Berlin. In der Bundesregierung steht ein Stühlerücken an. Auf manche Minister müssen wir künftig verzichten. Das fällt nicht immer ganz leicht.

Klar ist wenig, beschlossen gar nichts – da ist die SPD-Basis vor. Doch schon vor der Abstimmung der mehr als 460.000 Genossen über den Koalitionsvertrag zeichnen sich erste Rochaden im Bundeskabinett ab. Wir werden uns wohl von einigen vertrauten Gesichtern verabschieden müssen. Ist das schade? Ansichtssache.

Hier sind vier

Auch interessant

, oder deren Name auf der Liste der höchst gefährdeten Ressortschefs steht. Und die wir eigentlich nicht so gern gehen lassen würden.

• Alexander Dobrindt (CSU). Der Bayer war der Maut-Mann im Kabinett. Unsinnig? Finanziell kein Gewinn? Egal! Als Verkehrsminister drückte Dobrindt die Pkw-Autobahngebühr stur gegen alle Widerstände in Berlin und Brüssel durch. Das muss ihm erst einmal einer nachmachen.

Eigentlich ging er so schnell an keinem Mikrofon vorbei: Alexander Dobrindt (CSU) wechselt vom Verkehrsministerium auf den Chefposten der CSU-Landesgruppe im Bundestag.
Eigentlich ging er so schnell an keinem Mikrofon vorbei: Alexander Dobrindt (CSU) wechselt vom Verkehrsministerium auf den Chefposten der CSU-Landesgruppe im Bundestag. © dpa | Kay Nietfeld

Kultstatus erlangte Dobrindt während der Jamaika-Sondierungen. Keiner ließ die Grünen so gnadenlos auflaufen wie der CSU-Mann, wenn er mit verschränkten Armen und süffisantem Lächeln vor die TV-Mikrofone trat. Grüne Angebote für ein Ausstiegsdatum beim Verbrennungsmotor konterte er etwa so: „Wenn man Schwachsinnstermine abräumt, dann ist das ja noch kein Kompromiss.“ Fazit: Irgendwie doch schade, wenn er geht.

Macht inzwischen auch eine gute Figur im Frack: Sigmar Gabriel.
Macht inzwischen auch eine gute Figur im Frack: Sigmar Gabriel. © dpa | Sebastian Kahnert

• Sigmar Gabriel (SPD). Der Mann mit dem Stinkefinger. Bei einem Besuch in Salzgitter zeigte der Vizekanzler pöbelnden Neonazis mit deutlicher Geste, was er von ihnen hält. Das war volksnah, auch wenn es nicht jedem gefiel. Ein anderes Mal bezeichnete er randalierende Asylgegner als „Pack“. Auch dafür gab es nicht nur Zustimmung. Aber das war das Schöne an Gabriel: Ob als Wirtschafts- oder Außenminister – man konnte sich bei ihm stets auf das Unerwartete verlassen. Fazit: Ein Verlust.

• Thomas de Maizière (CDU). Der Innenminister, der uns nicht verunsichern wollte. In Paris hatten Terroristen gerade ein Blutbad angerichtet, da wurde ein das Fußball-Länderspiel Deutschland-Niederlande in Hannover wegen Anschlagsgefahr kurzfristig abgesagt. Warum genau? De Maizière wollte es nicht sagen, weil: „Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern.“ Das war ehrlich – aber ziemlich ungeschickt. Trotzdem: Thomas de Maizière führte sein Amt stets seriös, ohne Show und Allüren. Ein ruhender Pol. Fazit: Seine gelassene Art wird fehlen.

De Maizière gehört neuem Kabinett nicht mehr an

weitere Videos

    Hatte als Minister seinen eigenen Kopf: Gerd Müller.
    Hatte als Minister seinen eigenen Kopf: Gerd Müller. © Getty Images | Carsten Koall

    • Gerd Müller (CSU). Nein nicht der Bomber der Nation, sondern der Entwicklungsminister. Als der knorrige Bayer antrat, dachten die meisten diesseits der bayerischen Grenze bei seinem Namen an den früheren Torjäger aus München. Im Kabinett eher einer der Ruhigen, blieb Müller prinzipientreu. Einen Besuch bei der Fußball-WM 2014 in Brasilien lehnte er aus Protest gegen soziale und ökologische Verwerfungen ab: „Milliardeninvestitionen verkommen zu Ruinen, und daneben darbt die Bevölkerung im Elend.“ Klare Kante ohne viel Aufhebens. Fazit: Leute mit Prinzipien können wir gebrauchen.

