Berlin. Unbeschwertes Feiern im Zeichen der allgegenwärtigen Terrorgefahr – geht das? Die New Yorker sagen Ja. Doch ein mulmiges Gefühl bleibt.

Vielleicht ist es dieses Foto, das am besten die Gefühle wiedergibt, die viele von uns in Zeiten sich häufender Terroranschläge befallen: In Manhattan marschieren bei der traditionellen New Yorker Halloween-Parade gruselig-lustig kostümierte Gestalten durch die Häuserschluchten. Direkt daneben am Straßenrand: ein martialisch bewaffneter Polizist, in Robocop-Montur und mit Schnellfeuergewehr im Anschlag.

Bunte Maskerade und tödlicher Ernst standen am Dienstag in New York buchstäblich Schulter an Schulter. Nur wenige Stunden vor der Parade war ein Mann nur ein paar Straßen entfernt mit seinem Pick-up in eine Menschengruppe gerast. Es gab acht Tote, die Polizei geht von einem Terrorakt aus.

„Life goes on“, sagt eine Frau

Darf, soll, kann man angesichts dieser Tragödie kurz danach in den Straßen ein schaurig-schönes Fest feiern? „Life goes on“ zitiert die „New York Times“ in einer Reportage über die Halloween-Parade eine Frau, die mit dabei war. Das Leben geht weiter. Aber wie?

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    Die wortreichen Forderungen von Politikern, man dürfe sich von den Terroristen unseren Lebensstil und unseren Alltag nicht kaputt machen lassen, man müsse dem Terror trotzen – sie klingen aber mit jedem Anschlag etwas hohler, so berechtigt und so gut gemeint sie auch sein mögen.

    Die Sätze waren nach den Anschlägen in den Pariser Straßencafés ebenso zu hören wie nach dem Bombenanschlag auf das Ariana-Grande-Konzert in Manchester oder nach der Todesfahrt auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin. Und auch jetzt, nach dem Anschlag von New York, sagt Außenminister Sigmar Gabriel: „„Die freie und offene Lebensweise der New Yorker wird diese Tat nicht zerstören können.“ Wir nicken zustimmend. Doch mit jedem Anschlag kehrt das mulmige Gefühl umso beklemmender zurück.

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      Der Terror hinterlässt Spuren bei uns allen

      Wer hätte sich als Besucher eines Konzerts, eines Fußballspiels oder eines Umzugs in den letzten Monaten nicht im Stillen die bange Frage gestellt: Was, wenn hier jetzt einer einen Sprengsatz zündet?

      New Yorker trotzen dem Terror bei Halloween-Parade

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        Die Trommeln hätten etwas leiser geklungen als sonst, schreibt die „New York Times“ über die Halloween-Parade vom Dienstag. Und es seien wohl auch weniger Teilnehmer gewesen als in früheren Jahren. Der Terror hinterlässt Spuren, nicht nur bei den direkt betroffenen Opfern. In wenigen Wochen öffnen in Berlin und vielen anderen Städten wieder die Weihnachtsmärkte – zwischen Lkw-Sperren und schwer bewaffneten Polizisten.

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