Berlin. Bei „Maybrit Illner“ ging es am Donnerstag um Nordkorea. Draufhauen oder reden? In der Diskussion bildeten sich schnell zwei Lager.

Kim Jong Un lässt Raketen abfeuern, Trump lässt immer neue Drohungen los: Ein wenig bange kann einem beim Blick auf den Konflikt mit Nordkorea mittlerweile schon werden. Immerhin verfügen beide Staatschefs theoretisch über das Arsenal für einen vernichtenden Krieg. Und dann sind da noch andere Länder wie China und Japan, die die Lage noch unübersichtlicher machen.

Maybrit Illner nahm diesen Gedankengang am Donnerstagabend auf. Droht ein neuer Krieg? Und wer ist das größere Problem: Kim oder Trump? So lauteten die Kernfragen der Sendung.

Die Diplomaten

In der Diskussion bildeten sich schnell zwei Lager. Auf der einen Seite die, die sich für einen Dialog aussprachen. Klaus von Dohnanyi etwa warb dafür, Lehren aus der deutschen Wiedervereinigung auf Korea zu übertragen. So bestehe beispielsweise unter den nordkoreanischen Eliten die berechtigte Angst, im Falle eines Nachgebens keine Rolle mehr zu spielen. „Mit Recht, denn bei den ostdeutschen Eliten war das auch so“, sagte der frühere SPD-Politiker. Solche Sorgen müssten bei einer „Wandel durch Annäherung“-Strategie mitgedacht werden.

In eine ähnliche Richtung argumentierte Ska Keller. „Trump hat sich auf eine Ebene mit Kim Jong Un begeben“, kritisierte die Grüne Europaabgeordnete. Dabei könne es gar keine militärische Lösung geben. „Es kann schnell zu Missverständnissen kommen, das ist höchst gefährlich.“

Die Falken

Ganz anders sah das Peter Rough. Nordkorea habe sich zu einer schwerwiegenden Bedrohung entwickelte, sagte der Politikberater und Trump-Sympathisant. „Das kann kein US-Präsident dulden.“ Aus diesem Grund begrüßte Rough auch, dass Trump seine Rhetorik eskaliert hat und offen mit militärischen Maßnahmen droht. „Man muss den Druck erhöhen“, befand Rough, auch mit Blick auf China, das Nordkoreas wichtigster Verbündeter ist.

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    Moderater argumentierte Constanze Stelzenmüller, die sich für eine Klaviatur von Drohung bis Diplomatie aussprach. Schließlich hätten die Gespräche der vergangenen Jahrzehnte nichts gebracht, argumentierte die Politikwissenschaftlerin. „Den Drohungen wird nichts folgen: Dann stürzen sich alle Minister auf das Atomköfferchen von Trump“, versuchte Stelzenmüller die Gefahr zu relativieren. „Wenn Sie wissen dass es ein Bluff ist, wissen die es doch auch“, erwiderte blitzschnell der Diplomat Dohnanyi.

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      Die Regisseurin

      Frischen Wind brachte die deutsch-koreanische Dokumentarfilmerin Sung-Hyung Cho in die Diskussion. „Natürlich ist Donald Trump die größere Gefahr“, sagte Cho überraschend. Schließlich sei er unberechenbar. Kim dagegen agiere rational. Tatsächlich hatte sich Trump noch vor der Wahl noch auf ein Treffen mit Kim Jong Un gefreut. Mittlerweile sieht er in dessen Regime aber die größte Bedrohung. „Da dachte ich, er hat einen Dachschaden“, sagte Cho.

      Von ihren Reisen nach Nordkorea berichtete die Filmemacherin, dass dort weitgehende Normalität herrsche. Überhaupt sei ein möglicher Krieg auf der koreanischen Halbinsel kaum ein Thema. „Der Konflikt wird aufgebauscht.“

      Das Fazit

      Wer sich noch nie mit dem Nordkorea-Konflikt befasst hat, konnte in dieser Ausgabe von Maybrit Illner vielleicht noch etwas lernen. Ansonsten langweilte der gepflegte Austausch der beiden Lager aber. Ja, China ist ein entscheidender Faktor, und natürlich sind beide Staatschefs auf ihre Arten undurchschaubar – so richtig erhellend war diese Gesprächsrunde mit diesen Erkenntnissen nicht.

      Da half es auch wenig, dass die Gastgeberin zwischendrin Kanzleramtschef Peter Altmaier zuschaltete und sich die Haltung der Bundesregierung („natürlich müssen wir reden“) erklären ließ. Immerhin sorgte am Ende Hans-Lothar Domröse dafür, dass der ohnehin schon weggedöste Zuschauer beruhigt weiterschlafen konnte: „Ich schließe aus, dass es zum Waffengang kommt“, sagte der frühere Bundeswehrgeneral.

      Zur Ausgabe von „Maybrit Illner“ in der ZDF-Mediathek.