Washington. US-Internetkonzerne müssen sich vor dem Senat rechtfertigen. Ihre Angaben zeigen, wie stark Russland den Wahlkampf beeinflusst hat.

Vertreter von Facebook, Google und Twitter haben sich erstmals vor dem US-Senat zu mutmaßlicher russischer Einflussnahme auf die US-Präsidentenwahl 2016 über ihre Plattformen geäußert. Die Leiter der jeweiligen Rechtsabteilungen wurden bei der Anhörung vor dem Senats-Unterausschuss zu Kriminalität und Terrorismus am Dienstag über mehrere Stunden befragt.

Facebook-Chefsyndikus Coling Stretch räumte ein, dass das weltgrößte Online-Netzwerk im Nachhinein hätte mehr tun müssen. Aus Russland stammende

Auch interessant

zur Beeinflussung der US-Politik sind dem Unternehmen zufolge weit zahlreicher als bislang angenommen. „Im Rückblick hätten wir eine bereitere Linse haben sollen. Es gab Signale, die wir verpasst haben,“ sagte Stretch.

Russische „Trolle“ erreichten etwa die Hälfte der US-Wahlberechtigten

Auch die Rechtsvertreter von Twitter und Google mussten sich Fragen gefallen lassen, wie Russen ihre Dienste hätten ausnutzen können. Die Senatoren schossen sich jedoch hauptsächlich auf Facebook ein, da es eine größere Reichweite als Twitter hat. Stretch versprach Konten zu löschen, die mit falschem Namen angemeldet worden seien. Am Mittwoch sollen die Anwälte erneut befragt werden.

Wie erkenne ich Fake News?

weitere Videos

    Zwischen Juni 2015 und August 2017 wurden etwa 80.000 Posts von der mutmaßlichen „Troll“-Fabrik Internet Research Agency aus St. Petersburg platziert, wie aus einer Facebook-Stellungnahme für den US-Kongress hervorging, die Reuters am Montag einsehen konnte. Diese Beiträge von teils gefälschten Nutzerprofilen hätten etwa 126 Millionen Nutzer erreichen können und damit etwa die Hälfte der US-Wahlberechtigten. Die meisten Beiträge zielten auf eine Spaltung der Gesellschaft und ein Schüren von sozialen und politischen Spannungen, hieß es weiter.

    Deutlich mehr dubiose Twitter-Profile aus Russland als bislang bekannt

    Auch interessant

    fand Insidern zufolge 2752 dubiose Profile aus Russland und damit ebenfalls weit mehr als bislang bekannt. Zunächst war von gut 200 die Rede. Diese Nutzerkonten, die ebenfalls zur russischen Internet Research Agency zurückverfolgt worden seien, seien gesperrt und ihre Namen den US-Behörden mitgeteilt worden.

    Russland-Affäre: Trumps früherer Wahlkampfmanager unter Anklage

    weitere Videos

      Experten zufolge sollen dort Hunderte sogenannte Trolle beschäftigt werden, die über ein falsches Profil Kommentare auf sozialen Netzwerken posten. Google sprach von 4700 Dollar für Internet-Werbung mit Verbindungen nach Russland während des Präsidentschaftswahlkampfes 2016.

      Russland weist alle Vorwürfe zurück

      US-Geheimdienste waren zu dem Schluss gekommen, die russische Regierung habe eine Beeinflussung des Wahlkampfs zugunsten des jetzigen Präsidenten Donald Trump angeordnet. So sollen Hacker peinliche oder belastende E-Mails aus dem Lager von Trumps Kontrahentin Hillary Clinton ausgespäht und veröffentlicht haben. Zudem soll im Auftrag Russlands Anti-Clinton-Propaganda in sozialen Netzen verbreitet worden sein.

      Russland weist die Vorwürfe zurück. US-Präsident Donald Trump hat erklärt, es habe keine Kooperation zwischen seinem

      Auch interessant

      und der Moskauer Regierung gegeben. Mehrere US-Ermittlergruppen befassen sich mit den Vorgängen. (rtr)