Berlin. Hochbegabt und scheu war Angela Merkel früher als Kind. Heute bietet sie den Machtmenschen dieser Welt die Stirn. Eine Annäherung.

Angela Merkel zieht die Augenbrauen zusammen, legt die Stirn in Falten, deutet so etwas an wie ein spöttisches Lächeln und schüttelt kurz den Kopf. Damit hat sie alles gesagt. Sie muss nicht mehr auf den bemühten Witz des neuen US-Präsidenten Donald Trump eingehen, er und sie hätten gemeinsam, dass Barack Obama beide habe abhören lassen.

Trumps Kritiker jubeln. Für viele ist die Kanzlerin die letzte Hoffnung der freien Welt. An diesem 17. März, ihrem Antrittsbesuch beim neuen Mann im Weißen Haus, hat sie ihrem Ruf alle Ehre gemacht. Ohne Worte, nur mit Mimik.

Die Liste ihrer Titel ist lang: Kohls Mädchen, die Unterschätzte, die Wankelmütige, Klimakanzlerin, Sphinx, Flüchtlingskanzlerin, Wahlkampfmaschine, mächtigste Frau der Welt. Was stimmt? Vielleicht alles – oder ein bisschen oder jeweils zu seiner Zeit.

„Vergessen Sie nie, wo Sie herkommen“

Angela Merkel, Pfarrerstocher aus der DDR, promovierte Physikerin, hochbegabt und lange scheu, kaperte nach dem Mauerfall als Quereinsteigerin zuerst die von Männern dominierte

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. Später eroberte sie als Kanzlerin die Bundesrepublik. Mit Ausdauer und Beharrlichkeit, Anpassungsfähigkeit und Härte, Zurückhaltung und Mut.

Seit zwölf Jahren ist sie an der Macht. Für viele ist die 63-Jährige ein Faszinosum. Was bewegt ihr Innerstes? Wie hat das Amt sie verändert?

