Istanbul. Mesale Tolu wurde gegen Auflagen aus der Untersuchungshaft entlassen. Die deutsche Journalistin kritisiert die türkischen Behörden.

Nach mehr als sieben Monaten Untersuchungshaft in der

Türkei hat sich die deutsche Journalistin Mesale Tolu erleichtert über ihre Freilassung gezeigt. „Ich bin müde, aber glücklich“, sagte Tolu am Montagabend in der Kanzlei ihrer Anwälte in Istanbul.

Tolu äußerte die Hoffnung, dass nun auch der „Welt“-Korrespondent

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freigelassen wird. „Wir sind beide Journalisten, die dem Staat ein Dorn im Auge sind“, sagte die 33-Jährige aus Ulm. „Ich hoffe, dass auch er so bald wie möglich seine Freiheit genießen kann.“

„Sie haben versucht, mich zu ängstigen“

Deniz Yücel gehört zu nun noch acht Deutschen, die in der Türkei aus politischen Gründen in U-Haft sitzen und deren Freilassung die Bundesregierung fordert. Tolu sagte, zwar werfe die Anklage ihr vor, Mitglied einer Terrororganisation zu sein. Der wahre Grund ihrer Inhaftierung sei aber gewesen, „dass ich Mitglied einer freien Presse bin. Sie haben versucht, mich zu ängstigen, weil sie wussten, dass ich einen kleinen Sohn habe.“ Der inzwischen dreijährige Sohn hatte knapp ein halbes Jahr bei der Mutter im Gefängnis verbracht.

Ein Gericht in Istanbul hatte am Montag die Freilassung von Tolu und fünf türkischen Angeklagten aus der Untersuchungshaft angeordnet. Tolu verließ am Montagabend eine Polizeistation in Istanbul. Sie war dort nach ihrem monatelangen Gefängnisaufenthalt zunächst hingebracht und vorübergehend festgehalten worden.

Von der Verhaftung bis zu Freilassung – Deniz Yücels Weg in die Freiheit

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    Außeminister Gabriel begrüßt die Freilassung

    Gegen Tolu wurde eine Ausreisesperre verhängt. Ihr werden Mitgliedschaft in einer Terrororganisation und Terrorpropaganda vorgeworfen. Darauf stehen bis zu 20 Jahre Haft. Sie selbst hat die Vorwürfe von sich gewiesen. Der nächste Gerichtstermin ist am 26. April. Die Bundesregierung wirft der Türkei vor, Tolu und weitere Deutsche aus politischen Gründen eingesperrt zu haben.

    Kanzlerin Angela Merkel sagte, Tolus Freilassung sei „keine komplett gute Nachricht“, weil Tolu das Land nicht verlassen dürfe und der Prozess fortgesetzt werde. Außenminister Sigmar Gabriel begrüßte die Freilassung Tolus. Dies sei ein erster großer Schritt, sagte er im ARD am Abend. Es sehe so aus, als ob man in der Beziehung zur Türkei „Schritt für Schritt kleine Fortschritte“ mache.

    Beide Seiten bemühten sich, angemessen miteinander umzugehen. Von einer Normalisierung der Beziehungen könne man noch nicht sprechen. Aber „kleine Schritte seien besser als keine“. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, die Bundesregierung werde sich weiter für die Freilassung Yücels einsetzen. Für eine Neubewertung der deutsch-türkischen Beziehungen sei es zu früh. (dpa/rtr)