Jerusalem/Gaza. Im Streit um Jerusalem sterben bei Zusammenstößen mehrere Menschen. Die Hamas setzt weiter auf Gewalt – und Trump ruft zu Mäßigung auf.
Im Heiligen Land ist es nach der Anerkennung Jerusalems als Israels Hauptstadt durch die USA zu weiteren Unruhen gekommen. An rund 20 Orten habe es Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften gegeben, teilte die israelische Armee am Samstag mit.
Im Westjordanland hätten rund 600 Palästinenser Brandbomben und Steine auf Soldaten geworfen. Unter anderem in Bethlehem und Tulkarem habe es Konfrontationen gegeben. Ein Demonstrant sei festgenommen worden. An der Grenze des Gazastreifens hätten rund 450 Palästinenser vor allem an acht verschiedenen Punkten Steine auf Soldaten geworfen und brennende Reifen gerollt.
Vier Palästinenser getötet
Bei Konfrontationen im Heiligen Land am Freitag und israelischen Luftangriffen im Gazastreifen in der Nacht zum Samstag sind vier Palästinenser getötet worden. Dies berichtete das palästinensische Gesundheitsministerium. Hunderte wurden nach Angaben des palästinensischen Rettungsdienstes Roter Halbmond verletzt.
Das sind die heiligen Stätten Jerusalems
Als Reaktion auf Raketenbeschuss aus dem Küstengebiet hatte die israelische Luftwaffe vier Standorte der radikal-islamischen Hamas angegriffen, wie die israelische Armee in der Nacht zum Samstag mitteilte.
Palästinensische Führung trifft sich in Ramallah
Angesichts der Unruhen rief ausgerechnet US-Präsident Donald Trump zu „Ruhe und Mäßigung“ auf. Das sagte sein Sprecher Raj Shah zu Journalisten an Bord der Präsidentenmaschine Air Force One, die Trump am Freitagabend (Ortszeit) zu einer Veranstaltung nach Florida brachte. „Der Präsident hat Ruhe und Mäßigung geforderte, und wir hoffen, dass die Stimmen der Toleranz die des Hasses übertönen“, sagte Shah. Er betonte, dass Trump weiterhin eine „dauerhafte Friedensvereinbarung zwischen Israelis und Palästinensern“ anstrebe.
Am Samstag will sich die palästinensische Führung in Ramallah treffen, nachdem Präsident Mahmud Abbas aus Jordanien zurückgekehrt ist. Auch die Arabische Liga befasst sich am Samstag in einer Dringlichkeitssitzung mit der umstrittenen Entscheidung des US-Präsidenten Donald Trump. Es wird erwartet, dass die Staatengemeinschaft bei ihrem Treffen in Kairo scharfe Kritik an der Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels übt.
Hamas lobt blutige Unruhen
Eine Rakete aus dem Gazastreifen war am Freitagabend in der Stadt Sderot im Süden Israels eingeschlagen. Weitere Informationen gebe es nicht, teilte eine israelische Armeesprecherin zunächst mit. Nach Angaben von „Haaretz“ wurden Autos beschädigt. Verletzte habe es keine gegeben. Israelische Jets flogen daraufhin in der Nacht zum Samstag Angriffe auf Ziele im Gazastreifen, darunter Waffenlager.
Die Hamas hatte die blutigen Unruhen gelobt. „Wir arbeiten in alle Richtungen und auf allen Ebenen, um die Entscheidung von Trump zu Fall zu bringen, Jerusalem zu befreien und das palästinensische Volk zurückzubringen“, sagte Hamas-Chef Ismail Hanija. Die palästinensische Einheit offenbare sich „in der Arena der Intifada“. Hanija hatte am Donnerstag zu einem neuen Palästinenseraufstand – einer Intifada – aufgerufen.
Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats
Der Beginn der ersten Intifada jährt sich am Samstag zum 30. Mal. Von 1987 bis 1993 verloren etwa 2200 Palästinenser und 200 Israelis ihr Leben. Bei der „Al-Aksa-Intifada“ von 2000 bis 2005 wurden 3500 Palästinenser getötet, mehr als 1000 Israelis starben bei Anschlägen von Palästinensern.
Bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats mussten die USA am Freitag massive Kritik aller 14 anderen Mitglieder des Gremiums einstecken. Die Entscheidung, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, stelle einen „gefährlichen Präzedenzfall“ dar, sagte Ägyptens UN-Botschafter Amr Abdellatif Aboulatta in New York.
Die Botschafter von Großbritannien, Italien, Schweden, Italien und dem derzeit nicht im Sicherheitsrat vertretenen Deutschland teilten nach der Sitzung in einer gemeinsamen Erklärung mit, die Entscheidung sei nicht in Übereinstimmung mit UN-Resolutionen und nicht hilfreich.
Israelis und Palästinenser sehen Jerusalem als Hauptstadt
Israel hatte 1967 während des Sechs-Tage-Kriegs unter anderem das Westjordanland und den arabischen Ostteil Jerusalems erobert. Das Westjordanland kontrolliert es bis heute, Ost-Jerusalem hat Israel annektiert. Israel beansprucht ganz Jerusalem als seine unteilbare Hauptstadt, was international nicht anerkannt wird.
Die Palästinenser sehen dagegen in Ost-Jerusalem die künftige Hauptstadt eines unabhängigen Palästinenserstaates, der das Westjordanland und den Gazastreifen umfasst. Allerdings leben schon heute in Ost-Jerusalem und im Westjordanland mehr als 600.000 jüdische Siedler. (dpa)