Hanoi. Die Staatsanwälte sehen von der Todesstrafe ab: Der mutmaßlich aus Berlin entführte Vietnamese Trin Xian Thanh soll lebenslang in Haft.

Im Prozess um den mutmaßlich aus Deutschland entführten vietnamesischen Geschäftsmann Trin Xian Thanh sieht die Staatsanwaltschaft von der Forderung der Todesstrafe ab. Dies bestätigte Thanhs deutsche Anwältin am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

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forderten eine lebenslange Haftstrafe wegen Untreue sowie 13 bis 14 Jahre Haft wegen Missmanagements für den 52-jährigen ehemaligen kommunistischen Funktionär, berichteten staatliche Medien. Ausländischen Medien verweigerten die vietnamesischen Behörden den Zutritt zum Gericht.

Bundesregierung glaubt an Entführung

Thanh war im vergangenen Sommer unter rätselhaften Umständen aus Berlin verschwunden, wo er sich um Asyl bemüht hatte. Die Bundesregierung ist überzeugt, dass er vom vietnamesischen Geheimdienst entführt wurde. Vietnam gibt an, dass er freiwillig zurückgekehrt sei.

Thanh hatte den Medienberichten zufolge am Dienstag wirtschaftliches Fehlverhalten zugegeben, seine Anwältin Petra Schlagenhaupt hingegen sagte damals, er habe lediglich eine strafrechtlich nicht relevante Mitverantwortung als Top-Manager eingeräumt, wenn Mitarbeiter des Unternehmens Fehler begingen und daraus Verluste entstünden.

Für Korruption kann Todesstrafe verhängt werden

Die Anklage wirft ihm zudem vor, sich als Chef des staatlichen Baukonzerns PetroVietnam Construction (PVC) persönlich bereichert zu haben. Er soll demnach mindestens vier Milliarden vietnamesische Dong (etwa 150.000 Euro) in die eigene Tasche gesteckt haben. Diese Korruptionsvorwürfe hatte Thanh vor Gericht zurückgewiesen. Für Korruption kann die Todesstrafe verhängt werden.

„Die geforderte lebenslange Haft für meinen Sohn ist unsinnig, weil er dieses Geld nicht veruntreut hat“, sagte Thanhs Mutter Dam Thi Ngoc Kha der Deutschen Presse-Agentur am Telefon. Aber um ihrem Sohn zu helfen, habe sie vier Milliarden Dong zurückgezahlt. Vietnamesische Gericht verhängen oft mildere Urteile, wenn Angeklagte Gelder zurückzahlen.

Anwältin: „Es war klar, dass er verurteilt wird“

Thanhs deutsche Anwältin Petra Schlagenhauf bezeichnete das Verfahren gegen ihren Mandanten als nicht rechtsstaatlich. „Es war von vorneherein klar, dass er wie auch immer verurteilt wird“, sagte Schlagenhauf in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Verfahren sei für vietnamesische Verhältnisse ungewöhnlich, weil es international unter Beobachtung stehe. Wann das Urteil kommt, ist noch nicht klar. „Ich gehe davon aus, dass mein Mandant in Berufung gehen wird“, erklärte Schlagenhauf.

Mit Thanh zusammen müssen sich 21 weitere ehemalige Manager wegen Misswirtschaft und Korruption verantworten. (dpa/epd)