Bornhagen. Angeblich sprangen Männer mit Sturmhauben aus einem Bus: Vor dem Höcke-Mahnmal sind Autos der Aktivisten des ZfPS attackiert worden.

Angriff auf die Fahrzeuge der Aktivisten des Zentrums für politische Schönheit (ZfPS) im Wohnort von Björn Höcke: Die Polizei im thüringischen Nordhausen bestätigt, dass an zwei Autos Reifen zerstochen wurden. Für das ZfPS ist der Fall Beleg, dass permanenter Polizeischutz nötig ist. Zunächst hieß es, die geplante Wiedereröffnung des Mahnmals werde zurückgestellt. Gründer Philipp Ruch erklärte dann aber: „Wir bleiben erst recht und werden die Nazis weiter mit einem Mahnmal betreuen.“

Nach Angaben der Polizei ereignete sich der Zwischenfall zwischen 10.30 Uhr und 10.45 Uhr. Mitglieder des ZfPS hätten kurz danach in Bornhagen eine Streife informiert, die Beamten vor Ort stellten danach fest, dass zwei Fahrzeuge betroffen waren. Ermittelt werde gegen Unbekannt wegen politisch motivierter Sachbeschädigung.

Das ZfPS sprach auf Twitter davon, Männer mit Sturmhauben seien mit Messern im Anschlag auf die Autos losgestürmt. Dabei beriefen die Aktivisten sich offenbar auf die Schilderung eines Nachbarn. Eine Polizeisprecherin sagte unserer Redaktion, diese Zeugenaussage sei bisher nicht bekannt.

Polizei: Kein Standposten vor dem Anwesen

Der Sprecherin zufolge sei die Polizei laufend in Bornhagen, habe aber keinen Standposten vor dem Anwesen, auf dem das Zentrum für politische Schönheit 24 Betonstelen aufgestellt hat, um Björn Höcke mit einer Miniaturversion des Holocaust-Mahmals zu konfrontieren. „Vielleicht wurde abgepasst, dass die Kollegen gerade nicht dort waren“, sagte die Sprecherin. „Das ist aber Spekulation.“ Es gebe Hinweise auf ein Fahrzeug mit einem Teil des Kennzeichens, denen werde auch nachgegangen. Das Zentrum für politische Schönheit twittert von einem VW-Bus T4 oder T5 mit einem Eichsfelder Kennzeichen. Es beklagt mangelnden Polizeischutz.

Eine Sprecherin der Aktivisten sagte unserer Redaktion, bereits bei der Ankunft in Bornhagen am Samstag sei man aus dem VW-Bus heraus gefilmt worden. Als die Fahrzeuge eine Minute unbeobachtet gewesen seien, sei es zu dem Übergriff gekommen. Eine Nachbarin habe berichtet, dass zwei Vermummte aus dem Bus gesprungen und auf die Fahrzeuge losgegangen seien. Auf Twitter spricht das ZfPS von „Höckes Nazi-Bürgerwehr“.

Stelen stehen seit zwei Wochen

Die Kunst-Aktivisten machen mit der Nachbildung des Berliner Holocaust-Mahnmals in Sichtweite von Höckes Wohnhaus Schlagzeilen. Sie hatten die Stelen vor knapp zwei Wochen auf einem von ihnen gemieteten Grundstück aufgestellt.

Aktionskünstler errichten Mahnmal-Kopie neben Björn Höckes Haus

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    Das für provokative Aktionen bekannte ZPS will damit gegen eine umstrittene Rede Höckes Anfang des Jahres in Dresden protestieren. Im Zusammenhang mit der Aktion in Bornhagen ermittelt die Staatsanwaltschaft Mühlhausen wegen des Anfangsverdachts der versuchten Nötigung gegen das Künstlerkollektiv. Auslöser war die ZPS-Aufforderung an Höcke, vor dem Holocaust-Denkmal in Berlin oder vor dem Nachbau auf Knien um Vergebung für die deutschen Verbrechen des Zweiten Weltkriegs zu bitten - anderenfalls würden in der Vergangenheit über Höcke gesammelte Informationen veröffentlicht. (law)