Barcelona. Der Polizei gilt er als Schlüsselfigur des Terrors in Katalonien: Ein islamischer Geistlicher könnte die Terrorzelle geführt haben.
- Nach dem Anschlag von Barcelona kommt die Polizei langsam voran.
- Ein Imam steht nun als mögliche Schlüsselfigur im Fokus der Ermittler.
- Das Terrornetz soll allerdings inzwischen zerschlagen sein, heißt es.
Die mutmaßlich für die Anschläge von Barcelona und Cambrils verantwortliche Terrorzelle hatte 120 Gasflaschen gehortet. Die Flaschen seien in dem Haus in Alcanar gefunden worden, das am Mittwoch aus noch ungeklärter Ursache explodiert war, sagte Polizeichef Josep Lluis Trapero am Sonntag.
Die Explosion hatte wohl die ursprünglichen Pläne der Gruppe durchkreuzt, die daraufhin mit Fahrzeugen in Barcelona und der Küstenstadt Cambrils 14 Menschen getötet und 120 weitere verletzt hatte.
Imam im Visier der Fahnder
Nach dem Terroranschlag von Barcelona konzentrieren sich die Ermittlungen Medienberichten zufolge auf einen Imam, bei dem es sich um den Kopf der verantwortlichen Terrorzelle handeln soll. Abdelbaki Es Satty predigte bis Juni in der Moschee der Ortschaft Ripoll und könnte für die Radikalisierung der Gruppe verantwortlich sein, wie eine Cousine des Hauptverdächtigen Younes Abouyaaqoub sagte. „Das glauben die meisten. Das waren normale Jungs. Erst als er kam, haben sie angefangen, sich mit Religion zu beschäftigen.“
Es Satty verbüßte eine vierjährige Haftstrafe wegen Drogenhandels und soll Kontakte zu den Verantwortlichen der Zuganschläge 2004 in Madrid gehabt haben, wie die Zeitung „El País“ berichtete.
Mutter appelliert an Sohn: Stell’ dich!
Ob der Geistliche überhaupt noch am Leben ist, ist aber unklar. Die Polizei entdeckte Medienberichten zufolge die sterblichen Überreste von drei Personen in den Trümmern des Hauses in Alcanar, wo sich am Mittwoch eine Explosion ereignet hatte. Die Beamten vermuten, dass die Gruppe dort Sprengstoff lagerte und ein noch größeres Attentat als das in Barcelona vorbereitete.
Demnach könnten der Hauptverdächtige Abouyaaqoub, der den Lieferwagen in Barcelona gesteuert haben soll, und der Imam Es Satty entweder bei der Explosion ums Leben gekommen oder noch auf der Flucht sein. Abouyaaqoubs Mutter appellierte an ihren Sohn, sich zu stellen. „Er soll zur Polizei gehen und sich stellen. Mir ist es lieber, er kommt ins Gefängnis, als dass er stirbt“, sagte sie am Samstag bei einer Versammlung der muslimischen Bewohner von Ripoll.
Barcelona trauert nach dem Anschlag
Ermittler gehen von Terrornetzwerk aus
Bei dem Anschlag auf der Flaniermeile Las Ramblas waren am Donnerstag mindestens 13 Menschen getötet worden. Wenige Stunden später starb zudem eine Frau in der südlich gelegenen Küstenstadt Cambrils, wo offenkundig ein weiterer Anschlag vereitelt wurde. Sie wurde von Verdächtigen auf der Flucht überfahren, die Polizei erschoss die Männer kurz darauf.
Die Ermittler gehen davon aus, dass die Attacken in Barcelona und Cambrils von einem Netzwerk von insgesamt rund einem Dutzend Verdächtigen verübt wurden. Fünf von ihnen wurden in Cambrils erschossen, vier festgenommen. Die Identität von drei weiteren ist geklärt, zu ihnen gehören Abouyaaqoub und Es Satty. (dpa)