Berlin. CSU-Chef Horst Seehofer klammert sich an das letzte Stück seiner Macht. Ein respektabler Abgang sieht anders aus. Ein Kommentar.

Nach wochenlangen Spekulationen, Indiskretionen und Machtkämpfen vor und hinter den CSU-Kulissen steht nun fest:

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Es ist ein Abgang ohne Stil.

Das hat Seehofer sich selbst zuzuschreiben. Der Regierungschef, der es bei der Landtagswahl 2018 in Bayern eigentlich noch einmal wissen wollte, hat den richtigen Zeitpunkt für einen Rücktritt verpasst. Nach dem Debakel der CSU bei der Bundestagswahl im September wäre ein Rücktritt ohne Wenn und Aber fällig gewesen.

Unwürdiges Gezerre um die Macht

Doch Seehofer erging es wie so vielen Politikern vor ihm: Er konnte nicht loslassen. Es folgte – siehe oben – ein unwürdiges Gezerre um die Macht, das Seehofer sich selbst hätte ersparen sollen. Dass ihm nun ausgerechnet sein Intimfeind Markus Söder als Regierungschef folgen soll, macht Seehofers Schmach komplett.

Und selbst jetzt scheut der 68-Jährige den klaren Schnitt, stattdessen klammert er sich an seinen Posten als CSU-Vorsitzender. Doch nach seinem am Montag angekündigten Rücktritt als Ministerpräsident darf man bezweifeln, dass er diesen Posten noch lange wird halten können.

Auch in Berlin, wo das Ringen um eine neue große Koalition ansteht, ist er nach seinem erzwungenen Abgang als Ministerpräsident geschwächt. Horst Seehofer ist ein Parteichef auf Abruf.