Hannover. In zwei Wahlgängen konnte der AfD-Parteitag sich nicht auf einen Ko-Vorsitzenden für Jörg Meuthen einigen. Dann kam Alexander Gauland.

Die AfD rückt mit ihrem neuen Vorstand weiter nach rechts. Nach zähem Ringen wählten die rund 580 Delegierten auf ihrem Parteitag Amtsinhaber Jörg Meuthen und den Fraktionschef im Bundestag, Alexander Gauland, zu ihren Vorsitzenden. Der als gemäßigt geltende Berliner Landeschef Georg Pazderski scheiterte dagegen in zwei Wahlgängen. Er wurde dann aber als stellvertretender Vorsitzender gewählt.

Gauland, der als national-konservativ gilt und Meuthen unterstützt, warb dafür, alle Strömungen der Partei zu verzahnen. Auf der einen Seite stehe die AfD klar bei den Bürgerbewegungen und auf der anderen Seite sei sie eine liberal- konservative Reformpartei. „Es hat keinen Zweck irgendeine Wurzeln abzuschneiden“, sagte Gauland.

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Bei der Wahl des Ko-Chefs gab es in zwei Wahlgängen weder für den Berliner Landeschef Georg Pazderski noch für seine Gegenkandidatin Doris Sayn-Wittgenstein die nötige Mehrheit. Daraufhin erklärte Alexander Gauland seine Bereitschaft zur Kandidatur, Pazderski und Sayn-Wittgenstein dagegen ihren Verzicht. Padzderski warb für die Wahl Gaulands, der dann mit 67,8 Prozent in das Amt gewählt wurde.

Gauland: Noch zu früh für Koalitionen

Gauland erklärte, Regierungsverantwortung könne die AfD erst übernehmen, wenn sie so groß wie oder größer als ein Partner sei. „Wenn wir auch zahlenmäßig auf Augenhöhe sind, können wir auch irgendwann mal Verantwortung übernehmen.“ Gauland wurde mit rund 68 Prozent gewählt. „Ich hatte das heute morgen nicht vor“, sagte Gauland am Abend.

Polizei räumt Sitzblockade von AfD-Gegnern

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      Georg Pazderski hatte in zwei Wahlgängen keine Mehrheit für das Amt des Bundessprechers erzielt. Er wurde dann in das Wahl des Stellvertreters gewählt.
      Georg Pazderski hatte in zwei Wahlgängen keine Mehrheit für das Amt des Bundessprechers erzielt. Er wurde dann in das Wahl des Stellvertreters gewählt. © dpa | Julian Stratenschulte

      Jörg Meuthen hatte bei seiner Wahl 72 Prozent Ja-Stimmen zu verzeichnen. Er hatte keinen Gegenkandidaten, ein anderer Kandidat von der Basis hatte kurzfristig zurückgezogen.

      Zuvor hatte der Parteitag einen Antrag zur Abschaffung der bisher üblichen Doppelspitze abgelehnt. Die Delegierten wiesen am Samstag einen entsprechenden Vorschlag zurück, der mit „häufigem Kompetenzgerangel“ in der Führung begründet worden war und sich stattdessen für einen einzigen Vorsitzenden aussprach.

      AfD-Bundestagsabgeordneter angegriffen

      Am Rande des Parteitags war es zu Protesten gegen die AfD gekommen. Am Nachmittag zogen nach Polizeiangaben rund 6500 AfD-Gegner vom Tagungsort in Richtung Stadtzentrum. Ihre Kundgebung stand unter dem Motto „Unser Hannover - bunt und solidarisch! - Protest gegen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus“. Zuvor waren bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei fünf Polizisten und mindestens ein Demonstrant verletzt worden.

      Der AfD-Abgeordnete Kay Gottschalk berichtet auf Twitter, dass ihn Demonstranten auf dem Weg zum Parteitag angegriffen hätten. Gottschalk trug einen Arm in einer Schlinge, als er sich erfolgreich für den Posten eines stellvertretenden Sprechers bewarb. Diagnostiziert worden seien Prellung, Zerrung und Überdehnung. Die Polizei hätte ihn besser schützen müssen, sagte er, die Attacke sei in einem Bereich erfolgt, der als Sicherheitszone gegolten habe

      Kay Gottschalk mit einer Armschlinge beim AfD-Bundesparteitag.
      Kay Gottschalk mit einer Armschlinge beim AfD-Bundesparteitag. © dpa | Julian Stratenschulte

      Die Polizei teilte mit, sie ermittele in dem Fall wegen des Verdachts der Nötigung gegen drei Frauen (23, 24 und 26 Jahre alt) sowie vier Männer (19, 22, 27 und 33 Jahre alt) – alle aus dem Hamburger Raum. Da die 26-Jährige zudem versucht haben soll, die Aktentasche des Mannes an sich zu reißen werde gegen sie wegen des Verdachts des Raubes ermittelt. Alle sieben Personen seien polizeilich bereits wegen linksmotivierter Straftaten auch überregional in Erscheinung getreten. Insgesamt wurden laut Polizei vier Personen fest- und sechs in Gewahrsam genommen. (law/dpa)