Berlin. Islamisten verüben während der Fastenzeit besonders viele Anschläge. Was steckt dahinter? Sie berufen sich auf verschiedene Ereignisse.

Am Samstag, den 24. Juni, endet der islamische Fastenmonat – eine Periode verheerender Terroranschläge, die Islamisten in mehreren Ländern verübten. Die Schauplätze der Gewalt reichen rund um den Globus: In Ägypten stürmen IS-Anhänger einen Bus mit koptischen Christen, in Bagdad explodieren Autobomben, eine Terrorwelle überrollt Afghanistan – unweit der deutschen Botschaft sterben rund 160 Menschen.

Nicht nur die islamische Welt versinkt im Juni 2017 in Gewalt. Nach einer Explosion am Brüssel Bahnhof Central wird am Dienstagabend ein Verdächtiger niedergeschossen. Auch Großbritannien kommt nach den beispiellosen Terrorattacken in Manchester und London nicht zur Ruhe. Nachdem der Islamische Staat den Selbstmordanschlag mit 22 Toten bei dem Konzert von Teenie-Star Ariana Grande für sich reklamiert hatte, ruft die Terrormiliz für den Ramadan zum „totalen Krieg“ („all-out war“) auf. Wie gehen diese brutalen Terrorakte mit der muslimischen Fastenzeit zusammen?

Islamisten berufen sich auf Geschichte

Der neunte Monat des islamischen Kalenders, der Ramadan („Der heiße Monat“), ist für gläubige Muslime vor allem eine Zeit der inneren Einkehr und Enthaltung (Verzicht auf Essen, Rauchen, Sex). Es ist das Fest der friedliebenden Muslime, nach deren Auffassung der Koran während des Ramadans herabgesandt wurde.

Dschihadisten berufen sich jedoch auf verschiedene Ereignisse in der islamischen Geschichte, die sie für ihre Zwecke zurechtbiegen. Der Prophet Mohammed schlug einer seiner wichtigsten Schlachten während des Ramadans, die Schlacht von Badr: Im Jahr 624 n. Chr. besiegte er den Stamm der Kuraisch, der seine Heimatstadt beherrschte. Weil Mohammed gegen eine Überzahl gewann, begründet die islamische Geschichtsschreibung den Sieg mit göttlicher Intervention.

„Ramadan-Krieg“ gegen Israel

Eine zweiter Krieg, auf den sich Islamisten für ihren Terror während des Ramadans berufen, liegt sehr viel kürzer zurück: Im Jahr 1973 kämpften Ägypten und Syrien unterstützt von weiteren muslimischen Ländern gegen Israel. Zum höchsten jüdischen Feiertag, Jom Kippur, griffen ägyptische und syrische Soldaten an zwei Fronten gleichzeitig an.

Die arabische Seite nannte den Krieg auch „Ramadan-Krieg“, weil er sich durch den Fastenmonat zog. Dschihadisten glorifizieren auch diesen Kampf. Und: Der damalige ägyptische Präsident Anwar as-Sadat verlieh dem Angriff noch eine quasi-religiöse Note: Er sprach in Anlehnung an die wichtige Schlacht des Propheten im Jahr 624 n. Chr. von der „Operation Badr“.

Experten sehen in den Terroranschlägen während des Ramadans allerdings einen eindeutigen Beweis dafür, dass es sich bei den Fanatikern des Islamischen Staates im Kern eben um eine unislamische Organisation handelt: In dieser pervertierten Sicht bekommen Märtyrer für Anschläge während des Fastenmonats eine noch größere Belohnung im Paradies. Aber: Im Koran ist das so mit keiner Zeile erwähnt.

Ramadan: Was man über den Fastenmonat der Muslime wissen sollte

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