Seoul/Pyeongchang. Weiteres Zeichen der Entspannung in Fernost: Nordkoreas Diktator Kim Jong Un hat den südkoreanischen Präsidenten zu sich eingeladen.

Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un will trotz seines harten Kurses im Konflikt um sein Atomprogramm so bald wie möglich Südkoreas Präsidenten Moon Jae In treffen.

Kims Schwester Kim Yo Jong habe Moon am Samstag in Seoul mündlich eine Einladung des Bruders überbracht, teilte das Präsidialamt mit. Ein Besuch in Pjöngjang könne „zum nächstmöglichen Zeitpunkt“ erfolgen.

Moon, der von Nordkorea einen kompletten Verzicht auf sein Atomprogramm fordert, reagierte zurückhaltend: „Lassen Sie uns in Zukunft die nötigen Bedingungen dafür schaffen“, wurde er zitiert. Bei einem Besuch in Nordkorea käme es zum erst dritten Gipfeltreffen zwischen beiden Ländern.

Kims Schwester übergab einen Brief

Kim Yo Jong nach ihrer Ankunft in Seoul.
Kim Yo Jong nach ihrer Ankunft in Seoul. © REUTERS | STRINGER

Kim habe darüber hinaus einen persönlichen Brief an Moon überbringen lassen, in dem er seinen Wunsch nach einer Verbesserung der innerkoreanischen Beziehungen äußerte, hieß es. Moon habe gegenüber der Delegation zu einer frühen Wiederaufnahme des Dialogs zwischen Nordkorea und den USA aufgerufen.

Kims einflussreiche 30-jährige Schwester Kim Yo Jong reiste den Angaben zufolge

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als „Sondergesandte“ ihres älteren Bruders nach Südkorea. Sie ist das erste Mitglied der seit drei Generationen in Nordkorea herrschenden Kim-Familie, das den Süden der koreanischen Halbinsel besucht. Als Leiter einer hochrangigen Delegation war zusammen mit der Schwester auch das protokollarische Staatsoberhaupt, Kim Yong Nam (90), am Freitag mit einem Charterflugzeug eingetroffen.

US-Vizepräsident Pence ging Nordkoreanern aus dem Weg

Kim Jong Un hatte erst Anfang dieses Jahres nach langer Funkstille zwischen beiden Ländern zu erkennen gegeben, sich Südkorea annähern zu wollen. Kritiker sehen darin den Versuch Kims, möglicherweise einen Keil zwischen Südkorea und seinem Alliierten USA treiben und sein Land ein wenig von den internationalen Sanktionen befreien zu wollen. Besonders der Regierung in Washington, der Pjöngjang eine feindselige Politik unterstellt, sieht die Charmeoffensive äußerst skeptisch.

Diplomatie bei Olympia: Handschlag zwischen Nord- und Südkorea

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    Als Zeichen für die anhaltenden Spannungen über Nordkoreas Atom- und Raketenprogramm war US-Vizepräsident Mike Pence im Rahmen der Olympia-Eröffnungsfeier in Pyeongchang den Besuchern aus Nordkorea demonstrativ aus dem Weg gegangen. Bei einem Gespräch mit Südkoreas Präsident am Donnerstag betonte Pence, dass es weiter nötig sei, mit „maximalem Druck und Sanktionen“ gegen Nordkorea vorzugehen. Nordkorea arbeitet an der Entwicklung von Interkontinentalraketen, die einen Atomsprengkopf bis in die USA tragen können.

    Olympia-Server von Hackern angegriffen

    Die Server der Olympia-Organisatoren wurden während der Eröffnungsfeier Ziel eines Hackerangriffs. Die Cyberattacke habe eine Störung im Hauptpressezentrum verursacht, teilte das Organisationskomitee am Samstag mit. „Der Vorfall hat sich nicht auf die Sicherheit der Zuschauer und Athleten ausgewirkt.“

    Die Organisatoren schalteten nach der Cyberattacke vorübergehend die Server ab, sodass die Website Pyeongchang 2018 von Freitagabend bis 08.00 Uhr Ortszeit (00.00 Uhr MEZ) am Samstag nicht zu erreichen war. Die Hintergründe der Cyberattacke sind bislang unklar. (dpa)