Berlin. Am Donnerstag soll die Zeit der Sondierungen für ein Jamaika-Bündnis enden. Besonders optimistisch klingen die Unterhändler nicht.

Zum Start in die entscheidende Woche der Jamaika-Sondierungen sind die Verhandlungsführer der vier Parteien am Sonntag zu Beratungen in Berlin zusammengekommen. Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel sagte bei ihrem Eintreffen, mit diesen Beratungen beginne die dritte Etappe der Sondierungen.

„Jetzt in der dritten Etappe heißt die Aufgabe Kompromisse zu finden.“ Auch die Chefs von CSU, FDP und die Verhandler der Grünen riefen zu Kompromissen auf. Die Zeit könnte knapp werden. Merkel sagte, in der ersten Sondierungsrunde habe man Material gesammelt, in der zweiten habe man verdichtet und festgestellt, wo es

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gebe. Sie glaube, dass es nun in der dritten Runde Möglichkeiten zu Kompromissen gebe.

Ende der Sondierungen für Donnerstag angepeilt

„Es wird ein noch durchaus großes Stück Arbeit. Aber aus meiner Sicht kann bei gutem Willen auch eine Lösung erzielt werden.“ Ob das der Fall sei, wisse man allerdings erst Ende der Woche. Die Unterhändler peilen an, an diesem Donnerstag die Sondierungen abzuschließen.

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    An den Beratungen nahmen neben Merkel der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer, FDP-Chef Christian

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    , FDP-Vize Wolfgang Kubicki und das Grünen-Verhandlerduo Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir teil. Gekommen war auch der baden-württembergische Grünen-Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Es soll dem Vernehmen nach unter anderem ums Geld, die Klima- sowie die Migrationspolitik gehen.

    FDP ruft Union zu Kompromissen auf

    FDP-Chef Lindner sagte, nachdem sich FDP und Grüne bewegt hätten, sei es jetzt mal an den Unionsparteien, Maximalforderungen zu räumen. Dabei geht es auch um das Kooperationsverbot von Bund und Ländern in der Bildungspolitik. In den Beratungen gehe es unter anderem um Finanzen, Flüchtlinge und das Klima-Thema. Er setze bei allen Seiten guten Willen voraus.

    Kubicki sagte auf die Frage, ob er einen Durchbruch in der Chefrunde erwarte, er hoffe, „dass es keinen Einbruch gibt“. Die Enttäuschung der Grünen über die bisherigen Beratungen könne er nicht nachvollziehen. Deren Behauptung, es habe keine Bewegung gegeben, stimme nicht. Auf die Frage, wie es bei den Verhandlungen stehe, sagte er: „Null, null. (...) Wir sind genau da, wo wir angefangen haben. Aber wir wollen ja hoffen, dass wir die nächsten Tage nutzen, was Vernünftiges hinzubekommen.“

    Kein Verständnis für Enttäuschung der Grünen

    Seehofer sagte, er komme mit gutem Willen. Die Unterhändler hätten noch fünf Tage Zeit, „keine Stunde länger. Und innerhalb dieser fünf Tage müssen wir jetzt Klarheit schaffen. Das heißt: entscheiden.“ Wenn es gehe, sei er für sofortige Entscheidungen. „Ich bin immer dafür, dass wir weniger reden und mehr entscheiden.“

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      Auf die Klage der Grünen, es stehe 0:10 in den Verhandlungen für ihre Partei, sagte Seehofer, bisher sei es ja gar nicht die Absicht gewesen, zu einem Ergebnis zu kommen. „Jetzt beginnt die Endrunde. Und in dieser Endrunde geht es um Entscheidungen.“ Wie sich die Grünen selbst so einstufen könnten, sei ihm schleierhaft.

      Seehofer: CSU voll handlungsfähig

      Auf die Frage, zu welchen Kompromissen er bereit sei, betonte der CSU-Chef: „Kompromisse handeln wir da drinnen aus, und nicht hier vor den Fernsehkameras.“ Auf die Frage, ob die interne

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      in der CSU auch um seine politische Zukunft die Jamaika-Verhandlungen belaste, sagte der bayerische Ministerpräsident: „Das hilft auf jeden Fall nicht.“ Die CSU sei voll handlungsfähig in Berlin. Dies werde man in den nächsten Tagen sehen.

      Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt

      Sie sind das Spitzenduo von Bündnis 90/Die Grünen: Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt. Nachdem es zeitweise schlecht für die Partei aussah und sie um den Einzug in den Bundestag bangen musste, holten sie am Ende souverän 8,9 Prozent. Wir stellen die beiden Politiker vor.
      Sie sind das Spitzenduo von Bündnis 90/Die Grünen: Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt. Nachdem es zeitweise schlecht für die Partei aussah und sie um den Einzug in den Bundestag bangen musste, holten sie am Ende souverän 8,9 Prozent. Wir stellen die beiden Politiker vor. © picture alliance / Kay Nietfeld/ | dpa Picture-Alliance / Kay Nietfeld
      Nach der Wahl und einem Zugewinn von 0,5 Prozent im Vergleich zur Wahl 2013 scheint nun sogar eine Regierungsbeteiligung in einer Jamaika-Koalition möglich.
      Nach der Wahl und einem Zugewinn von 0,5 Prozent im Vergleich zur Wahl 2013 scheint nun sogar eine Regierungsbeteiligung in einer Jamaika-Koalition möglich. © imago/Jürgen Heinrich | Jürgen Heinrich
      Bei der Bundestagswahl 2013 mussten die Grünen noch eine Wahlniederlage eingestehen. Die Parteivorsitzenden Claudia Roth (l.) und Cem Özdemir (2.v.l.) sowie die Spitzenkandidaten Katrin Göring-Eckardt und Jürgen Trittin (r.) stellten sich einen Tag nach der Wahl in der Columbiahalle in Berlin der Presse.
      Bei der Bundestagswahl 2013 mussten die Grünen noch eine Wahlniederlage eingestehen. Die Parteivorsitzenden Claudia Roth (l.) und Cem Özdemir (2.v.l.) sowie die Spitzenkandidaten Katrin Göring-Eckardt und Jürgen Trittin (r.) stellten sich einen Tag nach der Wahl in der Columbiahalle in Berlin der Presse. © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Jens Büttner
      Für die Bundestagswahl 2017 sollte es besser werden: Denkbar knapp wählte die Grünen-Basis Parteichef Cem Özdemir zum Spitzenkandidaten. Diese Aufnahme zeigt Özdemir im März 1998 im Bonner Bundestag.
      Für die Bundestagswahl 2017 sollte es besser werden: Denkbar knapp wählte die Grünen-Basis Parteichef Cem Özdemir zum Spitzenkandidaten. Diese Aufnahme zeigt Özdemir im März 1998 im Bonner Bundestag. © picture-alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Tim Brakemeier
      Özdemir ist Sohn türkischer Gastarbeiter. Dieses Foto zeigt ihn mit Mutter Nihal und Vater Abdullah in seinem früheren Wahlkreisbüro in Ludwigsburg (Baden-Württemberg).
      Özdemir ist Sohn türkischer Gastarbeiter. Dieses Foto zeigt ihn mit Mutter Nihal und Vater Abdullah in seinem früheren Wahlkreisbüro in Ludwigsburg (Baden-Württemberg). © imago/Jürgen Eis | imago stock&people
      Gern erzählt Özdemir von seinem Aufwachsen zwischen zwei Kulturen in Bad Urach und von seiner Ausbildung als Erzieher. Integration ist eines der wichtigsten Themen des Politikers. Viele trauen ihm zu, in einer Koalition Außenminister zu werden.
      Gern erzählt Özdemir von seinem Aufwachsen zwischen zwei Kulturen in Bad Urach und von seiner Ausbildung als Erzieher. Integration ist eines der wichtigsten Themen des Politikers. Viele trauen ihm zu, in einer Koalition Außenminister zu werden. © picture alliance / Ulrich Baumga | dpa Picture-Alliance / Ulrich Baumgarten
      Özdemir trat im Alter von 16 Jahren den Grünen bei und erwarb mit 18 Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft.
      Özdemir trat im Alter von 16 Jahren den Grünen bei und erwarb mit 18 Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft. © picture-alliance/ dpa | dpa Picture-Alliance / Martin Gerten
      1994 zog er als erster Abgeordneter türkischer Herkunft in den Bundestag ein.
      1994 zog er als erster Abgeordneter türkischer Herkunft in den Bundestag ein. © picture alliance / Ulrich Baumga | dpa Picture-Alliance / Ulrich Baumgarten
      Der Grünen-Abgeordnete im Gespräch mit der damaligen Bundestagpräsidentin Rita Süssmuth im Juni 1997 im Bundestag.
      Der Grünen-Abgeordnete im Gespräch mit der damaligen Bundestagpräsidentin Rita Süssmuth im Juni 1997 im Bundestag. © picture-alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Michael Jung
      Von 2004 bis 2009 war Özdemir Abgeordneter des EU-Parlaments.
      Von 2004 bis 2009 war Özdemir Abgeordneter des EU-Parlaments. © Getty Images | Pool
      2002 schied er wegen einer Affäre um ein Darlehen aus dem Bundestag aus, seit 2013 gehört er ihm wieder an.
