Berlin. Die Rettung der SPD trauen die Deutschen am ehesten Sigmar Gabriel zu. Parteichef Martin Schulz schafft es nur ins Mittelfeld.

Europa und die Welt schauen an diesem Sonntag auf Bonn und die SPD. Das waren kürzlich die pathetisch-mahnenden Worte von Außenminister Sigmar Gabriel an seine zerrissene Partei, beim

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in der früheren Bundeshauptstadt im Streit über eine große Koalition den Blick für das große Ganze nicht zu verlieren.

Bei den Sondierungsgesprächen mit der Union war Gabriel gar nicht dabei. Das wollten SPD-Chef Martin Schulz und die Fraktionsvorsitzende Andrea Nahles so – ein Fehler? Wie eine exklusive Umfrage der Meinungsforscher von Kantar Emnid für unsere Redaktion zeigt, trauen deutlich mehr Bürger Gabriel – der bis Anfang 2017 fast acht Jahre lang die SPD anführte – und nicht seinem Nachfolger Schulz zu, die Sozialdemokraten aus ihrer existenziellen Krise herauszuführen.

Für Schulz, dessen politisches Schicksal in Bonn mit auf dem Spiel steht, sind es wenig ermutigende Zahlen. Nur 28 Prozent der Befragten sind der Ansicht, Schulz könne die SPD-Erneuerung erfolgreich meistern. Das reicht in der Rangliste zehn abgefragter SPD-Spitzenpolitiker nur für einen Mittelfeldplatz. Schlimmer noch: 58 Prozent glauben, die Sanierung der SPD sei für den gescheiterten Kanzlerkandidaten eine Nummer zu groß.

SPD-Politiker mit Führungspotenzial

Die SPD steckt in der Krise. Doch welchen SPD-Politikern trauen die Menschen zu, die Sozialdemokraten aus dem Tief zu führen? Die Ergebnisse einer Emnid-Umfrage im Auftrag unserer Redaktion:
Die SPD steckt in der Krise. Doch welchen SPD-Politikern trauen die Menschen zu, die Sozialdemokraten aus dem Tief zu führen? Die Ergebnisse einer Emnid-Umfrage im Auftrag unserer Redaktion: © picture alliance / Pacific Press | dpa Picture-Alliance / Michael Debets
Michael Groschek, der Landesvorsitzende der SPD in Nordrhein-Westfalen, landet auf Platz 10. Elf Prozent der Befragten sind der Meinung, der SPD-Politiker habe das Zeug, die SPD aus der Krise zu führen.
Michael Groschek, der Landesvorsitzende der SPD in Nordrhein-Westfalen, landet auf Platz 10. Elf Prozent der Befragten sind der Meinung, der SPD-Politiker habe das Zeug, die SPD aus der Krise zu führen. © dpa | Marcel Kusch
Mit 13 Prozent landet die geschäftsführende Familienministerin Katarina Barley auf dem neunten Platz.
Mit 13 Prozent landet die geschäftsführende Familienministerin Katarina Barley auf dem neunten Platz. © dpa | Andreas Arnold
Im Oktober ging er als Sieger aus der Landtagswahl in Niedersachsen hervor. Auch in der Emnid-Umfrage schnitt er ganz gut ab: 22 Prozent der Befragten halten den niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil für einen Politiker mit Führungspotenzial.
Im Oktober ging er als Sieger aus der Landtagswahl in Niedersachsen hervor. Auch in der Emnid-Umfrage schnitt er ganz gut ab: 22 Prozent der Befragten halten den niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil für einen Politiker mit Führungspotenzial. © dpa | Soeren Stache
Bundesjustizminister Heiko Maas geriet zuletzt für sein Gesetz zum Löschen von Hass-Kommentaren in die Kritik. Dennoch trauen 25 Prozent der Befragten ihm zu, die SPD aus der Krise führen zu können.
Bundesjustizminister Heiko Maas geriet zuletzt für sein Gesetz zum Löschen von Hass-Kommentaren in die Kritik. Dennoch trauen 25 Prozent der Befragten ihm zu, die SPD aus der Krise führen zu können. © Photothek/Getty Images | Getty Images
Genauso viele trauen das auch Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig zu.
Genauso viele trauen das auch Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig zu. © dpa | Stefan Sauer
Die Zeiten des „Schulz-Zugs“ sind vorbei. Am Anfang des Bundestagswahlkampfs im vergangenen Jahr setzte die SPD noch viel Hoffnung auf Martin Schulz. Im Emnid-Ranking landet der SPD-Vorsitzende nur knapp vor Maas und Schwesig – mit 28 Prozent auf Platz 5.
Die Zeiten des „Schulz-Zugs“ sind vorbei. Am Anfang des Bundestagswahlkampfs im vergangenen Jahr setzte die SPD noch viel Hoffnung auf Martin Schulz. Im Emnid-Ranking landet der SPD-Vorsitzende nur knapp vor Maas und Schwesig – mit 28 Prozent auf Platz 5. © dpa | Michael Kappeler
Trotz der Krawalle beim G20-Gipfel im Juli des vergangenen Jahres sticht Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz Schulz aus: 31 Prozent sprechen ihm das nötige Führungspotenzial zu.
Trotz der Krawalle beim G20-Gipfel im Juli des vergangenen Jahres sticht Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz Schulz aus: 31 Prozent sprechen ihm das nötige Führungspotenzial zu. © dpa | Axel Heimken
„Ich stehe nicht zur Verfügung, weder heute noch morgen, noch in zwei Jahren“, schloss die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer einen Wechsel nach Berlin jüngst kategorisch aus. Dennoch genießt die SPD-Frau offenbar großes Vertrauen und landet im Emnid-Ranking auf Platz 3: 31 Prozent halten sie für die richtige Führungsperson für die SPD.
„Ich stehe nicht zur Verfügung, weder heute noch morgen, noch in zwei Jahren“, schloss die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer einen Wechsel nach Berlin jüngst kategorisch aus. Dennoch genießt die SPD-Frau offenbar großes Vertrauen und landet im Emnid-Ranking auf Platz 3: 31 Prozent halten sie für die richtige Führungsperson für die SPD. © dpa | Arne Dedert
Ganz knapp davor landet Andrea Nahles: 32 Prozent erreicht die pragmatische Parteilinke, die kurz nach der Bundestagswahl 2017 dem ehemaligen und vielleicht zukünftigen Koalitionspartner noch „in die Fresse“ versprach.
Ganz knapp davor landet Andrea Nahles: 32 Prozent erreicht die pragmatische Parteilinke, die kurz nach der Bundestagswahl 2017 dem ehemaligen und vielleicht zukünftigen Koalitionspartner noch „in die Fresse“ versprach. © dpa | Bernd von Jutrczenka
Unangefochten auf Platz 1: der geschäftsführende Bundesaußenminister Sigmar Gabriel. Dem Vizekanzler traut fast jeder zweite Befragte (48 Prozent) gutes Krisenmanagement und die SPD-Rettung zu.
Unangefochten auf Platz 1: der geschäftsführende Bundesaußenminister Sigmar Gabriel. Dem Vizekanzler traut fast jeder zweite Befragte (48 Prozent) gutes Krisenmanagement und die SPD-Rettung zu. © dpa | Sebastian Gollnow
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Comeback an der Parteispitze dürfte unwahrscheinlich sein

