Ludwigshafen. Walter Kohl wollte am Mittwoch das Haus seines gestorbenen Vaters Helmut Kohl besuchen. Doch die Polizei schickte den Sohn wieder weg.

Der ältere Sohn des gestorbenen Ex-Kanzlers Helmut Kohl hat am Mittwoch vergeblich versucht, in das Haus seines Vaters in Ludwigshafen zu gelangen. Walter Kohl sagte, er sei von der Polizei auf ein Hausverbot hingewiesen worden.

Er hatte zur Mittagszeit mehrfach vergeblich an der Tür geklingelt und etwa eine halbe Stunde gewartet. Walter Kohl wurde nach eigenen Angaben von zwei Enkelkindern des Altkanzlers begleitet.

Vom Tod aus den Medien erfahren

Am Freitag war Walter Kohl am Sterbebett seines Vaters in dem Haus gewesen. Von dessen Tod hatte er nach eigenen Angaben aus dem Radio erfahren. Der Anwalt von Witwe Maike Kohl-Richter, Stephan Holthoff-Pförtner, warf Walter Kohl vor, einen Eklat zu inszenieren. Der langjährige Anwalt und Vertraute Helmut Kohls sagte der Deutschen Presse-Agentur, er habe am Dienstag das Gespräch mit dem Kohl-Sohn gesucht, um die Abläufe der Trauerfeierlichkeiten zu bereden und zu klären, wie sich Söhne und Enkel Kohls verabschieden könnten.

