Charlottesville. US-Präsident Trump hat nach Meinung vieler den rassistischen Angriff in Charlottesville nicht genügend verurteilt. Nun meldete er sich.

  • Donald Trump steht wegen seiner Reaktion auf Charlottesville in der Kritik.
  • Dort war ein Neonazi-Sympathisant in eine Gegen-Demo gefahren.
  • Trump wird vorgeworfen, dass er danach nur pauschal „Gewalt von allen Seiten“ verurteilte.
  • Am Montag meldete er sich mit einer Klarstellung.

Ein sonst um keinen spekulativen Tweet verlegener US-Präsident duckt sich plötzlich weg und schweigt. Dieser Eindruck entstand, nachdem Donald Trump am Wochenende viele mit einer vagen Reaktion auf einen rassistischen Angriff in Charlottesville im US-Bundesstaat Virginia verstimmt hat. Am Montag meldete er sich dann erneut und sagte das, was viele von ihm erwartet hatten.

Am Samstag war es am Rande einer Kundgebung von hunderten Mitgliedern verschiedener rassistischer Gruppen zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Gegendemonstranten gekommen. 15 Menschen wurden verletzt. Danach fuhr ein mutmaßlicher Rechtsextremist mit einem Auto in eine Gruppe von Gegendemonstranten und rammte zwei Fahrzeuge. Eine 32-jährige Frau starb, weitere 19 Menschen erlitten teils schwere Verletzungen.

Nach Kritik doch noch Statement

Auch interessant

, aber dabei die Rassisten und Rechtsextremisten nicht beim Namen genannt. Und er ordnete die Gewalt allgemein „vielen Seiten“ zu. Neben Vertretern vieler Organisation und den oppositionellen Demokraten hatten auch zahlreiche prominente Republikaner Trumps Reaktion als viel zu schwach kritisiert.

Am Montag dann, zwei Tage nach den gewaltsamen Ausschreitungen, hat US-Präsident Donald Trump Rassismus und Neonazismus verurteilt. Neonazis, der Ku Klux Klan oder andere Gruppen voller Hass hätten keinen Platz in Amerika, sagte Trump in Washington in einem eigens anberaumten Statement vor Medien.

„Rassismus ist böse“

„Rassismus ist böse und diejenigen, die in seinem Namen Gewalt anwenden, sind Kriminelle und Verbrecher“, sagte Trump.

Bis dahin war aufgefallen, dass er eine weitaus schärfere Verurteilung der Vorgänge in Charlottesville durch seine Tochter Ivanka auf Twitter nicht weiter verbreitete, wie er dies sonst bei ihren Mitteilungen oft tut.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung
Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Stattdessen hatte nur ein namentlich nicht genannter Sprecher des Weißen Hauses eine Erklärung verbreitet, in der es hieß, Trump habe am Samstag „sehr stark“ alle Formen von Gewalt, Bigotterie und Hass verurteilt. „Natürlich schließt das weiße Rassisten, KKK (Ku Klux Klan), Neonazis und alle Extremisten-Gruppen ein.“

Fanatisch und gefährlich: Das ist Amerikas rechte Szene

weitere Videos

    Vorwurf: Trump ist mit seiner Politik mitverantwortlich für rechte Gewalt

    Der Bürgermeister der Universitätsstadt in Virginia, Michael Signer, machte den Präsidenten mit Hinweis auf dessen Wahlkampf-Rhetorik für die Eskalation am Samstag mitverantwortlich. In mehreren US-Städten versammelten sich Menschen zu Demonstrationen gegen Rassismus.

    Der 20-jährige Autofahrer war nach dem Angriff festgenommen worden. Ihm werden Totschlag, mehrfache Körperverletzung und Fahrerflucht vorgeworfen. Weitere Anklagepunkte könnten hinzukommen.

