Den Haag. Nach dem Suizid des Kriegsverbrechers Slobodan Praljak haben Ermittler Gift-Spuren entdeckt. Sie suchen weiter nach möglichen Helfern.

Nach dem Suizid des bosnisch-kroatischen Kriegsverbrechers Slobodan Praljak vor dem UN-Tribunal haben die Ermittler Spuren von Gift entdeckt. Das bestätigte ein Sprecher der niederländischen Staatsanwaltschaft am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in Den Haag. „Es handelt sich um einen chemischen Stoff, der für Menschen tödlich sein kann.“ Welcher Stoff es war, sagte er nicht.

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aus einer Art Flakon eingenommen und war Stunden später in einem Krankenhaus in Den Haag gestorben. Die Ermittlungen konzentrieren sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft auf mögliche Helfer des Mannes.

In Kürze werde auch der Leichnam des 72-jährigen Praljak obduziert und toxologisch untersucht, sagte der Sprecher. Bislang ist unklar, wie das Gift in seinen Besitz und den Gerichtssaal gekommen war. Das UN-Tribunal wollte sich zu dem Fall unter Bezug auf die laufenden Ermittlungen nicht äußern.

Slobodan Praljak hatte sich 2004 gestellt

Kerzen und Blumen wurden in Gedenken an Praljak in Mostar (Bosnien-Herzegowina) niedergelegt.
Kerzen und Blumen wurden in Gedenken an Praljak in Mostar (Bosnien-Herzegowina) niedergelegt. © dpa | Amel Emric

Praljak war mit fünf anderen ehemals hochrangigen bosnischen Kroaten wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gegen Muslime im Bosnienkrieg (1992-1995) schuldig gesprochen worden. Das Gericht hatte in der Sitzung die im Mai 2013 verhängte Haftstrafe von 20 Jahren gegen Praljak bestätigt. Er hatte nach seiner Verurteilung gerufen: „Slobodan Praljak ist kein Kriegsverbrecher. Ich weise Ihr Urteil zurück.“

Praljak saß seit 2004 in den Zellen des UN-Kriegsverbrechertribunals im Nordseebad Scheveningen in Den Haag. Der 72-Jährige hatte sich dem UN-Gericht selbst gestellt. Kurz zuvor hatte das Tribunal die Anklage gegen ihn veröffentlicht. (dpa/rtr)