Mossul. In der al-Nuri-Moschee im Irak hat der IS das „Kalifat“ ausgerufen. Nun hat die Terrormiliz das Jahrhunderte alte Gebetshaus zerstört.

Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) haben nach Angaben der irakischen Armee die symbolträchtige und Jahrhunderte alte große Moschee in der umkämpften Metropole Mossul gesprengt – offensichtlich kurz vor einer drohenden Erstürmung des Gotteshauses. Das teilte der irakische General Abdul Amir Raschid mit. Seine Soldaten seien am Mittwoch während der Detonation nur 50 Meter weg gewesen.

In der Moschee hatte IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi Anfang Juli 2014 bei einer Freitagspredigt erstmals öffentlich gezeigt. Die Moschee hat deshalb eine immense symbolische Bedeutung. Einige Wochen vor dem Auftritt Al-Bagdadis 2014 in der Moschee hatten Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) Mossul überrannt. Dann rief der IS ein „Islamisches Kalifat“ im Irak und im benachbarte Syrien aus und ernannte Al-Bagdadi zum „Kalifen Ibrahim“.

IS hat nur noch kleines Gebiet unter Kontrolle

IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi am 5. Juli 2014 in der al-Nuri-Moschee.
IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi am 5. Juli 2014 in der al-Nuri-Moschee. © dpa | Furqan Media / Handout

Die internationale Anti-IS-Koalition unter Führung der USA bestätigte die Angaben der irakischen Armee zu der Sprengung. „Das ist ein Verbrechen gegen die Bürger Mossuls und des ganzen Irak“, sagte Major General Joseph Martin.

Sturm auf IS in Mossul

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    Irakische Truppen hatten vergangenen Herbst mit der Offensive auf die wichtigste Stadt im Irak unter Kontrolle des IS begonnen. Während der heftigen Kämpfe wurden Tausende Menschen getötet und Hunderttausende vertrieben. Übrig geblieben ist nur noch ein kleines Gebiet unter IS-Kontrolle im Zentrum der Stadt, darin liegt auch die große Moschee.

    Gebetshaus aus dem 12. Jahrhundert

    Ein Screenshot aus einem Video zeigt die zerstörte Moschee. Das irakische Militär hat das Bild verbreitet.
    Ein Screenshot aus einem Video zeigt die zerstörte Moschee. Das irakische Militär hat das Bild verbreitet. © REUTERS | HANDOUT

    Ein von der Anti-IS-Koalition zur Verfügung gestelltes Luftbild eines weitgehend zerstörten Gebäudes zeigt offensichtlich die Überreste des Gebäudes. Auf dem Foto scheint das berühmte Minarett zerstört. Das Gebetshaus geht auf das 12. Jahrhundert zurück und ist auch als Al-Nuri-Moschee bekannt, benannt nach Nur al-Din Sinki, einem Herrscher, der den Bau des Gebäudes in Auftrag gab.

    Berühmt ist die Moschee nicht zuletzt wegen ihres schiefstehenden Minaretts, das vom Einsturz bedroht ist. Es wird auch „Al-Hadba“ („Die Gekrümmte“) oder scherzhaft „Der schiefe Turm von Mossul“ genannt. Ungeeignetes Baumaterial und Wind sollen für die Schieflage verantwortlich sein. Es war zunächst unklar, wie sehr die Moschee durch die Explosion in Mitleidenschaft gezogen wurde.

    IS: Moschee durch Luftangriff zerstört

    Etwa gleichzeitig mit der Armee verkündete der IS über sein Sprachrohr „Amak“, dass die Moschee von einem US-Luftangriff getroffen worden sei. Die internationale Anti-IS-Koalition allerdings sprach in ihrer Mitteilung ausdrücklich davon, dass das Gebäude von den Extremisten gesprengt worden sei.

    Der schiefe Turm der Moschee in Mossul Anfang Juni, Rauch steigt aus Trümmern auf.
    Der schiefe Turm der Moschee in Mossul Anfang Juni, Rauch steigt aus Trümmern auf. © REUTERS | Alaa Al-Marjani

    Zuvor hatten staatliche irakische Medien von einem weiteren Vorrücken der Armee in Mossul berichtet. Einen halben Kilometer seien sie in das verbliebene Viertel der Dschihadisten in der Altstadt eingedrungen. Die vollständige Einnahme der Großstadt sei nicht mehr fern, sagte ein Militärsprecher. Die Soldaten seien mit mindestens zwei Luftangriffen unterstützt worden.

    Wurde al-Bagdadi getötet?

    Der IS steht militärisch im Irak und in Syrien mit dem Rücken zur Wand. Zudem erklärte Russland vor wenigen Tagen, Anführer Al-Bagdadi sei möglicherweise bei einem Luftangriff getötet worden. Eine Bestätigung gab es zunächst nicht. (dpa)