Brüssel. Seit Jahrzehnten werden Dönerspießen Phosphate zugesetzt. Nun wollen Sozialdemokraten und Grüne den Zusatz auf EU-Ebene verbieten.

  • Ohne Phosphate würden tiefgefrorene Dönerspieße auseinanderfallen
  • Es gibt aber eine rechtliche Lücke für den Phosphat-Einsatz bei rohen Fleischspießen
  • Diese Lücke will die EU-Kommission nun schließen

Ohne Phosphate funktioniert ein Döner nicht. Denn ohne den Zusatz dieser Stoffe würde – vereinfacht gesagt – der Fleischspieß auseinanderfallen, austrocknen und nicht gleichmäßig garen. Seit Jahrzehnten werden Phosphate bei der Produktion tiefgefrorener Dönerspieße eingesetzt, jetzt will der Umweltaussschuss des EU-Parlaments eine rechtliche Lücke schließen – und damit quasi gleichzeitig das Ende des Döners besiegeln.

Der Hintergrund: Bislang gibt es keine rechtssichere EU-Verordnung, die den Phosphateinsatz bei tiefgefrorenen Dönerspießen deutlich regelt. Er ist weder ausdrücklich erlaubt noch ausdrücklich verboten.

EU-Kommission wollte Rechtslücke schließen

Eindeutig erlaubt ist der Einsatz von Phosphaten bei verzehrfähigen Fleischprodukten wie Kassler, Wurstbrät oder einem fertig gegrillten Döner. „Schlichtweg vergessen hatte die EU-Kommission aber seinerzeit, klarzustellen, dass Phosphate natürlich auch im tiefgefrorenen, noch rohen Drehspieß, der an Imbissbuden ausgeliefert wird, enthalten sein dürfen“, nahm Renate Sommer (CDU), Mitglied des EU-Umweltausschusses, auf Facebook Stellung.

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Das wollte die EU-Kommission nun ändern, wie einer Mitteilung des Europäischen Parlaments zu entnehmen ist. Doch im EU-Umweltausschuss setzte sich auf Initiative der Sozialdemokraten und der Grünen ein Einspruch gegen dieses Kommissionsvorhaben durch. Deren Begründung: Der Zusatz von Phosphaten in Lebensmitteln könne eine Gesundheitsgefährdung darstellen.

Die Europaabgeordnete Renate Sommer (CDU)
Die Europaabgeordnete Renate Sommer (CDU) © Christian CREUTZ

Sommer sieht 110.000 Arbeitsplätze bedroht

Dies sei lächerlich, widerspricht hingegen EU-Politikerin Sommer. Laut Einschätzung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sei die Aufnahme von 4200 Milligramm Phosphat pro Tag unbedenklich, eine Portion Döner enthalte 134 Milligramm davon, schreibt sie in ihrer Facebook-Stellungnahme weiter.

Sommer zeichnet ein düsteres Bild für die Dönerindustrie, sollte das EU-Parlament dem Umweltausschuss folgen: „Ein Verbot des Phosphatzusatzes würde zum Erliegen der Dönerproduktion führen, da es bislang keine technischen Alternativen zur Stabilisierung der Drehspieße gibt.“ Der Branche drohten demnach Umsatzeinbußen von 10,5 Millionen Euro – pro Tag. 110.000 Arbeitsplätze seien gefährdet.

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