Mossul. Nach der Schlacht um Mossul verkündet der Irak den Sieg über den IS. Doch sind die Terror-Milizen tatsächlich schon geschlagen?

Nach der Eroberung der zerstörten Großen Moschee von Al-Nuri in Mossul hat das irakische Militär das von der Islamisten-Miliz IS ausgerufene Kalifat für beendet erklärt. „Ihr erfundener Staat ist zusammengebrochen“, sagte am Donnerstag ein Militärsprecher im staatlichen Fernsehen.

In der von IS-Kämpfern vergangene Woche gesprengten Moschee hatte ihr Anführer Abu Bakr al-Bagdadi 2014 einen islamischen Gottesstaat für Teile Syriens und des Irak ausgerufen. Die Millionenmetropole Mossul diente dem IS als faktische Hauptstadt im Irak.

USA unterstützen irakische Einheiten

Spezialeinheiten kontrollierten nun das gesamte Moschee-Gelände sowie die Bezirke Al-Hadba und Sirdschchana, sagte ein Kommandeur. Ministerpräsident Haider al-Abadi erließ den Befehl, „die Schlacht zu Ende zu bringen“. Die Regierung geht davon aus, dass dies in den kommenden Tagen geschehen wird.

Die IS-Kämpfer sind Militärschätzungen zufolge auf etwa 40 Prozent der Altstadt oder ein Prozent des gesamten Stadtgebietes zurückgedrängt worden. Unterstützt werden die irakischen Verbände am Boden und in der Luft von der US-geführten Anti-IS-Koalition.

Hunderttausende sind auch der Flucht

Die Islamisten hatten angesichts des Vorrückens der irakischen Einheiten die mittelalterliche Moschee gesprengt. Auf ihrem schiefen Minarett wehte bis dahin die schwarze IS-Fahne. Vergangene Woche wurde die Zahl der IS-Kämpfer in der Stadt auf 350 geschätzt, davon dürften mittlerweile aber viele getötet worden sein. Ihr Chef Bagdadi hat sich irakischen und US-Militärkreisen zufolge aus Mossul abgesetzt und wird jetzt im Grenzgebiet zu Syrien vermutet.

Die Offensive zur Rückeroberung Mossuls begann vor acht Monaten. Tausende Zivilisten wurden seither getötet. Rund 900.000 Menschen, rund die Hälfte der ursprünglichen Bevölkerung, ist vor den Kämpfen geflohen. Die verbliebenen Menschen sehen sich Hunger und Tod ausgesetzt. Kämpfer des IS verstecken sich unter der Zivilbevölkerung und missbrauchen Einwohner als menschliche Schutzschilde. Nach wie vor kontrolliert der IS Gebiete im Westen und Süden der Stadt.

Die Hauptstadt des IS in Syrien, Rakka, wird derzeit mit US-Unterstützung von kurdischen Milizen belagert. Die Stadt sei inzwischen komplett eingekesselt, berichteten Beobachter. (rtr)