Berlin. Angehörige der Opfer vom Breitscheidplatz fühlten sich von der Politik allein gelassen. Nun sprach die Kanzlerin mit Hinterbliebenen.

Hinterbliebene und Verletzte des Berliner Terroranschlags vom Breitscheidplatz haben sich bei einem Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nach Angaben des Opferbeauftragten Kurt Beck aufgenommen gefühlt. Das Treffen am Montag habe rund drei Stunden gedauert, „es waren sehr intensive Gespräche“, sagte Beck der Deutschen Presse-Agentur. „Es war sehr gut, dass die Kanzlerin das gemacht hat, das hat zur Entspannung geführt.“

Der Berliner Opferbeauftragte Roland Weber sagte der dpa, Merkel sei von Tisch zu Tisch gegangen und sei auf jeden individuell eingegangen. Sie habe sich Notizen gemacht und habe die Anliegen der Betroffenen aufgenommen. Das sei positiv bewertet worden.

Merkel will sich nach Informationen der dpa aus Teilnehmerkreisen im Herbst 2018 erneut mit den Terror-Opfern treffen. Bei dem Folgetreffen soll demnach berichtet werden, was die Bundesregierung bis dahin an notwendigen Änderungen umgesetzt habe.

Hinterbliebene fühlten sich von Politik allein gelassen

Zuvor hatten Hinterbliebene der Kanzlerin in einem offenen Brief politisches Versagen vorgeworfen und kritisiert, dass sie nicht persönlich kondoliert habe. Merkel hatte den Opfer-Angehörigen daraufhin bessere Unterstützung versprochen.

Merkel sagte vor dem Treffen mit den Opfer-Angehörigen, die Zusammenkunft mit den Hinterbliebenen sei ihr „sehr wichtig“. „Ich weiß, dass einige sich ein solches Treffen früher gewünscht hätten“, sagte die Kanzlerin. „Mir ist wichtig, dass ich heute noch einmal deutlich mache, wie sehr wir mit den Angehörigen und mit den Verletzten fühlen, wie sehr wir auch Dinge verbessern wollen.“

Angehörige warfen Merkel Untätigkeit vor

Merkel fügte hinzu: „Eins ist auch klar und mir auch bewusst: Dieses Leiden, diese völlige Veränderung des eigenen Lebens wird nicht gutzumachen sein, und trotzdem zeigen wir Anteilnahme und werden auch da, wo Dinge verbessert werden müssen, sie verbessern.“

Bei dem islamistischen Terroranschlag auf einen Weihnachtsmarkt am 19. Dezember vergangenen Jahres waren zwölf Menschen getötet und rund 70 verletzt worden. In einem offenen Brief hatten Angehörige der Opfer Merkel Untätigkeit und politisches Versagen vorgeworfen. Sie beklagten zudem das Bürokratie-Wirrwarr und zeigten sich verbittert, dass Merkel weder persönlich noch schriftlich kondoliert habe.

Beck fordert höhere Entschädigungen für Opfer-Angehörige

Kurt Beck hatte in einem Bericht zahlreiche Vorschläge gemacht, was sich seiner Ansicht nach ändern müsse. Kernpunkte sind höhere Entschädigungen und der Aufbau zentraler Anlaufstellen für Opfer auf Bundes- und Landesebene.

Beck fordert mehr Geld für Opfer vom Breitscheidplatz

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    (dpa)