Das ist Bundeskanzlerin Angela Merkel

Seit November 2005 ist die gebürtige Hamburgerin Angela Merkel erste deutsche Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. Wir zeigen Stationen im Leben von Angela Merkel.
Seit November 2005 ist die gebürtige Hamburgerin Angela Merkel erste deutsche Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. Wir zeigen Stationen im Leben von Angela Merkel. © imago/Xinhua | Luo Huanhuan
Merkel wurde am 17. Juli 1954 in Hamburg-Barmbek geboren. Noch im selben Jahr zog es die Familie allerdings in die DDR. Das Bild zeigt Angela Kasner im Alter von etwa zwei Jahren.
Merkel wurde am 17. Juli 1954 in Hamburg-Barmbek geboren. Noch im selben Jahr zog es die Familie allerdings in die DDR. Das Bild zeigt Angela Kasner im Alter von etwa zwei Jahren. © imago stock&people | imago stock&people
Der Heimatort von Angela Merkel: In Templin in Brandenburg wuchs die spätere Kanzlerin auf und beendete dort auch ihre Schullaufbahn.
Der Heimatort von Angela Merkel: In Templin in Brandenburg wuchs die spätere Kanzlerin auf und beendete dort auch ihre Schullaufbahn. © imago stock&people | imago stock&people
Angela Kasner (heute Angela Merkel) bereitet im Juli 1973 – nach ihrem Abitur – mit Freunden beim Camping im brandenburgischen Himmelpfort (damals DDR) auf der Feuerstelle ein Essen zu.
Angela Kasner (heute Angela Merkel) bereitet im Juli 1973 – nach ihrem Abitur – mit Freunden beim Camping im brandenburgischen Himmelpfort (damals DDR) auf der Feuerstelle ein Essen zu. © dpa | Fotoreport
Die Eltern von Angela Merkel im Oktober 2009: Horst Kasner (verstorben im Jahr 2011) war evangelischer Theologe, seine Frau Herlind Lehrerin für Latein und Englisch. Merkel hat zwei jüngere Geschwister: Bruder Marcus (geboren 1957) und Schwester Irene (geboren 1964).
Die Eltern von Angela Merkel im Oktober 2009: Horst Kasner (verstorben im Jahr 2011) war evangelischer Theologe, seine Frau Herlind Lehrerin für Latein und Englisch. Merkel hat zwei jüngere Geschwister: Bruder Marcus (geboren 1957) und Schwester Irene (geboren 1964). © imago stock&people | imago stock&people
Die Goethe-Schule in Templin, auf der Angela Merkel Schülerin war.
Die Goethe-Schule in Templin, auf der Angela Merkel Schülerin war. © imago stock&people | imago stock&people
Auch die Templiner Waldschule besuchte die spätere CDU-Politikerin. An der Erweiterten Oberschule in der 16.000-Einwohner-Stadt machte Merkel 1973 das Abitur – Notenschnitt: 1,0.
Auch die Templiner Waldschule besuchte die spätere CDU-Politikerin. An der Erweiterten Oberschule in der 16.000-Einwohner-Stadt machte Merkel 1973 das Abitur – Notenschnitt: 1,0. © imago stock&people | imago stock&people
1973 begann Merkel ihr Studium der Physik an der Karl-Marx-Universität in Leipzig. 1977 heiratete sie ihren Kommilitonen Ulrich Merkel, die Ehe hielt aber nur bis 1982. Merkel schloss ihr Studium 1978 mit ihrer Diplomarbeit ab. Thema: „Der Einfluß der räumlichen Korrelation auf die Reaktionsgeschwindigkeit bei bimolekularen Elementarreaktionen in dichten Medien“, Note: sehr gut.
1973 begann Merkel ihr Studium der Physik an der Karl-Marx-Universität in Leipzig. 1977 heiratete sie ihren Kommilitonen Ulrich Merkel, die Ehe hielt aber nur bis 1982. Merkel schloss ihr Studium 1978 mit ihrer Diplomarbeit ab. Thema: „Der Einfluß der räumlichen Korrelation auf die Reaktionsgeschwindigkeit bei bimolekularen Elementarreaktionen in dichten Medien“, Note: sehr gut. © imago | imago
Angela Merkel im März 1990 mit Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Merkel war damals Mitglied des „DA“, des Demokratischen Aufbruchs, der mit der Ost-CDU koalierte.
Angela Merkel im März 1990 mit Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Merkel war damals Mitglied des „DA“, des Demokratischen Aufbruchs, der mit der Ost-CDU koalierte. © imago/Frank Sorge | imago stock&people
Angela Merkel im Mai 1990 als Stellvertretende Regierungssprecherin der Regierung Lothar de Maiziére. Im August trat der „DA“ gemeinsam mit der Ost-CDU der westdeutschen CDU bei.
Angela Merkel im Mai 1990 als Stellvertretende Regierungssprecherin der Regierung Lothar de Maiziére. Im August trat der „DA“ gemeinsam mit der Ost-CDU der westdeutschen CDU bei. © imago stock&people | imago stock&people
Bei der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl am 2. Dezember 1990 holte Merkel in ihrem Wahlkreis einen klaren Sieg mit 48,5 Prozent der Erststimmen. Überraschend wurde die frisch gebackene Bundestagsabgeordnete wenig später von Bundeskanzler Helmut Kohl für einen Ministerposten nominiert.
Bei der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl am 2. Dezember 1990 holte Merkel in ihrem Wahlkreis einen klaren Sieg mit 48,5 Prozent der Erststimmen. Überraschend wurde die frisch gebackene Bundestagsabgeordnete wenig später von Bundeskanzler Helmut Kohl für einen Ministerposten nominiert. © imago stock&people | imago stock&people
