Bangkok. Rund 650.000 Rohingya-Flüchtlinge können auf Rückkehr nach Myanmar hoffen. Das sieht eine Vereinbarung mit Bangladeschs Regierung vor.

  • Es ist laut UN die am schnellsten wachsende humanitäre Krise der Welt
  • Nun könnte sie bald vorbei sein: Myanmar hat sich bereit erklärt, die Rohingya wieder aufzunehmen
  • Sie waren zu Hunderttausenden nach Bangladesch geflohen

Nach vier Monaten der Gewalt, Vertreibung und ethnischer Säuberung – so US-Außenminister Rex Tillerson –

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Das zumindest legt die Übereinkunft fest, die am Donnerstag zwischen der Regierung von Bangladesch und Aung San Suu Kyi, der De-Facto-Führerin des zivilen Teils von Myanmars Regierung, am Donnerstag in Naypyidaw vereinbart wurde. Die Rohingya waren seit Mitte August aus dem Rakhine-Staat in Myanmar geflüchtet.

Der erste Schritt, so die Regierung in Dhaka, sieht die Bildung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe vor. Bangladesch soll Myanmar die persönlichen Daten der vertriebenen Rohingya zur Prüfung übergeben. Die Vereinbarung beruht auf einem ähnlichen Deal, den beide Staaten in den Jahren 1992 und 1993 abschlossen, nachdem erstmals 30.000 Rohingya Anfang der 90er-Jahre ihr Heil in der Flucht nach Bangladesch gesucht haben.

Rohingya müssen Dokumente vorlegen können

Myanmar will laut der Vereinbarung Rohingya wieder aufnehmen, die von seinen Behörden ausgestellte Dokumente vorlegen können. Es ist unklar, wie viele der rund eine Million Rohingya, die inzwischen in Bangladesch leben, solche Unterlagen vorweisen können oder wollen. Die Vereinbarung Anfang der 90er-Jahre sah auch vor, dass alle Heimkehrer freiwillig nach Myanmar zurückkehren wollten.

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    Wie viele der seit Mitte August in Bangladesch eingetroffenen Vertriebenen zu einer Rückkehr bereit sind, ist angesichts der zahlreichen Vergewaltigungen, mehrerer Massaker und der Zerstörung von insgesamt 330 Dörfern – so die jüngsten Zahlen der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) – offen. Amnesty International beschrieb

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    vor wenigen Tagen als ghetto-ähnlich.

    Talibanmilizen haben ihre Finger im Spiel

    Beobachter in Myanmar fragen sich zudem, wie der mächtige Chef von Myanmars Streitkräften General Min Aung Hlaing auf die Vereinbarung reagieren wird. Er weilte in China, als Aung San Suu Kyi in Naypyidaw die Vereinbarung mit Bangladesch unterzeichnete. Erst in der vergangenen Woche hatte er den Standpunkt der Offiziere dargelegt: Die Lage müsse sowohl für die lokale Bevölkerung in Rakhine wie auch für die Bengalis akzeptabel sein. Aber besonders wichtig sei der Wunsch der lokalen Rakhine-Bewohner, die wahre Staatsbürger von Myanmar seien.

    Der Begriff Bengalis für die Rohingya wurde vor allem von rabiaten nationalistischen buddhistischen Mönchen geprägt, die der muslimischen Minderheit jedes Bleiberecht in Myanmar absprechen. Laut Augenzeugenberichten der vergangenen Monate beteiligten sich lokale Banden an den Ausschreitungen gegen zivile Rohingya, nachdem die Untergrundgruppe ARSA Mitte August mehrere Polizeistationen in der Region attackiert hatte. Ihre Führung sitzt in Mekka und ließ sich von den radikalislamischen Talibanmilizen in Pakistan und Afghanistan inspirieren.