Helmut Kohl – Eine Karriere in Bildern

Der Kandidat: Bei der Bundestagswahl 1976 trat Helmut Kohl erstmals als Kanzlerkandidat der Union an. Er unterlag gegen Helmut Schmidt.
Der Kandidat: Bei der Bundestagswahl 1976 trat Helmut Kohl erstmals als Kanzlerkandidat der Union an. Er unterlag gegen Helmut Schmidt. © Reuters | REUTERS / Str Old
Der Tierfreund: Für die Pressefotografen fütterte Helmut Kohl im Sommerurlaub am österreichischen Wolfgangsee 1994 das Wild. Der Wolfgangsee war ein beliebtes Ferienziel der Kohls.
Der Tierfreund: Für die Pressefotografen fütterte Helmut Kohl im Sommerurlaub am österreichischen Wolfgangsee 1994 das Wild. Der Wolfgangsee war ein beliebtes Ferienziel der Kohls. © Reuters | REUTERS /
Der Ehrengast: gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau Maike Richter-Kohl kam Helmut Kohl zum Festempfang anlässlich des 150-jährigen Bestehens des Unternehmens BASF in seiner Heimatstadt Ludwigshafen. Rechts Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Der Ehrengast: gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau Maike Richter-Kohl kam Helmut Kohl zum Festempfang anlässlich des 150-jährigen Bestehens des Unternehmens BASF in seiner Heimatstadt Ludwigshafen. Rechts Bundeskanzlerin Angela Merkel. © Reuters | REUTERS / RALPH ORLOWSKI
Historischer Händedruck: Beim Gedenken an die Opfer des 1. Weltkriegs gedachten Kanzler Helmut Kohl und Frankreichs Staatspräsident Francois Mitterrand 1984 Hand in Hand der Toten. Die Geste wurde zu einem Symbol der deutsch-französischen Freundschaft.
Historischer Händedruck: Beim Gedenken an die Opfer des 1. Weltkriegs gedachten Kanzler Helmut Kohl und Frankreichs Staatspräsident Francois Mitterrand 1984 Hand in Hand der Toten. Die Geste wurde zu einem Symbol der deutsch-französischen Freundschaft. © Reuters | REUTERS /
Der Vater: 2001 reiste Helmut Kohl nach Istanbul, wo Sohn Peter Kohl seine langjährige Partnerin Elif Sozen heiratete. Das Bild zeigt das Hochzeitspaar mit Kohl (r.) und an den Eltern der Braut vor der katholische St.-Antonius-Basilika in Istanbul.  Später überwarf sich Helmut Kohl mit seinen Söhnen Peter und Walter. Der Kontakt brach über lange Zeit hinweg ab.
Der Vater: 2001 reiste Helmut Kohl nach Istanbul, wo Sohn Peter Kohl seine langjährige Partnerin Elif Sozen heiratete. Das Bild zeigt das Hochzeitspaar mit Kohl (r.) und an den Eltern der Braut vor der katholische St.-Antonius-Basilika in Istanbul. Später überwarf sich Helmut Kohl mit seinen Söhnen Peter und Walter. Der Kontakt brach über lange Zeit hinweg ab. © Reuters | REUTERS / Fatih Saribas
Der Einheitskanzler: Helmut Kohl am 3. Oktober 1990 - dem Tag, an dem Deutschland wieder vereint war. Kohl hatte als Kanzler einen großen Anteil an der Vereinigung beider deutscher Staaten knapp ein Jahr nach dem Mauerfall.
Der Einheitskanzler: Helmut Kohl am 3. Oktober 1990 - dem Tag, an dem Deutschland wieder vereint war. Kohl hatte als Kanzler einen großen Anteil an der Vereinigung beider deutscher Staaten knapp ein Jahr nach dem Mauerfall. © Reuters | REUTERS / Michael Urban
Der Freund: Mit Kremlchef Michail Gorbatschow verband Helmut Kohl ein enges Verhältnis. Unvergessen ist das Treffen der beiden Politiker im Kaukasus, bei dem Kohl dem russischen Präsidenten die Zustimmung zur deutschen Einheit abrang. Das Bild zeigt die beiden im Juli 1990 bei diesem Treffen.
Der Freund: Mit Kremlchef Michail Gorbatschow verband Helmut Kohl ein enges Verhältnis. Unvergessen ist das Treffen der beiden Politiker im Kaukasus, bei dem Kohl dem russischen Präsidenten die Zustimmung zur deutschen Einheit abrang. Das Bild zeigt die beiden im Juli 1990 bei diesem Treffen. © Reuters | REUTERS / POOL Old
Der Wahlkämpfer: Eines der Lieblingsbilder Kohl. Es zeigt den Kanzler während im Wahlkampfjahr 1990. Aus der ersten Bundestagswahl nach der Einheit ging Kohls CDU im Dezember 1990 als klarer Sieger hervor.
Der Wahlkämpfer: Eines der Lieblingsbilder Kohl. Es zeigt den Kanzler während im Wahlkampfjahr 1990. Aus der ersten Bundestagswahl nach der Einheit ging Kohls CDU im Dezember 1990 als klarer Sieger hervor. © REUTERS | REUTERS / Michael Urban
Der Gastgeber: Im August 2009 empfing der gesundheitlich schon angeschlagene Kohl in seinem Haus in Oggersheim die Bundeskanzlerin und CDU-Vorsitzende Angela Merkel. Das Verhältnis zwischen den beiden galt als schwierig. Kohl hatte Merkel zunächst das Kanzleramt nicht zugetraut. Später war es Merkel, die nach Kohls Abtritt von der politischen Bühne auf Distanz zum Ex-CDU-Chef ging.
Der Gastgeber: Im August 2009 empfing der gesundheitlich schon angeschlagene Kohl in seinem Haus in Oggersheim die Bundeskanzlerin und CDU-Vorsitzende Angela Merkel. Das Verhältnis zwischen den beiden galt als schwierig. Kohl hatte Merkel zunächst das Kanzleramt nicht zugetraut. Später war es Merkel, die nach Kohls Abtritt von der politischen Bühne auf Distanz zum Ex-CDU-Chef ging. © Reuters | REUTERS / HO
Der Truppenbesucher: Bei einem Besuch deutscher und britischer Soldaten in Norddeutschland im September 1986 kletterte Kohl auf einen Leopard-Panzer. Es war wieder Wahlkampf.  Die Bundestagswahl Anfang 1987 gewann Kohls CDU.
Der Truppenbesucher: Bei einem Besuch deutscher und britischer Soldaten in Norddeutschland im September 1986 kletterte Kohl auf einen Leopard-Panzer. Es war wieder Wahlkampf. Die Bundestagswahl Anfang 1987 gewann Kohls CDU. © Reuters | REUTERS / Michael Urban
Der USA-Freund: Die Freundschaft mit den USA lag Helmut Kohl stets am Herzen. Das Foto zeigt ihn bei einem Treffen mit dem amerikanischen Präsidenten George Bush in Deutschland.
Der USA-Freund: Die Freundschaft mit den USA lag Helmut Kohl stets am Herzen. Das Foto zeigt ihn bei einem Treffen mit dem amerikanischen Präsidenten George Bush in Deutschland. © Reuters | REUTERS / Str Old
Der umstrittene Gastgeber: Im Mai 1985 führte Kanzler Kohl (l.) den US-Präsidenten Ronald Reagan (2.v.r.) bei dessen Deutschlandbesuch auf einen Soldatenfriedhof  in Bitburg in der Eifel. Der Programmpunkt sorgte weltweit für Schlagzeilen - auf dem Friedhof liegen neben 2000 gefallenen Soldaten des Zweiten Weltkriegs auch 49 Mitglieder der Waffen-SS begraben.
Der umstrittene Gastgeber: Im Mai 1985 führte Kanzler Kohl (l.) den US-Präsidenten Ronald Reagan (2.v.r.) bei dessen Deutschlandbesuch auf einen Soldatenfriedhof in Bitburg in der Eifel. Der Programmpunkt sorgte weltweit für Schlagzeilen - auf dem Friedhof liegen neben 2000 gefallenen Soldaten des Zweiten Weltkriegs auch 49 Mitglieder der Waffen-SS begraben. © Reuters | REUTERS / Larry Rubenstein
Der Partner: Lothar de Maizière, erster und letzter frei gewählter Regierungschef der DDR, wurde in den Verhandlungen über die Einheit zu einem wichtigen politischen Verbündeten Kohls.
Der Partner: Lothar de Maizière, erster und letzter frei gewählter Regierungschef der DDR, wurde in den Verhandlungen über die Einheit zu einem wichtigen politischen Verbündeten Kohls. © REUTERS | REUTERS / Michael Urban
Der Gefallene. Durch die Spendenaffäre fielt Helmut Kohl im Jahr 2000 auch bei der CDU in Ungnade. Kohl weigerte sich, die Namen von Parteispendern zu nennen. Im Bundestag musste er sich einer Untersuchungskommission stellen. Bei einer spektakulären Pressekonferenz im Juni 2000 verteidigte sich Kohl vor einem Großaufgebot von Journalisten.
Der Gefallene. Durch die Spendenaffäre fielt Helmut Kohl im Jahr 2000 auch bei der CDU in Ungnade. Kohl weigerte sich, die Namen von Parteispendern zu nennen. Im Bundestag musste er sich einer Untersuchungskommission stellen. Bei einer spektakulären Pressekonferenz im Juni 2000 verteidigte sich Kohl vor einem Großaufgebot von Journalisten. © REUTERS | REUTERS / Fabrizio Bensch
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Walter Kohl habe eingewilligt, ein Telefonat zu führen, sei zum verabredeten Zeitpunkt aber nicht erreichbar gewesen. „Er hat sich diesem Gespräch entzogen.“ Dass Walter Kohl am Mittwoch mit Kohls Enkeln unangemeldet vor dem Haus in Oggersheim um Einlass bitte, sei „die gewollte und bewusste Inszenierung eines Eklats“. Die Darstellung Walter Kohls, er werde abgeschirmt, sei falsch. Walter Kohl war zunächst für eine Reaktion auf die Äußerungen Holthoff-Pförtners nicht zu erreichen.

