Berlin. Der Wahl-O-Mat soll Wählern mit 38 Thesen bei der Entscheidung helfen. Über die Themen entscheiden ausgewählte 18- bis 26-Jährige.

Schon seit der Bundestagswahl 2002 hilft der

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den Deutschen bei der Wahlentscheidung. Und sie nutzen die Onlineanwendung so zahlreich wie nie. Bereits in den ersten gut 24 Stunden wurde das Wahlhilfe-Tool knapp 3,75 Millionen Mal genutzt, teilte die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) mit. Vor vier Jahren gab es zu diesem Zeitpunkt erst 2,62 Millionen Aufrufe. Wegen der hohen Nachfrage war die Seite teilweise nur schlecht oder gar nicht erreichbar. „Wir arbeiten daran, dass der Server die gigantische Nachfrage schnellstens verarbeitet“, so Pamela Brandt von der bpb.

Längst greifen Bürger aller Altersgruppen auf die Anwendung zurück. Ursprünglich eingeführt wurde sie jedoch, um junge Wähler für Politik zu interessieren. Es sind daher Erst- und Jungwähler, die die Wahl-O-Mat-Thesen erarbeiten. In einem umfangreichen Prozess: Drei Monate vor der Wahl treffen sich rund 25 ausgewählte 18- bis 26-Jährige aus der ganzen Republik zu einem Workshop. Dort arbeiten sie die Wahlprogramme und programmatischen Aussagen der Parteien durch, immer auf der Suche nach wichtigen und zwischen den Parteien umstrittenen Punkten.

Jungwähler suchen Themen mit Konfliktpotenzial aus

80 bis 100 Thesen kommen so am Ende des ersten Workshops zusammen. Anschließend werden damit die Parteien konfrontiert. Sie können innerhalb von drei Wochen beantworten, wie sie zu den einzelnen Punkten stehen, verbunden mit der Möglichkeit, die einzelnen Positionen genauer zu erläutern.

Mit den Antworten auf sich allein gestellt sind die Jungwähler nicht. Um Fehler zu vermeiden und Unklarheiten zu klären, sichtet auch ein Team aus Politikwissenschaftlern die Antworten und Begründungen der Parteien. In einem zweiten Workshop siebt die Jungwähler-Jury dann weiter aus. Was sind die wichtigsten Themen der Wahl? Birgen die Antworten Konfliktpotenzial zwischen den Parteien? 38 Thesen wählt das Team so am Ende aus.

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Thesen ausgewählt, die Unterschiede deutlich machen

Darunter sind auch Themen, die in der politischen Debatte eher eine untergeordnete Rolle spielen: Die wenigsten Deutschen dürften zum Beispiel ihre Stimme nach der Frage vergeben, ob Kinder gegen ansteckende Krankheiten geimpft werden müssen. Auch das Festhalten am Gottesbezug im Grundgesetz lässt wahrscheinlich eher weniger Wähler das Kreuz bei der einen oder anderen Partei machen. Unter den Wahl-O-Mat-Thesen finden sich die Punkte trotzdem.

Dabei gehe es darum, Thesen zu finden, die „besonders auch die Unterscheidbarkeit der einzelnen Parteien gewährleisten“, heißt es von der bpb. Andere Fragen tragen wohl vor allem der eigentlichen Zielgruppe, den Jungwählern, Rechnung. Besonders sie dürfte zum Beispiel interessieren, ob Studenten auch unabhängig vom Gehalt ihrer Eltern BAföG bekommen.