Berlin. Steuerfahndung-Experte Frank Wehrheim, kritisiert den Einfluss der NRW-Landespolitik auf Ermittler. Steuerfahnder würden ausgebremst.

Der Steuerfahndungs-Experte Frank Wehrheim kritisiert die Zustände in der bedeutendsten deutschen Steuerfahndung in Wuppertal. Dort sorgt aktuell der Seitenwechsel von zwei Top-Steuerfahndern von der Wuppertaler Steuerfahndung in die Privatwirtschaft für Aufsehen.

„Der Vorgang ist in seiner Bedeutung nicht zu unterschätzen“, sagte Wehrheim unserer Redaktion, „und er hat meines Erachtens mit dem politischen Wechsel in NRW zu tun.“

NRW-Finanzministerium ändert Pläne von Rot-Grün

Der ehemalige NRW-Finanzminister Walter-Borjans habe nach dem Weggang des großen Steuerfahndungs-Experten Peter Beckhoff in Wuppertal als Nachfolgerin die Ermittlerin Sandra Höfer-Grosjean und den Fahnder Volker Radermacher installiert.

„Diesen guten Plan haben die Oberfinanzdirektion und das NRW-Finanzministerium nun geändert“, sagt Wehrheim im Interview mit unserer Redaktion. „So etwas geschieht nicht, ohne dass die Politik das einfädelt.“

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    Ankäufe von Daten-CDs wird es wohl bald nicht mehr geben

    Die Fahndung in Wuppertal habe mit ihren Ankäufen von Steuer-CDs bundesweit Erfolg gehabt. „Wuppertal war praktisch der Motor und die Speerspitze der deutschen Steuerfahndung“, sagt Wehrheim. Durch die Auswertung der CDs habe der deutsche Staat rund sieben Milliarden Euro Schwarzgeld von großen Steuerhinterziehern wieder zurückgeholt. „Jetzt tritt die CDU-FDP-Regierung in NRW bei diesem Thema auf die Bremse“, kritisiert der Ex-Fahnder.

    Damit ende auch die Praxis der Ankäufe von Daten-CDs mit Informationen zu Steuerhinterziehern in Deutschland. „Diese Ära geht zu Ende“, sagte Wehrheim. „Die Angebote gibt es zwar noch, aber der politische Wille ist nicht mehr da. Das, was in NRW bislang ging, wird in Zukunft sicher nicht mehr gehen. Denn ohne den Rückhalt eines Ministers, ohne generelle politische Rückendeckung, geht so etwas nicht.“

    Vorlage für Schwarzmarkt-Verkäufe und Erpressung

    In der Folge sei es wahrscheinlich, dass Daten von Steuerhinterziehern künftig vermehrt anderen Staaten angeboten, oder auf dem Schwarzmarkt verkauft und für Erpressungen genutzt würden, sagte der bundesweit bekannte Fahnder, der auch ein Sachbuch zum Thema „Inside Steuerfahndung“ geschrieben hat. (FMG)