    Das sind die möglichen neuen Minister

    Union und SPD haben sich auf auf einen Koalitionsvertrag geeinigt. Die Sozialdemokraten sollen gleich sechs Ministerien bekommen. Wir stellen die möglichen künftigen Ministerposten der Groko vor. Ursula von der Leyen (CDU) soll Verteidigungsministerin bleiben. Angela Merkel hat sich am 25. Februar auf ihre Kandidaten für ein mögliches neues Kabinett festgelegt.
    Union und SPD haben sich auf auf einen Koalitionsvertrag geeinigt. Die Sozialdemokraten sollen gleich sechs Ministerien bekommen. Wir stellen die möglichen künftigen Ministerposten der Groko vor. Ursula von der Leyen (CDU) soll Verteidigungsministerin bleiben. Angela Merkel hat sich am 25. Februar auf ihre Kandidaten für ein mögliches neues Kabinett festgelegt. © REUTERS/ | POOL
    Der bisherige Kanzleramtschef Peter Altmaier übernimmt das Wirtschaftsressort.
    Der bisherige Kanzleramtschef Peter Altmaier übernimmt das Wirtschaftsressort. © REUTERS | AXEL SCHMIDT
    Für das Ressort Ernährung und Landwirtschaft wurde die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner von Angela Merkel ausgewählt.
    Für das Ressort Ernährung und Landwirtschaft wurde die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner von Angela Merkel ausgewählt. © dpa | Kay Nietfeld
    Das Amt des Gesundheitsministers wird der bisherige Finanz-Staatssekretär und konservative Merkel-Kritiker Jens Spahn für die CDU übernehmen – sollte es zu einer Neuauflage der großen Koalition kommen.
    Das Amt des Gesundheitsministers wird der bisherige Finanz-Staatssekretär und konservative Merkel-Kritiker Jens Spahn für die CDU übernehmen – sollte es zu einer Neuauflage der großen Koalition kommen. © dpa | Michael Kappeler
    Die Bundestagsabgeordnete Anja Karliczek (CDU) soll das Ressort Forschung und Bildung übernehmen.
    Die Bundestagsabgeordnete Anja Karliczek (CDU) soll das Ressort Forschung und Bildung übernehmen. © dpa | Friso Gentsch
    Monika Grütters (CDU), Staatsministerin für Kultur und Medien, dürfte ihren Posten behalten.
    Monika Grütters (CDU), Staatsministerin für Kultur und Medien, dürfte ihren Posten behalten. © dpa | Bernd von Jutrczenka
    Helge Braun (CDU) wird Kanzleramtsminister.
    Helge Braun (CDU) wird Kanzleramtsminister. © Getty Images | Carsten Koall
    Annette Widmann-Mauz soll Staatsministerin für Integration im Kanzleramt werden.
    Annette Widmann-Mauz soll Staatsministerin für Integration im Kanzleramt werden. © dpa | Uwe Zucchi
    Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) könnte in einer möglichen neuen Regierung Finanzminister werden. Er ist auch als Vizekanzler im Gespräch.
    Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) könnte in einer möglichen neuen Regierung Finanzminister werden. Er ist auch als Vizekanzler im Gespräch. © dpa | Christian Charisius
    Als neuer Innenminister könnte CSU-Chef Horst Seehofer nach Berlin wechseln – sein Ressort soll durch die Bereiche Bau und Heimat aufgewertet werden.
    Als neuer Innenminister könnte CSU-Chef Horst Seehofer nach Berlin wechseln – sein Ressort soll durch die Bereiche Bau und Heimat aufgewertet werden. © dpa | Kay Nietfeld
    Andreas Scheuer (CSU) wird möglicherweise Minister für Verkehr und digitale Infrastruktur.
    Andreas Scheuer (CSU) wird möglicherweise Minister für Verkehr und digitale Infrastruktur. © dpa | Kay Nietfeld
    Heiko Maas (SPD) könnte Justizminister bleiben.
    Heiko Maas (SPD) könnte Justizminister bleiben. © Getty Images | Carsten Koall
    Wird sie die neue Entwicklungsministerin? Dorothee Bär von der CSU.
    Wird sie die neue Entwicklungsministerin? Dorothee Bär von der CSU. © dpa | Matthias Balk
    Katarina Barley (SPD) übernimmt möglicherweise das Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
    Katarina Barley (SPD) übernimmt möglicherweise das Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. © dpa | Kay Nietfeld
    Barbara Hendricks (SPD) könnte Bundesumweltministerin bleiben.
    Barbara Hendricks (SPD) könnte Bundesumweltministerin bleiben. © dpa | Britta Pedersen
    Die Berliner Abgeordnete Eva Högl (49) könnte das Ministerium Arbeit und Soziales übernehmen. Eigentlich ist sie eine Innenexpertin, die sich im Untersuchungsausschuss zur rechten NSU-Terrorzelle einen Namen machte.
    Die Berliner Abgeordnete Eva Högl (49) könnte das Ministerium Arbeit und Soziales übernehmen. Eigentlich ist sie eine Innenexpertin, die sich im Untersuchungsausschuss zur rechten NSU-Terrorzelle einen Namen machte. © dpa | Britta Pedersen
    1/16