Am 18. Januar 1991 wurde Merkel als Ministerin für Frauen und Jugend vereidigt.
Am 18. Januar 1991 wurde Merkel als Ministerin für Frauen und Jugend vereidigt. © imago stock&people | imago stock&people
Im Dezember des Jahres wurde sie auf dem CDU-Bundesparteitag in Dresden zur stellvertretenden Bundesvorsitzenden gewählt.
Im Dezember des Jahres wurde sie auf dem CDU-Bundesparteitag in Dresden zur stellvertretenden Bundesvorsitzenden gewählt. © dpa | Klaus Franke
Merkel und ihr Mentor Helmut Kohl beim CDU-Parteitag im November 1994.
Merkel und ihr Mentor Helmut Kohl beim CDU-Parteitag im November 1994. © dpa | Tim Brakemeier
Alte Bekannte: Angela Merkel und Horst Seehofer im März 1995. Merkel war von Helmut Kohl nach der Bundestagswahl 1994 zur Umweltministerin ernannt worden, Seehofer war zu dieser Zeit Bundesgesundheitsminister.
Alte Bekannte: Angela Merkel und Horst Seehofer im März 1995. Merkel war von Helmut Kohl nach der Bundestagswahl 1994 zur Umweltministerin ernannt worden, Seehofer war zu dieser Zeit Bundesgesundheitsminister. © imago/Rainer Unkel | imago stock&people
1998 heiratete Angela Merkel den Quantenmechaniker Joachim Sauer, den sie 1984 kennengelernt hatte. Sauer brachte zwei Söhne aus seiner ersten Ehe mit in die Partnerschaft. Die beiden sind bis heute verheiratet.
1998 heiratete Angela Merkel den Quantenmechaniker Joachim Sauer, den sie 1984 kennengelernt hatte. Sauer brachte zwei Söhne aus seiner ersten Ehe mit in die Partnerschaft. Die beiden sind bis heute verheiratet. © REUTERS | REUTERS / MICHAELA REHLE
Die Schlappe der CDU bei der Bundestagswahl 1998 bedeutete für Merkel indirekt einen Aufstieg. Wolfgang Schäuble beerbte Helmut Kohl als Parteivorsitzender – und ernannte Merkel zur Generalsekretärin.
Die Schlappe der CDU bei der Bundestagswahl 1998 bedeutete für Merkel indirekt einen Aufstieg. Wolfgang Schäuble beerbte Helmut Kohl als Parteivorsitzender – und ernannte Merkel zur Generalsekretärin. © imago stock&people | imago stock&people
1999 wurde die CDU-Spendenaffäre bekannt – und Merkel übte ohne Absprache mit Schäuble offen Kritik an Helmut Kohl. Sie erntete für diesen Schritt viel Kritik, wurde „Nestbeschmutzerin“ genannt, bekam aber auch viel Zuspruch. Als auch Schäuble durch die Affäre immer mehr belastet wurde und zurücktreten musste, war Merkel eine der wenigen unbelasteten Nachfolge-Optionen.
1999 wurde die CDU-Spendenaffäre bekannt – und Merkel übte ohne Absprache mit Schäuble offen Kritik an Helmut Kohl. Sie erntete für diesen Schritt viel Kritik, wurde „Nestbeschmutzerin“ genannt, bekam aber auch viel Zuspruch. Als auch Schäuble durch die Affäre immer mehr belastet wurde und zurücktreten musste, war Merkel eine der wenigen unbelasteten Nachfolge-Optionen. © imago stock&people | imago stock&people
Am 10. April 2000 wurde sie auf dem CDU-Bundesparteitag in Essen zur Bundesvorsitzenden der Christdemokraten gewählt.
Am 10. April 2000 wurde sie auf dem CDU-Bundesparteitag in Essen zur Bundesvorsitzenden der Christdemokraten gewählt. © REUTERS | Michael Urban
Edmund Stoiber und Angela Merkel im Januar 2002: Bei der Bundestagswahl im September des Jahres erhielten SPD und Grüne zusammen 306 von 603 Sitzen – Unions-Kanzlerkandidat Stoiber hatte keine Chance, SPD-Chef Gerhard Schröder blieb Kanzler. Merkel buhlte mit Friedrich Merz um den Fraktionsvorsitz der Union – schließlich soll Stoibers Unterstützung Merkel den Zuschlag gesichert haben.
Edmund Stoiber und Angela Merkel im Januar 2002: Bei der Bundestagswahl im September des Jahres erhielten SPD und Grüne zusammen 306 von 603 Sitzen – Unions-Kanzlerkandidat Stoiber hatte keine Chance, SPD-Chef Gerhard Schröder blieb Kanzler. Merkel buhlte mit Friedrich Merz um den Fraktionsvorsitz der Union – schließlich soll Stoibers Unterstützung Merkel den Zuschlag gesichert haben. © imago stock&people | imago stock&people
Christian Wulff (l.), damaliger niedersächsischer CDU-Spitzenkandidat, Angela Merkel und Edmund Stoiber im Januar 2003: In diesem Jahr gab es CDU-Wahlerfolge bei den Landtagswahlen in Hessen und Niedersachsen. Das stärkte die Position und den Einfluss der Oppositionsführerin Merkel im Bundestag.
Christian Wulff (l.), damaliger niedersächsischer CDU-Spitzenkandidat, Angela Merkel und Edmund Stoiber im Januar 2003: In diesem Jahr gab es CDU-Wahlerfolge bei den Landtagswahlen in Hessen und Niedersachsen. Das stärkte die Position und den Einfluss der Oppositionsführerin Merkel im Bundestag. © imago stock&people | imago stock&people
2004 endete unter anderem die Amtszeit von Johannes Rau als Bundespräsident. Wolfgang Schäuble brachte sich für die Nachfolge in Stellung, wurde unter anderem von Friedrich Merz unterstützt. Am Ende wurde Horst Köhler (Mitte) gewählt, der als Kandidat Merkels galt.
