Kiel. Hochspannung im Norden: Die Schleswig-Holsteiner gehen in eine Wahl mit ungewissem Ausgang. Umfragen sagen: Es wird ein knappes Rennen.

Bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein zeichnet sich eine höhere Wahlbeteiligung ab als vor fünf Jahren. Bis 14 Uhr gaben 42,51 der gut 2,3 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme ab, wie der Landeswahlleiter am Sonntagnachmittag mitteilte. 2012 hatte die Beteiligung zu diesem Zeitpunkt bei 37,7 gelegen, 2009 waren es 48,6 Prozent.

Bereits bis 11 Uhr hatten 21,55 Prozent der Wahlberechtigten abgestimmt. Auch zu diesem frühen Zeitpunkt lag die Beteiligung bereits höher als 2012 (17,7 Prozent). In diesem Jahr dürfen im Norden erstmals auch 16-Jährige den Landtag in Kiel wählen.

Nach jüngsten Umfragen zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der SPD und der CDU mit ihren Spitzenkandidaten Torsten Albig und Daniel Günther ab. Demnach muss die SPD um die Fortsetzung der Koalition mit Grünen und der Partei der dänischen und friesischen Minderheit SSW bangen.

Ministerpräsident Albig zeigt sich gelassen

Bis 11 Uhr hatten laut Landeswahlleiter 21,55 Prozent der etwa 2,3 Millionen Wahlberechtigten in Schleswig-Holstein abgestimmt.
Bis 11 Uhr hatten laut Landeswahlleiter 21,55 Prozent der etwa 2,3 Millionen Wahlberechtigten in Schleswig-Holstein abgestimmt. © REUTERS | FABIAN BIMMER

Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) zeigte sich am Sonntagmittag in Kiel bei der Stimmabgabe optimistisch. Er kam in Begleitung seiner Lebensgefährtin Bärbel Boy in das Wahllokal in der Kieler Gelehrtenschule. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir gewinnen, weil alle Umfragen bei den letzten Landtagswahlen immer falsch waren – und zwar frappierend falsch“, sagte Albig mit Blick auf die Umfragen, bei denen die CDU zuletzt vorne lag. Dem Ausgang der Wahl schaue er deshalb mit „großer Gelassenheit, mit Fröhlichkeit, mit Demut“ entgegen.

Zuvor hatte bereits CDU-Spitzenkandidat Daniel Günther abgestimmt. Günther kam mit Ehefrau Anke in Eckernförde ins Wahllokal. Er sagte danach im Sender RSH, er sei absolut optimistisch, aber ein bisschen Anspannung sei immer dabei. Der Wahlkreis 8, in dem er antritt, ist hart umkämpft. Bei der Landtagswahl 2012 hatte Günther seine SPD-Konkurrentin, Fraktionsvize Serpil Midyatli, nur knapp geschlagen.

AfD und Linke können auf Einzug in Landtag hoffen

Auch FDP-Spitzenkandidat Wolfgang Kubicki tritt in dem Wahlkreis an. Er zeigte sich bei der Stimmabgabe ebenfalls zuversichtlich. Die Liberalen wollen bei der Wahl am Sonntag mit einem zweistelligen Ergebnis vor den Grünen drittstärkste Partei werden.

Insgesamt 13 Parteien treten mit einer Landesliste an. Die AfD hat erstmals Chancen, in den schleswig-holsteinischen Landtag einzuziehen. Die Linke, die bereits von 2009 bis 2012 im Landtag vertreten war, kann laut Umfragen knapp auf den Wiedereinzug hoffen. Die rund 2600 Wahllokale schließen um 18 Uhr. Unmittelbar danach werden erste Prognosen und Hochrechnungen erwartet.

Mehrere Varianten kommen infrage

Auch AfD-Spitzenkandidat Jörg Nobis hat Chancen auf einen Einzug in den Kieler Landtag.
Auch AfD-Spitzenkandidat Jörg Nobis hat Chancen auf einen Einzug in den Kieler Landtag. © dpa | Jens Büttner

Bei der Wahl 2012 erzielte die CDU 30,8 Prozent, die SPD 30,4 Prozent, die FDP 8,2 Prozent und die Grünen 13,2 Prozent. Die Linke erhielt 2,3 Prozent und der SSW 4,2 Prozent. Die Piraten, die Umfragen zufolge nicht wieder im Landtag vertreten sein werden, zogen 2012 mit 8,2 Prozent ins Landeshaus ein. 60,2 Prozent der Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab.

Landtagswahl in Schleswig-Holstein beginnt

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    Sollte es nach der Wahl für eine Neuauflage der jetzigen Koalition nicht reichen, kämen mehrere neue Varianten infrage. Eine sogenannte Ampelkoalition aus SPD, FDP und Grünen wäre ebenso denkbar wie ein sogenanntes Jamaika-Bündnis aus CDU, Grünen und FDP oder eine große Koalition aus SPD und CDU. Albig hat auch eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei nicht ausgeschlossen. Deren Einzug in den Landtag ist nach den Umfragen aber fraglich - klar bessere Chancen hat die AfD.

    Bildungspolitik, Infrastruktur, Windenergie

    Bei dieser Landtagswahl dürfen erstmals schon 16-Jährige ihre Stimme abgeben. Zu den dominierenden Themen im Wahlkampf gehörten die Bildungspolitik, der Zustand der Infrastruktur und der Ausbau der Windenergie.(dpa)