Berlin. Angela Merkel rückt vom Nein zur „Ehe für alle“ ab. So klaut sie der SPD ein Wahlkampfthema - und verschiebt die Koordinaten der CDU.

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zeigte einmal mehr die erprobte Taktik der Kanzlerin: zuerst Zurückhaltung und dann, wenn die breite Debatte über ein Thema in eine Richtung zielt, setzt sich Merkel kurzerhand an die Spitze der Bewegung. So nun wieder geschehen bei der „Ehe für alle“.

Merkel, die bei dem für die CDU brisanten Thema lange zögerte, lässt plötzlich kare Sympathien für die volle Gleichstellung schwuler und lesbischer Paare erkennen und will den Abgeordneten ihre Entscheidung freigeben: Gewissen statt Fraktionszwang. Merkels Kurswechsel ist in zweifacher Hinsicht ein politischer Geniestreich.

Angela Merkel klaut anderen ein Wahlkampfthema

Erstens: Mit ihrer Hinwendung zur „Ehe für alle“ klaut die CDU-Chefin quasi im Handstreich den anderen Parteien ein emotional besetztes Wahlkampfthema.

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, Grüne und FDP hatten die Gleichstellung gar zur Koalitionsfrage hochgejazzt.

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– eine Kehrtwende mit Vollgas.

Zweitens: Die Kanzlerin verschiebt die gesellschaftspolitischen Koordinaten der Union ein weiteres Mal in Richtung Mitte. Das wird den Konservativen, denen die „Sozialdemokratisierung“ der CDU schon lange nicht mehr schmeckt, nicht gefallen. Doch Merkel hat erkannt, dass die „Ehe für alle“ in der breiten Bevölkerung längst kein Streitfall mehr ist. Damit ist Merkel in der Realität angekommen. Und die CDU wird ihrer Vorsitzenden folgen müssen. Auch wenn manche dabei die Faust in der Tasche ballen.

Merkel, die Teflon-Kanzlerin

Und dann war da ja noch die Sache mit Martin Schulz. Der SPD-Spitzenkandidat hatte der Kanzlerin auf dem Parteitag in Dortmund einen „Anschlag auf die Demokratie“ vorgeworfen. Starker Tobak. Und was sagte Merkel dazu? „Schwamm drüber.“ Sie ließ den Herausforderer einfach abtropfen. Auch das kennt man schon: Merkel, die Teflon-Kanzlerin.