Details zur Gedenkfeier bekannt

Zu der europäischen Gedenkfeier zu Ehren Helmut Kohls werden derzeit immer mehr Details bekannt. Bundeskanzlerin Angela Merkel und führende Vertreter Europas werden dort sprechen. Neben der CDU-Chefin sollten EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani, EU-Ratspräsident Donald Tusk und EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker im Europaparlament sprechen, teilte das Bundesinnenministerium am Mittwoch in Berlin mit. Außerdem sind Reden des französischen Staatsoberhauptes Emmanuel Macron und des früheren US-Präsidenten Bill Clinton geplant.

Stephan Holthoff-Pförtner, langjähriger Anwalt von Helmut Kohl, dementierte einen Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“, wonach Merkel nach Kohl-Richters Willen ursprünglich auf dem Trauerakt nicht habe sprechen sollen. „Es gab zu keinem Zeitpunkt in der Familie Helmut Kohls Bedenken gegen eine Rede der Bundeskanzlerin beim Trauerakt in Straßburg“, sagte der Anwalt. Der Anwalt wies auch die Darstellung der „Bild“-Zeitung vom Dienstag zurück, die Witwe habe konkrete Vorstellungen für Gästeliste und Ablauf gehabt, die die Organisation eines deutschen Staatsaktes für Kohl schwierig gemacht hätten.

Von Straßburg aus wird Sarg nach Speyer überführt

Der Trauerakt im EU-Parlament in Straßburg wird nach Angaben des Innenministeriums am 1. Juli um 11 Uhr beginnen und etwa zwei Stunden dauern. Kohls Sarg werde mit einer Europafahne bedeckt, danach per Hubschrauber nach Deutschland gebracht und nach der Landung bei Ludwigshafen nach Speyer übergeführt. Dort sei im Dom am späten Nachmittag eine Totenmesse geplant. Aus gut unterrichteten Kreisen ist bekannt, dass für diese Teilstrecke angedacht ist, den Sarg mit Kohl per Schiff zum Dom zu bringen. Unklar ist noch, ob dies organisatorisch machbar ist.

Helmut Kohl: Seine politischen Meilensteine

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    Im Anschluss an die Totenmesse ist laut Innenministerium vor dem Dom ein „militärisches Abschiedszeremoniell mit Ehrenformation“ vorgesehen, danach werde Kohl beigesetzt. Kohl wird seine letzte Ruhestätte auf einem Friedhof in Speyer finden und nicht im Familiengrab der Kohls in Ludwigshafen. (dpa)