Den Haag. Slobodan Praljak hat im Gerichtssaal Gift geschluckt und ist daran gestorben. Nun gibt es einen Bericht zu dem Suizid des Verurteilten.

Nach einer internen Untersuchung des Suizids des kroatischen Kriegsverbrechers Slobodan Praljak ist das UN-Tribunal zu dem Ergebnis gekommen: der Vorfall sei kaum zu verhindern gewesen.

Es seien keinerlei Unregelmäßigkeiten bei den Sicherheitsverfahren festgestellt worden, teilte Richter Hassan Jallow, der die Untersuchung geleitet hatte, in einer am Sonntag in Den Haag verbreiteten Erklärung mit.

Niederländische Behörden ermitteln weiter

Praljak hatte in einem Prozess zu Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien vor Gericht gestanden. Kurz nach seiner Verurteilung im November hatte er noch im Gerichtssaal vor laufenden Kameras Zyankali eingenommen und war kurz darauf gestorben. Wie der Kroate an das Gift gekommen war, ist noch ungeklärt. „Die laufenden strafrechtlichen Ermittlungen der niederländischen Behörden können das möglicherweise aufklären“, hieß es in der Erklärung des aus Gambia stammenden Richters.

Die tödliche Zyankali-Dosis beträgt dem Bericht zufolge 200 bis 300 Milligramm, etwa so viel wie eine Tablette. Es werde in Puderform oder in Wasser aufgelöst aufbewahrt und sei nur sehr schwer zu entdecken, „selbst bei den intensivsten Durchsuchungen von Personen oder Zellen“. Richter Jallow wies daraufhin, dass nach den strengen Regeln des Gerichts über den respektvollen Umgang mit Häftlingen eine noch gründlichere Untersuchung kaum möglich sei.

Die Ermittlungen der niederländischen Staatsanwaltschaft laufen noch. Wann ein Ergebnis vorgestellt wird, ist unklar. (dpa)