    Entsetzen und Trauer in Charlottesville

    Nach Gewaltausbrüchen in Charlottesville herrschen Fassungslosigkeit und Wut. Die Neonazi-Aufmärsche befeuern erneut die Rassismus-Debatte. Diese Demonstrantin fordert nach der tödlichen Auto-Attacke ein Ende des Mordens.
    Nach Gewaltausbrüchen in Charlottesville herrschen Fassungslosigkeit und Wut. Die Neonazi-Aufmärsche befeuern erneut die Rassismus-Debatte. Diese Demonstrantin fordert nach der tödlichen Auto-Attacke ein Ende des Mordens. © REUTERS | STEPHEN LAM
    „Ich kann nicht glauben, dass ich immer noch gegen Nazis demonstriere“, hat ein Demonstrant auf ein Schild geschrieben. Rassistische Gruppen waren am Samstag in Charlottesville mit Helmen, Knüppeln und Schutzschilden aufmarschiert.
    „Ich kann nicht glauben, dass ich immer noch gegen Nazis demonstriere“, hat ein Demonstrant auf ein Schild geschrieben. Rassistische Gruppen waren am Samstag in Charlottesville mit Helmen, Knüppeln und Schutzschilden aufmarschiert. © REUTERS | STEPHEN LAM
    Menschen gedenken der 20 Opfer der brutalen Unruhen in Charlottesville. Bei den Zusammenstößen von Ultranationalisten und Gegendemonstranten wurden 19 Menschen verletzt, die 32-jährige Heather Heyer starb durch eine Autoattacke.
    Menschen gedenken der 20 Opfer der brutalen Unruhen in Charlottesville. Bei den Zusammenstößen von Ultranationalisten und Gegendemonstranten wurden 19 Menschen verletzt, die 32-jährige Heather Heyer starb durch eine Autoattacke. © REUTERS | JIM BOURG
    Ein Mann tröstet einen anderen, der für einen verletzten Freund betet.
    Ein Mann tröstet einen anderen, der für einen verletzten Freund betet. © REUTERS | JIM BOURG
    Der Gouverneur von Virginia, Terry McAuliffe (2. v. l.) gedenkt während eines Gottesdienstes in einer Baptistenkirche der Opfer der Auseinandersetzungen.
    Der Gouverneur von Virginia, Terry McAuliffe (2. v. l.) gedenkt während eines Gottesdienstes in einer Baptistenkirche der Opfer der Auseinandersetzungen. © REUTERS | JIM BOURG
    Der Gouverneur wendet sich sichtlich emotional an die Gemeinde, ...
    Der Gouverneur wendet sich sichtlich emotional an die Gemeinde, ... © REUTERS | JIM BOURG
    ... während sich die Gemeindemitglieder im Gebet an die Hand nehmen.
    ... während sich die Gemeindemitglieder im Gebet an die Hand nehmen. © REUTERS | JIM BOURG
    Nachdem US-Präsident Donald Trump auffällig spät und verhalten auf die Tragödie reagiert hat, zeigen sich demokratische und republikanische Politiker ebenso empört wie viele Bürger. Hier fordert ein Demonstrant die Amtsenthebung von Trump.
    Nachdem US-Präsident Donald Trump auffällig spät und verhalten auf die Tragödie reagiert hat, zeigen sich demokratische und republikanische Politiker ebenso empört wie viele Bürger. Hier fordert ein Demonstrant die Amtsenthebung von Trump. © REUTERS | STEPHEN LAM
    Trauer auch an anderer Stelle: Mitarbeiter der zuständigen Behörden sind in der Nähe der Absturzstelle eines Polizeihubschraubers in Charlottesville im Einsatz. Bei dem Absturz unweit der Kundgebung von Rechtsextremisten kamen beide Besatzungsmitglieder ums Leben.
    Trauer auch an anderer Stelle: Mitarbeiter der zuständigen Behörden sind in der Nähe der Absturzstelle eines Polizeihubschraubers in Charlottesville im Einsatz. Bei dem Absturz unweit der Kundgebung von Rechtsextremisten kamen beide Besatzungsmitglieder ums Leben. © dpa | Shelby Lum
    1/9

    Inzwischen verdichten sich die Hinweise darauf, dass der junge Mann aus dem US-Staat Ohio ein Neonazi-Sympathisant war. So schilderte ein ehemaliger Lehrer nach Angaben der „Washington Post“, dass der mutmaßliche Täter spätestens seit dessen High-School-Zeiten von Nazi-Sichtweisen und Adolf Hitler fasziniert gewesen sei. Auch soll er Stunden vor dem mutmaßlichen Auto-Anschlag mit einer Gruppe von Rechtsextremisten zusammen gestanden haben.

    Kritik kommt auch von Ex-Kommunikationsmanager Scaramucci

    Bürgermeister Signer, ein Demokrat, sagte am Sonntag dem Sender CBS, Trump habe im Wahlkampf die Wahl getroffen, „unseren schlimmsten Vorurteilen in die Hände zu spielen, und ich glaube, was wir sehen, ist eine direkte Linie zwischen dem, was an diesem Wochenende passiert ist und dieser Wahl“. Die Extremistengruppen seien praktisch in eine Präsidentschaftskampagne eingeladen worden und fühlten sich dadurch ermutigt. „Das muss enden, und es kann jetzt enden.“

    Kritik kam unter anderem auch von Trumps geschasstem Kommunikationsmanager Anthony Scaramucci. In seinem ersten Interview nach Verlassen des Weißen Hauses sagte er dem Sender ABC News am Sonntag: „Ich hätte ihm dieses Statement nicht empfohlen (...) Er hätte viel härter sein sollen im Umgang mit den weißen Rassisten.“ Der Angriff sei Terrorismus gewesen, sagte Scaramucci weiter.

    Scaramucci äußerte sich negativ über Bannon und Reince

    Der ehemalige Investor aus New York feuerte auch erneut gegen Trumps Chef-Strategen Steve Bannon. Dessen Toleranz für weißen Nationalismus und Suprematismus sei unverzeihlich, von diesem „Nonsens“ solle sich der Präsident verabschieden.

    Scaramucci musste Ende Juli nur zehn Tage nach seiner Ernennung zum Kommunikationschef den Posten räumen. Kurz vorher machte der 53-Jährige mit äußerst unflätigen Äußerungen in einem Interview mit dem „New Yorker“ über Bannon und Trumps ehemaligen Stabschef Reince Priebus von sich reden. In Bezug darauf zeigte er sich in dem Interview nur teilweise selbstkritisch: „Ich habe einen unerzwungenen Fehler begangen.“ Allerdings habe ihn der Artikel mit den Zitaten schlecht aussehen lassen. Er habe gedacht, seine Aussagen zu Priebus und Bannon seien vertraulich gewesen. (dpa)