Berlin. Experten haben untersucht, warum Flüchtlinge kriminell werden. Eine wichtige Rolle spielt das Fehlen einer weiblichen Bezugsperson.

Mit mehr Sprachkursen, Sport und Praktika sowie mit besserer Betreuung insgesamt könnte die Zahl der von jungen Flüchtlingen begangenen Gewalttaten reduziert werden. Dies jedenfalls ergab eine Studie der Hannoveraner Kriminalwissenschaftler Christian Pfeiffer, Dirk Baier und Sören Kliem im Auftrag des Bundesfamilienministeriums.

Die Autoren untersuchten beispielhaft die Lage in Niedersachsen: Zwischen 2014 und 2016 stieg hier die Zahl polizeilich registrierter Gewalttaten in Niedersachsen um 10,4 Prozent. Zu 92 Prozent sei diese Zunahme Flüchtlingen zuzurechnen. Dies sei insofern nicht verwunderlich, als dass es sich bei einem spürbaren Anteil der Flüchtlinge um junge Männer in der Altersspanne handele, in der Menschen verstärkt straffällig seien.

Überfüllte Einrichtungen fördern Gewalt

Eine weitere Rolle spiele die Unterbringung von Flüchtlingen unterschiedlicher Herkunft und Religion in beengten Unterkünften, was Gewalt begünstige.

Familiennachzug: Darum geht es bei dem Streit wirklich

weitere Videos

    Ein wichtiger Aspekt des Problems ist laut den Experten, dass Flüchtlinge in Deutschland häufig in Männergruppen lebten – ohne Partnerin, Mutter, Schwester oder andere weibliche Bezugsperson, wie es in der Studie heißt.

    Es herrscht ein „Mangel an Frauen“

    Der Kriminologe Christian Pfeiffer.
    Der Kriminologe Christian Pfeiffer. © dpa | Ole Spata

    „Überall wirkt sich negativ aus: der Mangel an Frauen“, sagt Kriminologe Pfeiffer dazu. Dieser Mangel erhöhe die Gefahr, dass junge Männer sich „an gewaltlegitimierenden Männlichkeitsnormen orientieren“, heißt es in der Studie. Pfeiffer hält die Idee des Familiennachzugs deshalb für „nicht dumm“.

    Die Wissenschaftler halten außerdem ein Einwanderungsgesetz für sinnvoll, in dem klar geregelt ist, unter welchen Bedingungen Ausländer eingebürgert werden können. „Das schafft für sie einen starken Anreiz, sich engagiert um die Erfüllung der Einwanderungsvoraussetzungen zu bemühen“, heißt es in der Untersuchung.

    Abgewiesene Asylsuchende sollten zudem mehr Unterstützung in ihrem Heimatland bekommen. Dafür solle der Staat mit mehr Geld Projekte in den Heimatländern der Flüchtlinge finanzieren. (dpa)