2004 endete unter anderem die Amtszeit von Johannes Rau als Bundespräsident. Wolfgang Schäuble brachte sich für die Nachfolge in Stellung, wurde unter anderem von Friedrich Merz unterstützt. Am Ende wurde Horst Köhler (Mitte) gewählt, der als Kandidat Merkels galt. © imago stock&people | imago stock&people
Die SPD-Wahlschlappe in NRW im Mai 2005 veranlasste die Sozialdemokraten, eine vorgezogene Neuwahl des Bundestages anzustreben. Am 30. Mai entschieden sich CDU und CSU für Angela Merkel als Kandidatin.
Die SPD-Wahlschlappe in NRW im Mai 2005 veranlasste die Sozialdemokraten, eine vorgezogene Neuwahl des Bundestages anzustreben. Am 30. Mai entschieden sich CDU und CSU für Angela Merkel als Kandidatin. © imago/Hermann J. Knippertz | imago stock&people
Die Kombo zeigt Fernsehbilder des TV-Duells am 4. September 2005 zwischen Bundeskanzler Gerhard Schröder und der Unions-Kanzlerkandidatin Angela Merkel in Berlin.
Die Kombo zeigt Fernsehbilder des TV-Duells am 4. September 2005 zwischen Bundeskanzler Gerhard Schröder und der Unions-Kanzlerkandidatin Angela Merkel in Berlin. © dpa | Alexander Rüsche
Die „Bild“-Zeitung vom 11. Oktober 2005: Die Wahl im September hatte kein allzu eindeutiges Resultat geliefert, schließlich einigten sich Union und SPD am 10. Oktober auf eine Große Koalition – mit Kanzlerin Merkel.
Die „Bild“-Zeitung vom 11. Oktober 2005: Die Wahl im September hatte kein allzu eindeutiges Resultat geliefert, schließlich einigten sich Union und SPD am 10. Oktober auf eine Große Koalition – mit Kanzlerin Merkel. © imago stock&people | imago stock&people
Angela Merkel gibt am 22. November 2005 gegenüber dem Bundestagspräsidenten Norbert Lammert den Amtseid im Bundestag ab.
Angela Merkel gibt am 22. November 2005 gegenüber dem Bundestagspräsidenten Norbert Lammert den Amtseid im Bundestag ab. © dpa | Peer Grimm
Auch Amtsvorgänger Gerhard Schröder gehörte zu den Gratulanten.
Auch Amtsvorgänger Gerhard Schröder gehörte zu den Gratulanten. © dpa | Michael Hanschke
Die Kanzlerin fiebert mit, als „die Welt zu Gast bei Freunden“ ist: Angela Merkel beim Achtelfinale der Fußball-WM 2006 zwischen Gastgeber Deutschland und Schweden in München.
Die Kanzlerin fiebert mit, als „die Welt zu Gast bei Freunden“ ist: Angela Merkel beim Achtelfinale der Fußball-WM 2006 zwischen Gastgeber Deutschland und Schweden in München. © imago stock&people | imago stock&people
Angela Merkel bekommt in Juni 2007 Blumen von José Manuel Barroso, dem damaligen Präsidenten der Europäische Kommission. 2007 trat Merkel erstmals die EU-Ratspräsidentschaft an.
Angela Merkel bekommt in Juni 2007 Blumen von José Manuel Barroso, dem damaligen Präsidenten der Europäische Kommission. 2007 trat Merkel erstmals die EU-Ratspräsidentschaft an. © imago stock&people | imago stock&people
Die deutsch-französischen Beziehungen wurden unter Merkel, hier im Jahr 2007, wieder intensiver. Vor allem ihr Verhältnis zum damaligen Staatspräsident Nicolas Sarkozy war sehr eng. „Merkozy“ hielt als fester Begriff Einzug in die europäischen Medien.
Die deutsch-französischen Beziehungen wurden unter Merkel, hier im Jahr 2007, wieder intensiver. Vor allem ihr Verhältnis zum damaligen Staatspräsident Nicolas Sarkozy war sehr eng. „Merkozy“ hielt als fester Begriff Einzug in die europäischen Medien. © imago stock&people | imago stock&people
Und auch das Verhältnis zum aktuellen französischen Präsidenten Emmanuel Macron kann sich sehen lassen.
Und auch das Verhältnis zum aktuellen französischen Präsidenten Emmanuel Macron kann sich sehen lassen. © dpa | Michael Kappeler
2008 hielt Merkel dann auch Einzug ins Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds in London. Später kamen noch weitere Figuren hinzu für Ausstellungen in Berlin und Amsterdam.
2008 hielt Merkel dann auch Einzug ins Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds in London. Später kamen noch weitere Figuren hinzu für Ausstellungen in Berlin und Amsterdam. © imago/Paulo Amorim | imago stock&people
Bei der Bundestagswahl im September 2009 erhielten Union und FDP die notwendige Mehrheit der Stimmen für eine schwarz-gelbe Koalition. Merkel trat ihre zweite Amtszeit als Kanzlerin an – einer ihrer Stellvertreter in dieser Legislaturperiode war Guido Westerwelle.
Bei der Bundestagswahl im September 2009 erhielten Union und FDP die notwendige Mehrheit der Stimmen für eine schwarz-gelbe Koalition. Merkel trat ihre zweite Amtszeit als Kanzlerin an – einer ihrer Stellvertreter in dieser Legislaturperiode war Guido Westerwelle. © imago stock&people | imago stock&people
Im Juni 2011 erhielt Merkel aus den Händen von US-Präsident Barack Obama die Presidential Medal of Freedom, die höchste zivile Auszeichnung, die die USA zu vergeben haben – und nur eine von etlichen Ehrungen, die Merkel zuteil wurden.
