Berlin. Kommt es nach dem Abschuss eines israelischen Kampfjets zur Konfrontation zwischen Iran und Israel? Die UN warnen vor „Eskalation.“

Nach dem

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Israeli security forces walk next to the remains of an F-16 Israeli war plane near the Israeli village of Harduf, Israel February 10, 2018. REUTERS/Herzie Shapira ISRAEL OUT. NO COMMERCIAL OR EDITORIAL SALES IN ISRAEL. NO RESALES. NO ARCHIVES
Von Thore Schröder und Michael Backfisch

wächst die Angst vor einer militärischen Konfrontation zwischen Israel und dem Iran. „Ein umfassender Krieg könnte nur eine Fehlkalkulation entfernt sein“, warnt eine aktuelle Studie der angesehenen Denkfabrik International Crisis Group. Die Gefahr einer Fehlkalkulation ist jedenfalls größer geworden. Neuestes Beispiel ist die schwere Eskalation am Sonnabend. Ein israelischer Kampfhubschrauber schoss zunächst eine Drohne ab, die von einer syrischen Luftwaffenbasis gestartet wurde und die eigene Grenze passierte.

In Jerusalem hieß es, iranische Kräfte hätten das unbemannte Flugobjekt bedient. Nach Vergeltungsangriffen der israelischen Luftwaffe

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, der nahe der Ortschaft Harduf im Norden Israels zerschellte. Es war das erste Mal seit 1982, dass eine israelische Maschine vom Himmel geholt wurde. Israels Luftwaffe bombardierte nach eigener Darstellung „iranische Ziele“ in Syrien und die syrische Luftabwehr.

USA betonten Israels Recht auf Selbstverteidigung

„Wir haben den iranischen und syrischen Kräften gestern harte Schläge versetzt“, sagte Israels Premierminister Benjamin Netanjahu am Sonntag. „Wir werden weiterhin gegen jeden Versuch vorgehen, uns anzugreifen, das war und bleibt unsere Politik.“ Nach einem Bericht der „Jerusalem Post“ verstärkte Israel die Luftabwehr im Norden des Landes. Die USA betonten Israels Recht auf Selbstverteidigung.

Israelischer Kampfjet bei Einsatz in Syrien abgestürzt

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    Die mit Syrien verbündeten Milizen bezeichneten die israelischen Luftangriffe als „Terrorakt“. Der Iran erklärte, das Land habe keine Drohnen in Syrien. „Diese Vorwürfe der Zionisten sind so lächerlich, dass wir gar nicht darauf eingehen werden“, sagte Außenamtssprecher Bahram Ghassemi. Der Iran agiere in Syrien nur als militärischer Berater.

    Teheran hat seine Position in Syrien massiv verstärkt

    UN-Generalsekretär António Guterres rief alle Parteien zu einer „sofortigen und bedingungslosen Deeskalation der Gewalt“ auf. Er beobachte sowohl die „alarmierende militärische Eskalation“ innerhalb Syriens wie auch deren gefährliche Ausdehnung über die Landesgrenzen hinweg, hieß es in New York. Russlands Präsident Wladimir Putin appellierte, jegliche Schritte zu vermeiden, die zu einer für alle gefährlichen Konfrontation in der Region führten.

    Die libanesische Hisbollah-Miliz sah in dem Abschuss „den Beginn einer neuen strategischen Phase, die der Verletzung des syrischen Luftraums und Landes Grenzen setzt“. Russland, das schiitische Mullah-Regime und die schiitische Hisbollah-Miliz sind im Syrienkrieg die engsten Verbündeten von Präsident Baschar al-Assad, der der schiitischen Sekte der Alawiten angehört. Nach einem Geheimdienstpapier für eine westliche Regierung, das sich auf die Dienste von verschiedenen Ländern stützt, hat der Iran seine Position in Syrien seit 2015 massiv verstärkt. Rund 1500 iranische Kämpfer seien in Syrien stationiert.

    Israels Premierminister Netanjahu hat „rote Linien“ definiert

    Sie stünden unter dem Kommando von Kassem Suleimani, dem Führer der Al-Kuds-Brigaden, einer Eliteeinheit der iranischen Revolutionsgarden, so der Bericht. Der Iran rekrutiere einige Tausend schiitische Kämpfer im eigenen Land – und zwar unter den mehr als drei Millionen afghanischen und pakistanischen Flüchtlingen. Diese Flüchtlingsarmee werde durch mehr als 10.000 Angehörige von schiitischen Milizen aus dem Irak verstärkt. Die israelische Regierung befürchtet, dass Teheran nach dem De-facto-Sieg von Assad mehr Kräfte mobilisiert, um gegen das verhasste „Zionisten-Regime“ vorzugehen.

    Netanjahu: Iran verantwortlich für Aggression in Syrien

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      So gelang es syrischen Soldaten im Januar, nahe der Grenze zu Israel islamistischen Rebellen Gebiete abzunehmen. Die Zone lag nahe der von UN-Truppen überwachten Waffenstillstandslinie zwischen den von Israel besetzten Golanhöhen und Syrien. Nach Angaben von Militärexperten in Jerusalem wäre der Vorstoß der durch den Bürgerkrieg gebeutelten Assad-Einheiten ohne die Unterstützung durch Hisbollah-Milizen und iranische Kräfte nicht möglich gewesen. Israel hat die Sorge, dass der Iran an einem „schiitischen Korridor“ zwischen Teheran, Bagdad, Damaskus und Beirut arbeitet. Netanjahu hat „rote Linien“ definiert, wodurch der Aufbau einer militärischen Infrastruktur des Irans verhindert werden soll.

      Israels Luftwaffe hat rund 100-mal Stellungen der Hisbollah bombardiert

      Darunter fällt ein iranischer Kriegshafen am Mittelmeer sowie Flugplätze, Kasernen, Raketenfabriken oder die permanente Stationierung von Kräften in Syrien. „Ich habe Putin klargemacht, dass wir das stoppen werden, wenn es nicht von selbst aufhört“, erklärte Netanjahu Ende Januar. Wenige Tage später zerstörten israelische Kampfjets eine „Forschungsanlage“ in der Nähe von Damaskus, in der die Hisbollah mit iranischer Hilfe ihre Mittelstreckenraketen modernisiert haben soll. Für derlei Aktionen habe Israels Premier die stillschweigende Zustimmung des Kremlchefs, heißt es.

      Seit Januar 2013 hat Israels Luftwaffe rund 100-mal Stellungen der Hisbollah in Syrien bombardiert. Die Frage ist, ob und wann es zu harten Gegenreaktionen kommt. Die Denkfabrik International Crisis Group schätzt die Lage düster ein: „Die Zunahme der israelischen Angriffe in den vergangenen Monaten – vor allem mit Blick auf irannahe Ziele – und die aggressiveren syrischen Antworten weisen darauf hin: Ein Anstieg der Eskalation ist bereits im Gange.“