In diesem repräsentativen Befund sind sich Frauen und Männer – egal, ob sie im Westen oder Osten leben – weitgehend einig. Die SPD-Anhängerschaft ist in Sachen Krisenmanagement des Vorsitzenden gespalten. Immerhin 52 Prozent stehen zu Schulz, 44 Prozent halten ihn für überfordert. Interessant ist, dass Schulz unverändert bei Jüngeren große Zustimmung findet. Fast jeder Zweite der 14- bis 29-Jährigen traut ihm die SPD-Sanierung zu.

Dabei ist es gerade

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Je älter die Bürger, desto stärker sackt der Vertrauensvorschuss für Schulz ab. So ist er nur noch für jeden fünften der über 60-Jährigen der richtige Mann für die Stabilisierung der ältesten deutschen Partei.

Im Gesamt-Ranking ganz oben steht unangefochten Gabriel. 48 Prozent der Befragten sagen, der Außenminister und Vizekanzler habe das Zeug für die SPD-Rettung, 39 Prozent glauben das nicht. Von den SPD-Anhängern trauen ihm 53 Prozent zu, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Ein Comeback an der Parteispitze dürfte unwahrscheinlich sein – dafür ist Gabriel in Bundestagsfraktion und Parteivorstand zu unbeliebt. Gabriel kämpft, in einer möglichen neuen GroKo Außenminister zu bleiben oder Finanzminister zu werden.

Scholz wird wie Gabriel als Finanzminister gehandelt

Am zweitbesten im Ranking schneidet Fraktionschefin Nahles ab – jedoch mit klarem Abstand zu Gabriel. Ihr trauen 32 Prozent der Befragten zu, die SPD besser aufzustellen. Knapp jeder zweite Deutsche verneint das. Bei den SPD-Anhängern genießt die Ex-Arbeitsministerin mit 47 Prozent erheblich mehr Vertrauen.

Knapp hinter Nahles landet in den Top Ten mit 31 Prozent die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer auf Rang drei. Dreyer, frischgebackene Bundesvize, wies größere Ambitionen gerade erst zurück. „Ich werde nicht nach Berlin gehen. Ich stehe nicht zur Verfügung, weder heute noch morgen, noch in zwei Jahren.“

NRW-Landeschef Michael Groschek ist Schlusslicht

Auf Platz vier findet sich Hamburgs Regierungschef Olaf Scholz (ebenfalls 31 Prozent) wieder. Scholz wird wie Gabriel in der SPD als möglicher Finanzminister gehandelt, er fühlt sich aber an Alster und Elbe trotz seiner Probleme rund um die Krawalle beim G20-Gipfel im Vorjahr sehr wohl. Hinter Schulz (Platz fünf) rangiert Manuela Schwesig mit 25 Prozent. Die ehrgeizige Ex-Bundesfamilienministerin wechselte im Sommer 2017 als Ministerpräsidentin nach Mecklenburg-Vorpommern. Auf Rang sieben folgt punktgleich (25) Bundesjustizminister Heiko Maas. Er erntete zuletzt Kritik für sein Gesetz zum Löschen von Internet-Hasskommentaren.

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Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil erreicht mit 22 Prozent Platz acht. Ihm folgt die geschäftsführende Familien- und Arbeitsministerin Katarina Barley (13 Prozent). Schlusslicht ist der nordrhein-westfälische Landeschef Michael Groschek (11 Prozent). Er ist bundesweit wenig bekannt, dafür beim Sonderparteitag in Bonn eine wichtige Größe. Die NRW-Delegierten stellen rund ein Viertel der 600 Delegierten, die über Koalitionsverhandlungen mit CDU und CSU abstimmen.