Im Juni 2011 erhielt Merkel aus den Händen von US-Präsident Barack Obama die Presidential Medal of Freedom, die höchste zivile Auszeichnung, die die USA zu vergeben haben – und nur eine von etlichen Ehrungen, die Merkel zuteil wurden. © imago stock&people | imago stock&people
Eine ihrer tiefgreifendsten Entscheidungen traf die Kanzlerin im Jahr 2011: Nach der Atomkatastrophe von Fukushima verkündete sie den schnellen Atomausstieg der Bundesregierung.
Eine ihrer tiefgreifendsten Entscheidungen traf die Kanzlerin im Jahr 2011: Nach der Atomkatastrophe von Fukushima verkündete sie den schnellen Atomausstieg der Bundesregierung. © imago stock&people | imago stock&people
Im Wahlkampf 2009 war sie noch dafür eingetreten, die Laufzeiten der Atomkraftwerke zu verlängern. Es gab viel Kritik, auch parteiintern, der Großteil der Bevölkerung trug die Entscheidung allerdings mit.
Im Wahlkampf 2009 war sie noch dafür eingetreten, die Laufzeiten der Atomkraftwerke zu verlängern. Es gab viel Kritik, auch parteiintern, der Großteil der Bevölkerung trug die Entscheidung allerdings mit. © dpa | Michael Kappeler
Der Start von Merkels dritter Amtszeit: Nachdem die FDP bei der Bundestagswahl am 22. September 2013 den Einzug in den Bundestag verpasst hatte, einigten sich die Parteispitzen Sigmar Gabriel (SPD), Angela Merkel (CDU) und Horst Seehofer (CSU) auf eine Große Koalition.
Der Start von Merkels dritter Amtszeit: Nachdem die FDP bei der Bundestagswahl am 22. September 2013 den Einzug in den Bundestag verpasst hatte, einigten sich die Parteispitzen Sigmar Gabriel (SPD), Angela Merkel (CDU) und Horst Seehofer (CSU) auf eine Große Koalition. © imago stock&people | imago stock&people
Merkel lässt sich im September 2015 nach dem Besuch einer Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und der Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge in Berlin für ein Selfie zusammen mit dem Flüchtling Shaker Kedida aus Mossul (Irak) fotografieren.
Merkel lässt sich im September 2015 nach dem Besuch einer Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und der Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge in Berlin für ein Selfie zusammen mit dem Flüchtling Shaker Kedida aus Mossul (Irak) fotografieren. © dpa | Bernd von Jutrczenka
Für ihre Reaktionen auf die Griechenlandkrise, die Flüchtlingskrise und die Bedrohung durch den „Islamischen Staat“ ehrte das Time Magazine Angela Merkel als „Person of the Year 2015“. Vor der so betitelten „Kanzlerin der freien Welt“ hatten nur drei Deutsche diese Auszeichnung erhalten.
Für ihre Reaktionen auf die Griechenlandkrise, die Flüchtlingskrise und die Bedrohung durch den „Islamischen Staat“ ehrte das Time Magazine Angela Merkel als „Person of the Year 2015“. Vor der so betitelten „Kanzlerin der freien Welt“ hatten nur drei Deutsche diese Auszeichnung erhalten. © Time Magazine | Time Magazine
Angela Merkel heute: In der Flüchtlingskrise blieb sie ihrem liberalen Kurs treu, trotz großer Kritik von Unionspolitikern und einigen EU-Ländern.
Angela Merkel heute: In der Flüchtlingskrise blieb sie ihrem liberalen Kurs treu, trotz großer Kritik von Unionspolitikern und einigen EU-Ländern. © dpa | Ralf Hirschberger
Das einzige TV-Duell zwischen Angela Merkel und ihrem Kontrahenten Martin Schulz (SPD) vor der Bundestagswahl 2017: Der Schlagabtausch zwischen den beiden Spitzenkandidaten wurde live im ZDF, in der ARD, bei RTL und Sat.1 am 3. September 2017 übertragen.
Das einzige TV-Duell zwischen Angela Merkel und ihrem Kontrahenten Martin Schulz (SPD) vor der Bundestagswahl 2017: Der Schlagabtausch zwischen den beiden Spitzenkandidaten wurde live im ZDF, in der ARD, bei RTL und Sat.1 am 3. September 2017 übertragen. © REUTERS | HANDOUT
Aber auch Schulz konnte Merkel nicht gefährlich werden. Auch wenn sie mit 33 Prozent ein schlechteres Ergebnis als bei der Wahl 2013 holte, konnte Merkels Union die Wahl mit deutlichem Vorsprung gewinnen.
Aber auch Schulz konnte Merkel nicht gefährlich werden. Auch wenn sie mit 33 Prozent ein schlechteres Ergebnis als bei der Wahl 2013 holte, konnte Merkels Union die Wahl mit deutlichem Vorsprung gewinnen. © dpa | Wolfgang Kumm
Sechs Monate nach der Bundestagswahl, am 14. März, haben die Abgeordneten Angela Merkel als Kanzlerin wiedergewählt. Für die CDU-Vorsitzende ist es die vierte Amtszeit.
Sechs Monate nach der Bundestagswahl, am 14. März, haben die Abgeordneten Angela Merkel als Kanzlerin wiedergewählt. Für die CDU-Vorsitzende ist es die vierte Amtszeit. © dpa | Michael Kappeler
Sie nahm die Wahl an.
Sie nahm die Wahl an. © dpa | Kay Nietfeld
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Christina Schwarzer, CDU-Bundestagsabgeordnete, hat ihre erste Wahlperiode hinter sich. Sie erinnert sich gut an einen Rat, den Merkel den Neulingen vor vier Jahren gegeben habe: „Vergessen Sie nie, wo Sie herkommen, und bleiben Sie immer authentisch.“

