Theresa May reagiert auf Donald Trumps Twitter-Attacke
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London/Washington. Erst verbreitet er Videos einer rechten Gruppe, dann greift er Theresa May an. Nun hat May direkt auf Donald Trump reagiert.
Die britische Premierministerin Theresa May hat US-Präsident Donald Trump wegen der Weiterverbreitung von islamfeindlichen Videos direkt kritisiert. Man habe trotz der Zusammenarbeit keine Angst davor, die USA sehr deutlich auf Fehler hinzuweisen, sagte May am Donnerstag in Amman. „Und für mich ist sehr klar, dass die Weiterverbreitung der Britain-First-Tweets falsch waren.“
Trump hatte am Mittwoch auf Twitter mehrere islamfeindliche Videos der „Britain First“-Vizechefin Jayda Fransen weitergeleitet. Darauf zu sehen waren gewalttätige Übergriffe auf Menschen und die Zerstörung einer Marienstatue. Im Begleittext hieß es, die Täter seien Muslime.
Trump kritisiert May auf Twitter
Das Büro der britischen Premierministerin hatte tags zuvor die Aktivitäten von „Britain First“ als „hasserfüllt“ bezeichnet. Sie würden rechtschaffene Bürger verängstigten.
Daraufhin wandte sich Trump über Twitter direkt an die britische Regierungschefin: „Konzentrieren Sie sich nicht auf mich, konzentrieren Sie sich auf den zerstörerischen radikal-islamischen Terrorismus im Vereinigten Königreich“, schrieb er. „Wir kommen schon klar!“
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„Britain First“ wurde 2011 gegründet
„Britain First“-Vizechefin Fransen ist in Großbritannien keine Unbekannte. Sie wurde bereits wegen Beleidigung einer Muslimin verurteilt und unterliegt einem gerichtlichen Verbot, Moscheen und ähnliche Einrichtungen in England und Wales zu betreten.
Das sind die US-Präsidenten seit 1945
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„Britain First“ war 2011 von Mitgliedern der rechten British National Party (BNP) gegründet worden. Umso unverständlicher erscheint den Briten, dass ein US-Präsident Videos Fransens über Twitter einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert.
Niederländische Behörden wiesen darauf hin, dass der Schläger weder Muslim noch Einwanderer sei. Es handele sich um einen 16-jährigen gebürtigen Niederländer, der für seine Tat eine Strafe verbüßt habe. „Fakten zählen“, twitterte die niederländische Botschaft in den USA.
„’Britain First’ versucht, Gemeinschaften durch ihre hasserfüllten Erzählungen zu spalten, die Lügen verbreiten und Spannungen anheizen. Sie erzeugen Angst bei rechtschaffenen Leuten“, sagte ein britischer Regierungssprecher der Deutschen Presse-Agentur.
Der Chef der oppositionellen Labour-Partei, Jeremy Corbyn, sprach von einer „Bedrohung für unsere Gesellschaft“. Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, forderte Trump auf, seine Tweets zu löschen.
Londoner Bürgermeister spricht von Vertrauensbruch
Erneut forderten zahlreiche Politiker, den im kommenden Jahr geplanten Staatsbesuch des US-Präsidenten in Großbritannien abzusagen, darunter auch Londons Bürgermeister Sadiq Khan. Er sprach von einem Vertrauensbruch in der besonderen Beziehung zwischen den USA und Großbritannien.
Bei dem Staatsbesuch soll Trump auch von Königin Elizabeth II. empfangen werden und in einer vergoldeten Kutsche mit ihr auf einer Prachtstraße fahren. Auch ein gemeinsames Dinner ist geplant. Viele Briten halten das schon seit längerem für unangemessen und wollen den Besuch daher herabstufen. Die Regierung lehnt das ab.
Das Weiße Haus verteidigte Trumps Retweets. „Die Bedrohung ist echt, der Bedrohung muss man begegnen und über diese Bedrohung muss man reden“, sagte Sprecherin Sarah Sanders. Trumps Vizesprecher Raj Schah ergänzte, der Präsident habe auf eben diese Sorge mit seinen Erlassen reagiert. Dies zielte auf die mehrfach gerichtlich gestoppten Einreiseverbote für Menschen aus islamischen Staaten, von denen Trump aber stets behauptete, sie seien nicht gegen Muslime gerichtet.
Trump macht Fehler beim tweeten
Trump selbst unterlief bei seiner Antwort an May noch ein Fehler. Das Twitter-Konto der Premierministerin lautet @theresa_may, mit Unterstrich; der Präsident richtete seine Mahnung jedoch an @theresamay, das Konto einer anderen Nutzerin. Wenig später wurde der erste Tweet gelöscht und an die richtige Adressatin wiederholt.
Bereits im vergangenen Juni hatte Trump eine Auseinandersetzung via Twitter mit dem Londoner Bürgermeister. Sadiq Khan hatte die Menschen nach einem Terroranschlag gebeten, nicht wegen des erhöhten Polizeiaufgebots in der Metropole in Alarmstimmung zu verfallen. Trump warf ihm daraufhin eine „armselige Ausrede“ vor. (dpa/rtr)