Washington/Berlin. Ein Retweet sagt mehr als viele Worte: Der US-Präsident verbreitet ausgerechnet jetzt den Post eines rechten Verschwörungstheoretikers.

  • Donald Trump hat einen Post eines bekannten rechten Verschwörungstheoretiker retweetet
  • Trump kommentierte den Tweet nicht, was als auf Twitter als Zustimmung gewertet wird
  • Trump war wegen mangelnder Distanzierung von Rechtsextremen scharf kritisiert worden

Es ist nur wenige Stunden her, dass sich der

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– da macht Donald Trump deutlich, dass er das Denken der Rechten doch nicht in Gänze verurteilt.

Am Montagabend (Ortszeit) retweetete Trump einen Post des bekannten Verschwörungstheoretikers Jack Posobiec, der zu der extrem rechten Gruppe der „Alternativen Rechten“ gehört. Posobiec beklagte sich in seinem Tweet, dass Waffengewalt in Chicago vom Wochenende in keinem nationalen Medium eine Rolle spielte. Eine implizite Anspielung darauf, dass der Medienfokus in den USA am Wochenende klar auf den

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lag.

Tagelange Kritik an Trump

Auf Twitter gilt ein unkommentierter Retweet in der Regel als Bekenntnis, dass man den retweeteten Post inhaltlich teilt. Heikel für den Präsidenten, gerade jetzt.

Tagelang war Donald Trump dafür kritisiert worden, dass er sich nicht von den Rechtsextremisten der „White Supremacy“-Bewegung distanzierte, die am Wochenende in der Stadt im Bundesstaat Virginia demonstriert und für gewalttätige Ausschreitungen gesorgt hatten. Ein mutmaßlicher Rechtsextremist hatte am Samstag sein Auto in eine Gruppe von Gegendemonstranten gelenkt und eine Frau getötet.

Die Kritik an der verhaltenen Reaktion des Präsidenten war auch aus den eigenen Reihen gekommen. In einer ersten Stellungnahme hatte sich Trump nur vage geäußert und die Rechten nicht namentlich adressiert – am Montag folgte dann ein zweites Statement. US-Medien berichten, der Präsident sei verärgert gewesen, dass er sich erneut habe zu Wort melden müssen.

Auto rast bei Nazi-Demo in Gegendemonstranten

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    Posobiec auch hinter #Pizzagate im Jahr 2016

    Es ist das erste Mal, dass Trump einen Tweet von Jack Posobiec teilt. Der gilt als treuer Trump-Fan und war mitverantwortlich für die Ausmaße der sogenannten Pizzagate-Verschwörung im Jahr 2016. Im Wahlkampf wurde unter dem Schlagwort Pizzagate im Internet die Behauptung verbreitet, in einer Pizzeria in Washington agiere ein Kinderpornoring – und die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton sei involviert.

    Posobiec verbreitete die falschen Informationen über seinen Twitter-Account. In den USA ist er als bekennender rechter Verschwörungstheoretiker bekannt.

    Der Retweet von Trump lässt nun Zweifel an Trumps Haltung zu rechter Gewalt aufkommen. Experten halten die Distanzierung des Präsidenten von den Rechtsextremen in Charlottesville ohnehin nicht für glaubwürdig. „Er versucht, den Kontakt und die Unterstützung der weit rechts stehenden Kräfte zu erhalten“, sagte der Rechtsextremismusforscher Hajo Funke im WDR. Trumps Verurteilung der Rechtsextremisten zwei Tage nach den Ausschreitungen sei nicht glaubwürdig. Andere Politiker hätten sich schon viel früher entsprechend geäußert. (sdo/dpa/rtr)