Prägung in der DDR

Die sogenannte Merkel-Raute ist zum Markenzeichen der Kanzlerin geworden.
Die sogenannte Merkel-Raute ist zum Markenzeichen der Kanzlerin geworden. © REUTERS | MICHAEL DALDER

Merkel kommt eigentlich aus dem Westen, geboren 1954 in Hamburg. Aber aufgewachsen ist sie in Templin, im Osten, im autoritären Regime der DDR, das 1989/90 zusammenbrach. Distanz und Misstrauen haben die Politikerin geprägt – und sind bis heute bei ihr zu spüren.

Erika Benn, 79 und Merkels einstige Russischlehrerin, will eigentlich nichts mehr erzählen. Sie habe Journalisten schon alles gesagt über ihre Ausnahmeschülerin Angela, deren Mutter wie sie weiter in Templin lebt. Dann sprudelt es doch aus ihr heraus: „Wie habe ich sie wahrgenommen? Als Schülerin, die wollte und konnte, die fleißig war (...). Angela hat getan, was man ihr gesagt hat. Sie hat auch nie widersprochen“, sagt sie. „Die Mitschüler haben sie geachtet, weil sie alles wusste und konnte.“ Sie habe über den anderen gestanden.

Merkel war als Schülerin introvertiert

Heute hält sich Merkel immer noch lange mit Entscheidungen zurück. Sie beobachtet ihr Umfeld erst genau und schreitet dann zur Tat. Ganz authentisch.

Die Spitzenkandidaten der Bundestagswahl

Sie ist zum vierten Mal angetreten und siegte erneut: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat mit ihrer Partei CDU die Wahl gewonnen – wenn auch mit herben Verlusten: 26,8 Prozent holten die Christdemokraten. Das sind 7,3 Prozent weniger als bei der Wahl 2013.
Sie ist zum vierten Mal angetreten und siegte erneut: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat mit ihrer Partei CDU die Wahl gewonnen – wenn auch mit herben Verlusten: 26,8 Prozent holten die Christdemokraten. Das sind 7,3 Prozent weniger als bei der Wahl 2013. © dpa | Michael Kappeler
Auch für Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, der als Spitzenkandidat der CSU in den Wahlkampf zog, hatte das schlechte Abschneiden seiner Partei Folgen: Zwar haben alle Direktkandidaten der CSU den Sprung in den Bundestag geschafft – von der Landesliste gelang das aber keinem. Darunter auch Herrmann.
Auch für Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, der als Spitzenkandidat der CSU in den Wahlkampf zog, hatte das schlechte Abschneiden seiner Partei Folgen: Zwar haben alle Direktkandidaten der CSU den Sprung in den Bundestag geschafft – von der Landesliste gelang das aber keinem. Darunter auch Herrmann. © dpa | Matthias Balk
Als der ehemalige EU-Parlamentspräsident Martin Schulz zum Kanzlerkandidaten der SPD ernannt wurde, waren die Hoffnungen auf einen Machtwechsel groß. Sie zerschlugen sich: Mit Schulz als Spitzenkandidat fuhr die SPD mit 20,5 Prozent des schlechteste Ergebnis überhaupt ein.
Als der ehemalige EU-Parlamentspräsident Martin Schulz zum Kanzlerkandidaten der SPD ernannt wurde, waren die Hoffnungen auf einen Machtwechsel groß. Sie zerschlugen sich: Mit Schulz als Spitzenkandidat fuhr die SPD mit 20,5 Prozent des schlechteste Ergebnis überhaupt ein. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
Cem Özdemir und die Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt gingen als Spitzenduo in die Bundestagswahl. Nachdem die Grünen laut Umfragen zeitweise um den Einzug in den Bundestag bangen mussten, holten sie am Ende souverän 8,9 Prozent.
Cem Özdemir und die Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt gingen als Spitzenduo in die Bundestagswahl. Nachdem die Grünen laut Umfragen zeitweise um den Einzug in den Bundestag bangen mussten, holten sie am Ende souverän 8,9 Prozent. © imago | Jens Jeske
Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch wollten den Platz der Linken als drittstärkste Kraft im Bundestag unbedingt verteidigen. Zwar holten sie 9,2 Prozent und damit mehr als bei der letzten Wahl 2013. Stärkste Opposition ist die Linke aber nicht mehr. Diesen Platz nimmt nun ausgerechnet die AfD ein.
Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch wollten den Platz der Linken als drittstärkste Kraft im Bundestag unbedingt verteidigen. Zwar holten sie 9,2 Prozent und damit mehr als bei der letzten Wahl 2013. Stärkste Opposition ist die Linke aber nicht mehr. Diesen Platz nimmt nun ausgerechnet die AfD ein. © dpa picture alliance | Emmanuele Contini
Christian Lindner ist das Gesicht der FDP – und konnte die FDP wieder in den Bundestag bringen. Nur die AfD konnte den Liberalen, die 10,7 Prozent holten, den dritten Platz streitig machen.
Christian Lindner ist das Gesicht der FDP – und konnte die FDP wieder in den Bundestag bringen. Nur die AfD konnte den Liberalen, die 10,7 Prozent holten, den dritten Platz streitig machen. © picture alliance / Maurizio Gamb | dpa Picture-Alliance / Maurizio Gambarini
Alice Weidel und Alexander Gauland haben die AfD als Spitzenkandidaten auf Platz drei geführt. Insgesamt holten die Rechtspopulisten 12,6 Prozent.
Alice Weidel und Alexander Gauland haben die AfD als Spitzenkandidaten auf Platz drei geführt. Insgesamt holten die Rechtspopulisten 12,6 Prozent. © picture alliance / Uli Deck/dpa | dpa Picture-Alliance / Uli Deck
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Benn sagt, sie habe Merkel introvertiert in Erinnerung. Sie habe oft nur nach unten geschaut und selten gelächelt. Für die Russisch-Olympiade, die Merkel gewann, habe sie ihr geraten, freundlich zu gucken, weil sich das bei Auftritten so gehöre. Das ist bald 50 Jahre her. Beim TV-Duell mit SPD-Herausforderer Martin Schulz habe sie das auch gemacht, bemerkt Benn zufrieden. Alte Schule eben.

