Berlin . US-Präsident Trump hält den Klimawandel für nicht bewiesen. Dabei sind die Folgen im Land längst zu spüren, sagt ein unveröffentlichter Bericht.

Make America poor again? US-Wissenschaftler warnen Präsident Donald Trump in einem unveröffentlichten Regierungsbericht vor den Folgen eines ungebremsten Klimawandels, der seinem Land ökonomisch und ökologisch schaden könnte. Die Autoren widersprechen in allen Punkten den Aussagen der Regierung, wonach es nicht bewiesen sei, dass der Mensch einen Beitrag zur Erderwärmung leiste. „Die Amerikaner spüren die Effekte schon jetzt“, zitiert die „New York Times“ aus dem 500 Seiten starken Papier.

Urheber des Berichts, den 13 US-Regierungsorganisationen nun bis zum 18. August abzeichnen müssen, ist die Nationale Wissenschaftsakademie der USA. Dort, so wird gemunkelt, habe ein Teil der Autoren die Befürchtung, dass Trump die Veröffentlichung abschwächen oder gar blockieren werde. Tatsächlich düpiert die Studie das Weiße Haus. In ihrem Bericht kommen die Forscher zu dem Schluss, dass sich die Welt seit 1880 um rund 0,9 Grad Celsius erwärmt habe. „Ein Großteil dieses Temperaturanstiegs ist klar auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen“, schreiben sie.

John Kornblum: Es ist eine Schade, dass wir ausgestiegen sind

Man könne die Rolle des Menschen für die Klimaveränderung vielfältig belegen, insbesondere mit Blick auf den Ausstoß von Treibhausgasen. Während das US-Landwirtschaftsministerium gerade sein Personal anwies, künftig statt vom Klimawandel nur noch von „Wetterextremen“ zu reden, beschreiben die US-Wissenschaftler bereits stattfindende drastische Störungen im Klimasystem: „Von der obersten Atmosphäre bis in die Tiefe der Ozeane gibt es reichlich Beweise, dass sich das Klima verändert.“ Das Tempo, in dem die Meere versauerten, sei im Vergleich zu den vergangenen 66 Millionen Jahren beispiellos.

Gefahren bei Gewitter: Davor sollte man sich schützen

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    Die Wissenschaftler rechnen damit, dass es in den USA bis zum Jahr 2100 um 2,8 bis 4,8 Grad wärmer sein werde als Ende des 19. Jahrhunderts. Im Nordosten der USA würden Starkregen weiter zunehmen, im Westen werde sich die Schneedecke im Winter und Frühjahr verringern. Dort sei auch mit lang anhaltender Trockenheit zu rechnen. Wie verwundbar ist Amerika?

    Am Freitag vergangener Woche hatte die Regierung offiziell den Austritt der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen erklärt. „Es ist eine Schande, dass wir das getan haben“, sagte John Kornblum, der frühere US-Botschafter in Deutschland,

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    Klimaprojektionen zeigen erwartete Folgen der Erderwärmung

    Vor der Wahl hatte Donald Trump behauptet, dass die Erderwärmung „ein kompletter und sehr teurer Schwindel“ sei. Nun warnen ihn seine Regierungsbeamten, dass er dem Land mit der Abkehr vom Klimaschutz womöglich einen Bärendienst erweise. Das legt auch eine Studie der University of California in Berkeley nahe, die vor wenigen Wochen veröffentlicht wurde: „Ein ungebremster Klimawandel wird für weite Teile der USA sehr teuer“, schreiben die Autoren im Fachmagazin „Science“.

    Auf nationaler Ebene betrachtet könne das Bruttoinlandsprodukt der USA für jeden Grad Erwärmung mehr um 1,2 Prozent sinken, führt der Forscher Solomon Hsiang aus. Das Forscherteam hatte mithilfe von Klimaprojektionen und statistischen Modellen ermittelt, wie die erwarteten Folgen der Erderwärmung Aspekte wie sinkende Ernteerträge, steigender Stromverbrauch, Küstenschäden, aber auch Gesundheit, Kriminalität und Arbeitsplätze beeinflussen werden.

    Miami legt Straßen, Parks oder gar Gebäude höher

    Nirgendwo anders in den USA wird der Klimawandel teurer als in Florida. Rund 13 Millionen Menschen leben an der Küste, teure Häuser und Hotelkomplexe sind durch den Anstieg des Meeres bedroht. Laut einer Studie der US-Wetter- und Ozeanografiebehörde (NOAA) steigt das Wasser südlich von Miami Beach besonders schnell – dabei liegt das Urlauberparadies nur einen Meter über dem Meeresspiegel. Die University of Miami hat im Zeitraum von 1998 und 2005 insgesamt 16 Überschwemmungen gezählt. Von 2006 bis 2013 seien es mit 33 mehr als doppelt so viele gewesen. Miami ergreift die Flucht nach oben: Weite Teile der Stadt – Straßen, Parks oder Gebäude – werden höher gelegt.

    Fünf Jahre lang suchten zuletzt Dürren und Waldbrände Kalifornien heim – eine Katastrophe auch für die Winzer. Der US-Bundesstaat mit 39 Millionen Einwohnern produziert 85 Prozent des gesamten in den USA hergestellten Weins – und ist durch Wetterextreme wie lang anhaltende Trockenzeiten oder Überschwemmungen besonders gefährdet, führt die Umweltstiftung WWF in einem Report aus. Um eine US-Gallone Wein (3,78 Liter) zu erzeugen, seien 496 Gallonen Wasser nötig. Kalifornien, der „Golden State“, hat in den USA eine Vorreiterrolle im Umweltschutz. Gouverneur Jerry Brown stellt sich nun offen gegen die Klimapolitik von Trump: Mit 160 Staaten und Städten weltweit hat Brown ein eigenes Klimaabkommen unterzeichnet.

    Die Kornkammer des Landes gilt als gefährdet

    Gefährdet ist auch der Mittlere Westen der USA, die „Kornkammer“ des Landes. Die University of Chicago kommt zu dem Schluss, dass Dürre und Erosion landwirtschaftliche Verluste wie zur Zeit des „Dustbowls“ in den 30er-Jahren verursachen könnten. Damals machte die Trockenheit weite Teile der Great Plains unfruchtbar.