      2002 schied er wegen einer Affäre um ein Darlehen aus dem Bundestag aus, seit 2013 gehört er ihm wieder an. © dpa | Michael Kappeler
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      Seit 2008 ist Cem Özdemir Bundesvorsitzender der Grünen. © imago | Seeliger
      Spitzenkandidatin Kathrin Göring-Eckardt macht den Job nun schon zum zweiten Mal.
      Spitzenkandidatin Kathrin Göring-Eckardt macht den Job nun schon zum zweiten Mal. © Reto Klar | Reto Klar
      Anders als Co-Kandidat Jürgen Trittin rückte sie nach der Wahl 2013 nicht in die zweite Reihe, sondern wurde Chefin der grünen Bundestagsfraktion. Das war sie auch schon von 2002 bis 2005.
      Anders als Co-Kandidat Jürgen Trittin rückte sie nach der Wahl 2013 nicht in die zweite Reihe, sondern wurde Chefin der grünen Bundestagsfraktion. Das war sie auch schon von 2002 bis 2005. © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Ole Spata
      Die in Friedrichroda in Thüringen geborene Göring-Eckardt studierte nach dem Abitur evangelische Theologie in Leipzig, brach das Studium aber 1988 ab.
      Die in Friedrichroda in Thüringen geborene Göring-Eckardt studierte nach dem Abitur evangelische Theologie in Leipzig, brach das Studium aber 1988 ab. © picture-alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Nestor Bachmann
      Göring-Eckardt arbeitete in der Wendezeit in den Oppositionsparteien „Demokratischer Aufbruch“, „Demokratie jetzt!“ und „Bündnis 90“ mit.
      Göring-Eckardt arbeitete in der Wendezeit in den Oppositionsparteien „Demokratischer Aufbruch“, „Demokratie jetzt!“ und „Bündnis 90“ mit. © picture-alliance / ZB | dpa Picture-Alliance / Heinz Hirndorf
      Nach der Fusion von „Bündnis 90“ mit den Grünen im Jahr 1993 hatte sie unterschiedliche Funktionen bei den Thüringer Grünen.
      Nach der Fusion von „Bündnis 90“ mit den Grünen im Jahr 1993 hatte sie unterschiedliche Funktionen bei den Thüringer Grünen. © picture-alliance / Sven Simon | dpa Picture-Alliance / SVEN SIMON
      Im Bundestag sitzt Göring-Eckardt seit 1998, wo sie von 2002 bis 2005 die Grünen-Fraktion leitete. Diese Aufnahme zeigt sie mit dem früheren Bundesaußenminister Joschka Fischer 2005.
      Im Bundestag sitzt Göring-Eckardt seit 1998, wo sie von 2002 bis 2005 die Grünen-Fraktion leitete. Diese Aufnahme zeigt sie mit dem früheren Bundesaußenminister Joschka Fischer 2005. © imago | photo2000
      Die Fraktionsvorsitzende der Grünen und die CDU-Vorsitzende Angela Merkel nahm im Januar 2005 beim Gedenkgottesdienst im Berliner Dom für die Opfer der Flutkatastrophe in Südasien teil.
      Die Fraktionsvorsitzende der Grünen und die CDU-Vorsitzende Angela Merkel nahm im Januar 2005 beim Gedenkgottesdienst im Berliner Dom für die Opfer der Flutkatastrophe in Südasien teil. © epd-bild/AP/Jockel Finck | Jockel Finck
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      Elf Jahre später hält sie dort ihre erste Kanzelrede. Ihr Theologiestudium schloss die passionierte Joggerin nicht ab, in der evangelischen Kirche ist sie bis heute aktiv. © Rolf Zoellner
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      Der fünffachen Großmutter liegt Soziales besonders am Herzen. Für Bürgerrechte argumentiert sie oft mit ihren Erfahrungen in der DDR. © ZB | Britta Pedersen
      Özdemir und Göring-Eckardt gelten als offen für Schwarz-Grün. Ob auch für eine Jamaika-Koaltion mit der FDP muss sich noch zeigen.
      Özdemir und Göring-Eckardt gelten als offen für Schwarz-Grün. Ob auch für eine Jamaika-Koaltion mit der FDP muss sich noch zeigen. © picture alliance / Wolfgang Kumm | dpa Picture-Alliance / Wolfgang Kumm
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      Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sagte: „Ich erwarte, dass jetzt ein Ruck durch die Sondierer geht.“ Themen, Argumente und Zahlen seien ausgetauscht. Jetzt müsse man daran arbeiten, „ob es Kompromisse gibt, ob die reichen, ob man am Ende was 'rauskriegt, was auch gut fürs Land ist – das wäre ja wünschenswert“. Sie gehe davon aus, dass alle Seiten „total rational sind und eine anständige Regierung bilden wollen“.

      Bei Grünen muss Parteitag zustimmen

      Ziel der Unterhändler ist es, an diesem Donnerstag ein Sondierungspapier fertigzustellen. Damit wollen die verschiedenen Seiten ihre Parteigremien davon überzeugen, dem Beginn offizieller Koalitionsverhandlungen für ein schwarz-gelb-grünes Bündnis zuzustimmen. Als besonders kniffelig gilt dies bei den Grünen, da dort ein Parteitag zustimmen muss. (dpa)