Berlin. AfD-Chefin Frauke Petry wirbt mit ihrem Baby um Stimmen. Das ist umstritten, auch intern. Die Partei und ihre Chefin sind unter Druck.

Christian Unger und Caroline Rosales

Zwei Monate ist ihr Kind alt – bald wird es auf Plakaten quer durch Deutschland zu sehen sein. Frauke Petry, die Mutter und Co-Chefin der AfD, hält das Baby auf dem Foto im Arm. Neben ihr die Frage: „Und was ist Ihr Grund für Deutschland zu kämpfen?“ Und: „Trau dich, Deutschland!“.

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ist unter Druck. Immer wieder liefern sich die Führungsfiguren um Alexander Gauland, Jörg Meuthen, Alice Weidel und Petry Machtkämpfe. In den Umfragen ist die Partei abgestürzt und stagniert bei sieben Prozent. Auch in Ostdeutschland, wo sie einige Erfolge bei Wahlen erzielte, verliert sie – in Sachsen-Anhalt fiel sie in den Umfragen innerhalb von sechs Monaten von 22 auf 13 Prozent, in Thüringen von 21 auf 13.

Frauke Petry inszeniert sich als Familienmensch

Jetzt bringt sich Petry für den Wahlkampf zur Bundestagswahl Ende September in Stellung. „Frauke Petry ist mehr als eine Berufspolitikerin, sie ist eine fünffache Mutter, die für ihr Land kämpft“, sagte Thor Kunkel, Kreativdirektor der AfD, dieser Redaktion. Eigentlich wollte die Partei 1000 oder 1200 Stück drucken lassen. Jetzt sollen es 2000 werden. „Aufgrund der überwältigenden Resonanz.“ Petry soll warmherzig wirken, nicht kühl, wie sie häufig beschrieben wird. Petry ganz privat, so wollen es die AfD-Strategen.

Wenn Kinder sonst überhaupt auf Wahlplakaten auftauchen, ist ihr Gesicht nicht zu erkennen. Und offenbar war es nicht leicht, Petry zu dem umstrittenen Motiv mit ihrem Kind zu bewegen. Schon Monate habe die Idee vorgelegen, schreibt „Der Spiegel“.

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    Petry soll gezögert haben. Sie wollte das Kind, ihr fünftes Kind und das erste mit ihrem Parteifreund und Ehemann Marcus Pretzell, nicht instrumentalisieren. Doch offenbar war der Druck zu groß, nachdem Petry das Rennen um die Spitzenkandidatur gegen

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    verlor. Ihr neben Gauland als gemäßigt rechtspopulistisch geltender Flügel scheint marginalisiert, auf dem Parteitag in Köln scheiterte sie mit ihrem Antrag für ihren auf ein breiteres politisches Spektrum angelegten Kurs.

    Die Streitigkeiten treten nicht nur intern zutage – auch öffentlich. „Von Missstimmungen kann keine Rede sein“, sagte Spitzenkandidatin Weidel zwar der Nachrichtenagentur Reuters. Sie ist aber eine der Hauptkritikerinnen des Plakatkonzeptes gewesen, das nun bundesweit eingesetzt werden sollte, auch mit dem Motiv von Petry. Es habe zu wenig Themen und Inhalte enthalten, die sie im Wahlkampf transportiert haben wolle. Auf einem der kritisierten Plakate war eine schwangere Frau mit dem Slogan zu sehen: „Neue Deutsche? Machen wir selber.“

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      Kritik äußerte Weidel an Parteichef Meuthen. Dieser hatte erklärt, bei der Vorstandswahl im Dezember gegen Co-Chefin Petry anzutreten. Eine Fortsetzung der Doppelspitze mit ihr hatte er abgelehnt. Die Partei setze im Wahlkampf auf „ihren Markenkern“, der Kritik an der Euro-Rettung, so Weidel. Die AfD wolle zeigen, was die Rettung der gemeinsamen Währung koste. So sei der Euro Ursache der Nullzinspolitik und steigender Immobilienpreise. Ein weiterer Schwerpunkt sei die Flüchtlingspolitik.

      Doch dringen Weidel und Co derzeit mit den Themen kaum durch. Die AfD habe sich in Machtkämpfen verbraucht, sagt der Berliner Professor Hajo Funke, der seit vielen Jahren zu Rechtspopulismus und Extremismus forscht. „Die Partei präsentiert keine Lösungen aus politischen Krisen mehr. Sie war einst Protestpartei, jetzt rutscht sie mehr und mehr ins rechtsextreme Lager ab.“ Intern ginge es in den Machtkämpfen „um alles, mit allen Mitteln“. Dazu gehört nun auch, dass Petry sich doch für das Plakat entschieden hat.