In Prüfungen maximal vorbereitet

Scheu ist Merkel heute nicht mehr. Aber Situationen wie das TV-Duell bereiten ihr trotzdem spürbar Unbehagen. Wie früher vor Prüfungen studiert sie akribisch Unterlagen und geht maximal vorbereitet in Auseinandersetzungen. So las sie vor ihrem Washington-Besuch im März sogar ein „Playboy“-Interview mit Trump von 1990. Den Rest überlässt sie ihrem Instinkt. Heraus kam eine souverän wirkende Machtpolitikerin.

CDU-Frau Schwarzer bewundert Merkel dafür, dass sie stets die Fassung bewahre. „Sie ist nie laut und vergreift sich nicht im Ton. Ich weiß nicht, wie sie das macht, vielleicht zählt sie nachts Schäfchen.“

„Außerdem habe ich einigermaßen gute Nerven“

Bundeskanzlerin Angela Merkel im Wahlkampf in Vilmitz (Mecklenburg-Vorpommern) auf der Ostseeinsel Rügen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel im Wahlkampf in Vilmitz (Mecklenburg-Vorpommern) auf der Ostseeinsel Rügen. © dpa | Jens Büttner

Merkel selbst gibt schon seit Jahren nicht mehr gerne preis, was sie bewegt. 1991 charakterisierte sie sich noch offenherzig. Sie war gerade Frauen- und Jugendministerin im Kabinett von Helmut Kohl geworden. Der Fotografin Herlinde Koelbl sagte sie für deren Buch „Spuren der Macht“: „Ich habe eine gewisse Art von Beharrlichkeit und Durchsetzungsvermögen, obwohl ich auch nachgeben und mich mit Kompromissen abfinden kann. Außerdem habe ich einigermaßen gute Nerven und kann den Kräfteverschleiß bei einer so abrupten Karriere in Grenzen halten, obwohl ich längst noch nicht so hartgesotten bin, wie man das in der Politik wahrscheinlich auf Dauer sein muss.“

Die 63-Jährige ist sich in vielem treu geblieben. Aber mit zunehmender Macht kamen auch Veränderungen. Heute ist sie so hartgesotten, wie sie es damals nur bei anderen erlebte. Männer, die ihr im Wege standen, hat sie bekämpft oder auf andere Gleise gesetzt. Friedrich Merz, Roland Koch, Christian Wulff. Auf internationaler Bühne bietet sie schwierigsten Kalibern wie Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan die Stirn. Und zeigt sich dann auch immer wieder kompromissbereit.

Merkels Kehrtwenden

Sie selbst sagt, dass sie sich als Kanzlerin mit all den Herausforderungen auch wandeln müsse. Kehrtwende in der Atompolitik, bei der Wehrpflicht, Ehe für alle und auch in der Flüchtlingspolitik. Der Willkommenskultur folgte die Asylrechtsverschärfung.

„Sie kennen mich“, hatte Merkel im vorigen Wahlkampf den Bürgern versichert. „Das gilt jetzt, vier Jahre später, noch viel mehr. Die Menschen setzen auf ihre unprätentiöse, ruhige und verlässliche Art“, sagt CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn (37).

