Berlin/London. Was macht der Brexit mit den Briten? Ein an die Öffentlichkeit gelangtes Regierungsdokument sagt: Sie können dabei nur verlieren.
Egal welches Szenario letztlich Realität wird – der Austritt aus der EU-wird die wirtschaftliche Lage in Großbritannien verschlechtern. Zu diesem Schluss kommt ein internes Papier der britischen Regierung, über das BuzzFeed News am Dienstag berichtet.
Demzufolge hat die Regierung in London die drei wahrscheinlichen Szenarien eines Brexit auf ihre Auswirkungen auf die britische Wirtschaft geprüft. Das Ergebnis ist wenig schmeichelhaft für Premierministerin Theresa May und ihre Administration.
Auch die sanfte Variante bringt Nachteile
So würde ein umfassendes Freihandelsabkommen Großbritanniens mit der EU für die nächsten 15 Jahre ein um fünf Prozent niedrigeres Wachstum zur Folge haben, verglichen mit den Voraussagen unter den aktuellen Bedingungen.
Das „No Deal“-Szenario, also ein Brexit ohne einvernehmliche Absprachen mit der EU, bei dem Großbritannien den normalen Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) unterworfen würde, käme für die Briten noch teurer: Das Wachstum läge, ebenfalls prognostiziert für die nächsten 15 Jahren, um acht Prozent niedriger.
Und selbst das sanfteste Szenario, bei dem Großbritannien auch nach dem Austritt Zugang zum EU-Binnenmarkt hätte, ginge laut Analyse das wirtschaftliche Wachstum um zwei Prozent zurück.
Analyse wäre für die Regierung peinlich
Laut BuzzFeed News will die Regierung in London die Analyse geheimhalten. Auf die Frage, warum man das Papier nicht veröffentlichen wolle, habe ein Regierungsbeamter geantwortet: „Weil das peinlich wäre.“
Dem Papier zufolge würden sich praktisch für alle Bereiche der Wirtschaft auf der Insel durch den Brexit negative Folgen ergeben - besonders stark wären demnach die Chemie- und Autoindustrie sowie die Bekleidungsbranche und der Einzelhandel betroffen.
Großbritannien will die EU Ende März 2019 nach mehr als 40 Jahren Mitgliedschaft verlassen. Im Dezember waren die wichtigsten Trennungsfragen weitgehend geklärt worden. Bis März wollen beide Seiten nun als nächstes die Bedingungen der Zeit unmittelbar nach dem Austritt aushandeln.
EU stellt harte Bedingungen
Auch auf Seiten der EU bereitet man sich intensiv auf den Austrittsprozess mit den Briten vor. Die Europäische Union macht strikte Vorgaben für die von Großbritannien gewünschte Übergangszeit nach dem Brexit. So soll das Vereinigte Königreich bis Ende 2020 weiter alle EU-Regeln einhalten und milliardenschwere Beiträge nach Brüssel überweisen – aber nicht mehr mitbestimmen. Das hatten die 27 verbleibenden EU-Länder am Montag in Brüssel beschlossen.
EU-Chefunterhändler Michel Barnier betonte, Großbritannien bleibe in der Übergangszeit auf eigenen Wunsch Teil des Binnenmarkts und der Zollunion. Sonderkonditionen à la carte könne es aber nicht geben. Auch die Bedingungen für EU-Bürger in Großbritannien blieben unverändert. Großbritannien selbst könne zwar bereits über neue Abkommen mit anderen Ländern verhandeln – diese aber nur mit Zustimmung der EU schon in Kraft setzen. (W.B./dpa)
Die britischen Premiers seit 1940