Klar ist: Nikolas Cruz, der gestern dem Haftrichter vorgeführt wurde, war kein einfacher Fall. Lernschwierigkeiten. Psychische Probleme. Medikamente. Gewalt-Tendenzen. So lauten die Stichworte über einen Jungen, der gemeinsam mit seinem Bruder nach dem Tod seiner geliebten Adoptiv-Mutter im November bei den Eltern eines ehemaligen Schul-Kameraden in Obhut genommen wurde. Hier, so der Anwalt Jim Lewis, habe Cruz zwar depressiv gewirkt – „aber zu keiner Zeit Signale gezeigt für einen derartigen Gewaltausbruch“.

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    Donald Trump weiß bereits mehr. Cruz sei „mental gestört“ gewesen, twitterte der Präsident am Morgen. Dass der folgenschwerste Schusswaffenangriff an einer Schule während seiner noch jungen Präsidentschaft womöglich mit dem Übermaß an Waffen (über 300 Millionen in US-Haushalten) und deren leichter Verfügbarkeit (gerade in Florida) zu tun haben könnte, kam ihm nicht in den Sinn, als er sich im Fernsehen mit Pathos an die Nation wendet.

    Trump bewegt sich in den Kategorien von Trost und Beileid, zitiert die Bibel („Ich werde euch heilen“) und kündigt neben einer baldigen Visite in Parkland an, das „schwierige Probleme der mentalen Krankheiten anzugehen“. Denn: „Kein Kind, Lehrer oder sonst jemand sollte sich jemals unsicher in einer Schule fühlen.“ Nur wie?.

    Waffenlobby gab Trump Millionen

    2016 im Präsidentschafts-Wahlkampf hatte Trump ein Ende der „waffenfreien Zone Schule“ verlangt. Er machte sich damit die Kern-Position der „National Rifle Asscociaton“ (NRA) zu eigen, die seine Kandidatur mit 30 Millionen Dollar unterstützt hat.

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      NRA-Boss Wayne LaPierre konstatierte bereits 2012 nach dem Massaker von Newtown (28 Tote): „Gegen einen bösen Menschen mit einer Waffe hilft nur ein guter Mensch mit einer Waffe.“ Sprich: bewaffnete Sicherheitsbeamte an den Schulen, Schusswaffen-Ausbildung für Lehrer. Alles andere sei zynisch. „Das sagt doch jedem irren Killer“, so LaPierre, „dass Schulen der sicherste Platz sind, um bei geringstem Risiko ein Maximum an Unheil zu erzeugen.“

      Bevölkerung ist bei Waffenverboten gespalten

      Derzeit gibt es in etwas mehr als einem Dutzend Bundesstaaten Gesetze, die genau dem entgegenwirken sollen. In weiteren 25 stecken ähnliche Vorhaben noch im Verfahrensgang. Exakte Zahlen sind nicht bekannt, weil in der föderalen Struktur Amerikas am Ende jeder einzelne Schulbezirk, ja jede einzelne Schul-Pflegschaft autonom darüber entscheidet, ob treffsichere Schützen in Schulen eingesetzt werden oder nicht.

      Die Öffentlichkeit, das zeigen Umfragen, ist gespalten. Auch in Lehrer-Verbänden und Kollegien sind die Meinungen geteilt. Gegner fürchten eine Militarisierung des Schul-Alltags. Je ländlicher die Gegend, je weiter entfernt die nächste Polizeiwache, desto häufiger sind die Bürger vor Ort dafür.

      Scott Israel, der für Parkland zuständige Sheriff, der selbst drei Kinder an der Unglücks-Schule hatte, ist dagegen skeptisch. Ein entschlossener Täter wie Nikolas Cruz, sagte er um Tränen ringend, könne durch Sicherheitskräfte kaum aufgehalten werden.