Aber stimmt es denn, dass die Bürger Merkel kennen? Politisch vielleicht. Wenngleich Merkels anfangs so offenherzige Flüchtlingspolitik viele überrascht hat. Ihr Privatleben, was sie denkt und fühlt, kennen weiter nur wenige. Es ist bekannt, dass sie in der Uckermark in Hohenwalde bei Templin ein Wochenendhäuschen hat. Dass sie nie ganz fortging, wird ihr in der Nachbarschaft hoch angerechnet. In Berlin wohnen Merkel und ihr Mann, der öffentlichkeitsscheue Quantenchemiker Joachim Sauer, zur Miete.

Private Zeiten in der Uckermark

Ein Taxifahrer erzählt, dass Merkels Mutter, Herlind Kasner, öfter in Hohenwalde zu Besuch sei. Merkel lasse die 89-Jährige nicht von den Sicherheitsbeamten wieder nach Hause bringen, sondern rufe ein Taxi. Dann begleite sie in Jogginghose und Pulli ihre Mutter zum Auto und schüttele dem Fahrer die Hand.

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Kinder fragen Kanzlerin

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    SPD-Chef Schulz hat die Kanzlerin jüngst als abgehoben und arrogant beschrieben. Gregor Gysi, Ikone der Linkspartei und wie Merkel aus der DDR, sagt dazu: „Schulz hat alles falsch gemacht. Wenn sie eines nicht ist, dann arrogant und abgehoben. Für eine Kanzlerin ist sie außergewöhnlich uneitel. Materielles interessiert sie nicht.“

    Politisch jedoch habe sie weder eine Vision für Europa noch für Deutschland. „Deshalb verwaltet sie das Land nur. Und man kann auch nicht sagen, dass ihr Herz für den Osten schlägt. Das sieht man an der Rentenproblematik. Die Angleichung wurde auf 2025 verschoben.“ Findet Gysi etwas gut an Merkel? „Ihr zufälliges Lächeln. Das hat etwas Bestechendes.“ Und, dass sie von CDU-Männern lange unterschätzt wurde. Am Ende habe Merkel sie alle nach Hause geschickt.

    Merkel, die Unterschätzte

    Merkel war es, die als CDU-Generalsekretärin die Partei in der Spendenaffäre von ihrem Übervater Kohl emanzipierte. Als sie dann 2000 zur Parteichefin aufstieg, hatte kaum einer damit gerechnet, dass sie später auch das Kanzleramt erobern würde. Und wie Kohl 16 Jahre an der Macht bleiben könnte. Die damals unscheinbare Ost-Frau galt als gute Übergangslösung an der CDU-Spitze. Eben bis die Parteispendenaffäre überwunden sein würde. Weit gefehlt.

    So wie es auch in anderer Hinsicht schwer fällt, Merkel klar einzuordnen. Die Öffentlichkeit erlebt die Kanzlerin meist als beherrscht. Ihr Markenzeichen sind die zu einer Raute vor dem Bauch geformten Hände. So nimmt sie Haltung an. Politik betreibt sie gern per SMS. Im kleinen Kreis jedoch gilt sie als locker und witzig.

    Manch einer empfindet sie aber auch als schwierig. Sie grüße oft nicht. Was allerdings an ihrer Kurzsichtigkeit liegen könnte beziehungsweise daran, dass sie keine Brille aufsetzt. Außer bei der Neujahrsansprache oder Länderspielen der Fußballnationalmannschaft.

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      Nach Kandidatur schloss Merkel die Reihen

      Vor einem Jahr dann schien etwas zu kippen. Da ging Merkel vielen in der Partei auf den Geist. „Es war eine Phase der Bunker-Mentalität“, erzählt einer. Sie habe sich im Kanzleramt abgeschottet. Es sei die Angst umgegangen, dass Merkel die falsche Person für den nächsten Wahlkampf sein könnte. Aber die Kanzlerin verkündete im November ihre vierte Kandidatur und schloss die Reihen.

      Der Frust jedoch hält sich bei einigen hartnäckig. Auch wenn sie ihre Namen in diesem Zusammenhang nicht lesen wollen. Die CDU-Chefin habe in den zwölf Jahren ihrer Kanzlerschaft recht blutleer Politik gemacht. Immer den Weg der Mitte gesucht. Dennoch sei ihr Erfolg nicht zu übersehen. Aber mit echter Politik habe das wenig zu tun.

      Wie lange will Merkel die Macht noch?

      Und wie geht es weiter, wenn Merkel die Wahl noch einmal gewinnt? Bleibt sie die vollen vier Jahre, wie sie versichert? Ein CDU-Regierungsmitglied sagt: „In der Regel wird man abgewählt. Dass man strahlend ausscheidet, ist selten.“ Der Aufbau eines Nachfolgers sei in der Politik nicht einfach, sagt jemand anderes. Merkel selbst habe keine Angst vor dem Leben danach.

      Erika Benn ist auf dem Sprung. Morgen fährt sie nach Polen. „Und wenn ich wiederkomme, wird die Angela überragend die Wahl gewonnen haben. Und soll ich Ihnen was sagen: Sie ist ja noch jung. Das wird nicht ihre letzte Legislaturperiode sein. Irgendwann muss man aber wissen, wann man aufhören müsste.“ (dpa/les)