Hurghada. Der Touristenort Hurghada geht nach dem Attentat mit zwei Toten schnell zur Tagesordnung über. Doch Angst und Unsicherheit bleiben.

Khaled Taha sitzt in seinem Büro, es ist gerade mittags 12.30 Uhr, und er hat soeben die zweite Schachtel „Davidoff“-Zigaretten angefangen. Der 51-Jährige ist erst seit 15 Tagen Manager des Hotels „Sunny Days El Palacio“, und gleich zu Beginn seiner Zeit mit einem Terror-Akt konfrontiert. „Wir haben doch schon Security an allen Eingängen, überall Kameras und hohe Mauern um das Ressort“, sagt er, „wenn sie jetzt auch aus dem Wasser kommen, was sollen wir denn noch machen?“

Er selbst ist am Freitag sofort an den Strand gelaufen und hat ihn noch gesehen, den Attentäter Abdel R. Der 28-Jährige

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. Dann schwamm er an den Nachbarstrand zum „El Palacio“ und verletzte noch einmal vier weitere Menschen, ebenfalls mit dem Küchenmesser, das Taucher später im Wasser fanden. Acht Mitarbeiter von Khaled Tahas konnten denn Angreifer schließlich im Wasser überwältigen und der Polizei übergeben.

Die Opfer sprachen kurz vor Messerangriff auf Deutsch mit dem Angreifer

Die zwei getöteten deutschen Frauen wohnten laut Medienberichten in Ägypten und sollen vorher noch

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. Dann plötzlich zog der das Messer und stach zu.

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    Seit Jahren hat diese Region mit Terror-Attentaten zu kämpfen. Erst Anfang 2016 wurden, nicht weit entfernt, drei Touristen bei einem Messerattentat verletzt. Hotel-Direktor Taha raucht Kette, erzählt ruhig und zieht oft die Schultern hoch. „Unsere Security hat ihn doch gefasst“, sagt er. Er gibt dem Nachbarhotel „Zahadia“ die Schuld, weil diese den Attentäter mit einem Messer an den Strand ließen.

    Peinlich genaue Kontrollen am Hotel-Eingang

    An der Rezeption vom „Zahadia“ ist es tatsächlich merklich ruhiger. Ob es viele Stornierungen gab, will hier allerdings niemand bestätigen. Die Kontrolle am Eingang ist jedoch peinlich genau, alle Taschen müssen geleert werden. Und auf das Gelände darf seit Freitag niemand, der nicht auch Hotelgast ist. So will man verhindern, dass der Tourismus noch mehr einbricht, als ohnehin schon. Rund zu einem Drittel seien hier viele Hotels nur ausgelastet, die Preise deshalb seit Monaten im Keller.

    Jessica Niebuhr und Noel Kohls aus Wolfsburg haben jeweils nur 700 Euro für zwei Wochen All-inclusive bezahlt. Den beiden ist schon bei ihrer Ankunft am Sonntagmorgen um zwei Uhr aufgefallen, dass die Sicherheitsbedingungen aufgestockt wurden. Das beruhigt sie. „Unsere Mütter wollten erst nicht, dass wir fliegen“, sagt Jessica Niebuhr, „aber wir haben alle Nachrichten verfolgt und hatten das Gefühl, dass es sicher genug ist.“ Sie sagt dann noch den Satz, den man von vielen Gästen der Hotels hört: „Das kann einem doch heutzutage überall passieren.“

    Angreifer rief Hotelmitarbeitern zu „Ägyptern will ich nichts tun“

    Am Strand und beim Buffett bleibt es trotzdem Thema Nummer eins. Mitarbeiter erzählen von der Theorie, dass die beiden Deutschen ihren Angreifer gekannt haben. „Vielleicht war es Eifersucht?“, fragt ein Kellner. Dem widerspricht aber die offizielle Aussage der Sicherheitsbehörden in Kairo, die eindeutig einen „islamistischen Hintergrund“ feststellten.

    Demnach habe sich Abdel R. auf die Scharia berufen und mit IS-Extremisten online Kontakt gehalten. So soll er auch einen konkreten Auftrag erhalten haben: „Greif Ausländer an.“ Dazu passt, dass ägyptische Zeugen berichten, er habe während der Tat einheimischen Angestellten zugerufen: „Bleibt weg, Ägyptern will ich nichts tun.“

    Seit Jahren Attentate islamistischer Gruppen

    Auf der ägyptischen Sinaihalbinsel gibt es seit Jahren Anschläge islamistischer Gruppen, meist sind sie jedoch gegen Soldaten oder Christen gerichtet. Als größtes Attentat gilt der abgestürzte Airbus, der Ende Oktober 2015 vom Badeort Scharm el Scheich startete und kurz darauf explodierte. Keiner der 224 Insassen überlebte. Der IS bekannte sich zu dem Anschlag. Etwas länger zurück liegt ein Bombenattentat von 2005 mit 66 Toten und ein Überfall mit Schusswaffen 1997 in Luxor, bei dem auch vier Deutsche und 36 Schweizer starben.

    Auf die Frage, ob sie ihre Umgebung jetzt mehr scannen, sagen die Wolfsburger Jessica Niebuhr und Noel Kohls gleichzeitig „Ja“ (sie) und „Nein“ (er). Dann lachen beide. Jessica Niebuhr aber erinnert sich an die Fahrt durch die „Innenstadt“ in der Nacht. „Das war wirklich gruselig“, sagt sie, „ausgebrannte Autos, es roch widerlich und Menschen liefen langsam durch die Gegend.“ Doch da kommt ihr Reiseleiter, sie haben einen vollen Plan: Schnorcheln, Fahrt mit dem Vierrad-Roller und einen Pferdeausritt am Strand.