Berlin. In der SPD brodelt es. Das Ergebnis der Sondierung stößt auf viel Kritik. Parteichef Schulz manövrierte sich selbst in die Zwickmühle.

Gut 24 Stunden hatten die Unterhändler von Union und SPD für ihre finale Sondierungsrunde benötigt – nicht wesentlich länger dauerte es, bis das Ergebnis der potenziellen Koalitionäre schon wieder in Frage gestellt wurde.

Die Sozialdemokraten tun sich mächtig schwer mit den 28 Seiten, die ihre Parteispitze da ausgehandelt hatte. Nachbessern wollen die einen, komplett ablehnen die anderen. Und die Union kachelt zurück, stichelt gegen den „Zwergenaufstand“ der Genossen. Sondierungsgespräche seien kein „Ringelpiez mit Anfassen“. Mit einem schönen Gruß an die Wunschpartner.

Schulz hat selbst das Feuer geschürt

Alles in allem ein Fest für Zyniker: Da kommt große Vorfreude auf – die nächste GroKo wird bestimmt eine harmonische Veranstaltung. Ein Bündnis, das einer der beiden Partner im Grunde gar nicht will, würde mit einer enormen Bürde starten.

Einen Tag nach Sondierungen schwerer Dämpfer für Schulz

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    In der SPD hält sich die Zufriedenheit mit dem Ergebnispapier der Sondierung in überschaubaren Grenzen. Parteichef Martin Schulz, der mit seiner kategorischen Absage an eine GroKo am Wahlabend das Feuer erst geschürt hatte, muss nun die Flammen an der Basis löschen. Schon an diesem Montag in Dortmund steht ihm ein schwerer Gang an die Basis bevor.

    Für Schulz kann das der Beginn eines Desasters werden, fehlt Schulz doch das große sozialdemokratische Leuchtturmprojekt, mit dem er werben könnte. Bürgerversicherung, höherer Spitzensteuersatz, Vermögenssteuer – mit der Union war das alles nicht zu machen.

    Die Tür zur GroKo laut zugeknallt

    Mag sein, dass die Delegierten des SPD-Sonderparteitags am 21. Januar unter Schmerzen noch einmal ihrem Parteichef folgen und grünes Leben geben für Koalitionsverhandlungen mit CDU und CSU. Doch danach wird die SPD-Spitze mehr vorlegen müssen als das was im Sondierungsergebnis festgehalten wurde. Die Union wird da aber kaum mitspielen wollen.

    Wie auch immer: Die SPD-Führung ist schon jetzt beschädigt. Parteichef Martin Schulz – aber auch andere, wie sein Vize Ralf Stegner – hatten die Tür für die GroKo nach dem 24. September so laut zugeknallt, dass ihre Wende in Richtung GroKo sie nun wie Umfaller aussehen lässt.

    Doch die Zwickmühle haben sie sich selbst gebaut. Beim Sonderparteitag stimmen die Genossen nicht nur über den Einstieg in Koalitionsverhandlungen mit der Union – sondern auch über die Zukunft ihres Parteichefs.

    GroKo-Durchbruch: Darauf haben sich die Parteien geeinigt

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