Charlottesville. Ausnahmezustand in der US-Stadt Charlottesville: Eine Kundgebung von Rechtsextremisten artet in Gewalt aus, es gibt ein Todesopfer.
Bei einer Kundgebung von Rechtsextremisten und Neonazis in der Stadt Charlottesville im US-Bundesstaat Virginia ist ein Auto in eine Gruppe von Gegendemonstranten gerast. Dabei habe es mindestens ein Todesopfer gegeben, teilte Bürgermeister Mike Signer auf Twitter mit. Laut Polizei handelt es sich um eine 32-jährige Frau, 19 Menschen seien verletzt worden.
Videoaufnahmen und Augenzeugenberichte deuteten auf eine absichtliche Tat hin. Auf Videos ist zu sehen, wie ein silberfarbenes Auto mit hohem Tempo in eine Gruppe von Menschen fuhr. Dabei wurden mehrere Personen durch die Luft geschleudert. Der Fahrer wurde nach Polizeiangaben festgenommen, die Mordkommission ermittelt.
Den städtischen Behörden in Charlottesville zufolge war das Fahrzeug mit zwei anderen Autos zusammen gestoßen. Die Bürger wurden dazu aufgerufen, den Unfallort freizuhalten, damit Helfer dorthin gelangen könnten.
In den sozialen Medien verbreiteten sich Videos, in denen Augenzeugen schildern, wie ein grauer Wagen in die Straße mit den Demonstranten gefahren ist. Kurz habe er noch zurückgesetzt, bevor er dann Gas gegeben und in die Menschengruppe gerast sei, hieß es.
Bereits zuvor war es am Rande der Kundgebung verschiedener ultrarechter Gruppen in der Stadt in Virginia zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Gegendemonstranten gekommen. Insgesamt wurden 34 Menschen verletzt, dem Sender CNN zufolge befanden sich fünf von ihnen am Samstagabend (Ortszeit) in kritischem Zustand. Zwei weitere Menschen kamen zudem beim Absturz eines Polizeihubschraubers bei Charlottesville ums Leben. Ob der Absturz mit den Unruhen zusammenhängt, war jedoch zunächst nicht klar.
Mitglieder beider rechter Gruppierungen trugen Helme und Schutzanzüge, einige schwenkten Holzpfosten. Angehörige der Miliz trugen offen Gewehre mit sich, Schüsse waren aber nicht zu hören. Die Rechtsextremen der „white supremacy“-Bewegung protestieren gegen die geplante Entfernung einer Statue von General Robert E. Lee, der im amerikanischen Bürgerkrieg die Truppen der Konföderierten anführte.
Blutige Proteste in Charlottesville
Donald Trump verurteilte Krawalle via Twitter
Präsident Donald Trump verurteilte zwar die „ungeheuerliche Gewalt“ vom Samstag, „Hass und Vorurteile“, aber nannte dabei die Kundgebung der Rechtsextremisten nicht direkt. Stattdessen sprach er pauschal von „Gewalt von vielen Seiten“. Zunächst hatte sich nur First Lady Melania geäußert.
„Wir ALLE müssen zusammenstehen & alles verurteilen, für das Hass steht“, twitterte Trump. „Es gibt keinen Platz für diese Art von Gewalt in Amerika.“ Vertreter rechtsextremer Gruppen wie Alt-Right hatten sich nach der Wahl des Republikaners ermutigt geäußert. Kritiker lasteten Trump an, sich nicht genügend von den Rechten distanziert zu haben.
Prominenten Demokraten, Bürgerrechtlern und auch einigen Republikanern reichte das nicht. Es sei unentschuldbar, dass der Präsident die „white supremacy“-Bewegung nicht verurteilt habe. Kommentatoren in verschiedenen Fernsehsendungen äußerten ebenfalls scharfe Kritik an der nach ihrer Ansicht nach laschen Reaktion des Präsidenten, dessen Wahl in rechtsextremen Kreisen bejubelt worden war. Kritiker haben Trump bereits in der Vergangenheit angelastet, sich nicht genügend von den Rechten distanziert zu haben.
Ausnahmezustand ausgerufen
Der Gouverneur von Virginia, Terry McCauliffe, und städtische Stellen riefen für Charlottesville den Ausnahmezustand aus. Eine solche Maßnahme erleichtert es, zusätzliche Sicherheitskräfte heranzuziehen, wenn dies für nötig gehalten wird. Vor Journalisten sagt er, er habe eine Botschaft an die Nazis: „Geht heim – Ihr seid nicht erwünscht in diesem großartigen Gemeinwesen.“
Anlass für die Kundgebung unter dem Motto „Vereinigt die Rechte“ war ein Stadtratsbeschluss, eine Statue des Konföderierten-General Robert E. Lee aus dem Amerikanischen Bürgerkrieg (1861 bis 1865) zu entfernen. Erwartet wurden bis zu 6000 Teilnehmer aus verschiedenen Spektren der Ultrarechten. (dpa/rtr/cho/sdo)