St. Petersburg. Terroranschläge haben schon viele russische Städte getroffen, nun erstmals auch St. Petersburg. Eine Bombe explodierte in der U-Bahn.

  • Bei einem Bombenanschlag in der U-Bahn von St. Petersburg sind mehrere Menschen getötet und verletzt worden
  • Die Sprengsatz explodierte in der Innenstadt der russischen Metropole
  • Wer für den Anschlag verantwortlich ist, wurde zunächst nicht bekannt

Bei einer Sprengstoffexplosion in der U-Bahn der russischen Stadt St. Petersburg sind mindestens elf Menschen getötet worden. Etwa 45 weitere seien verletzt worden, teilte das Informationszentrum des staatlichen Anti-Terror-Komitees laut Nachrichtenagentur Tass am Montagabend mit. Den Angaben nach explodierte ein Sprengsatz in einem Zug auf der Fahrt zwischen zwei Stationen im Zentrum.

Laut Agentur Interfax ist ein weiterer, nicht explodierter Sprengsatz gefunden worden. Entdeckt wurde die Bombe demnach in der Metrostation Ploschtschad Wosstanija (Platz des Aufstands), die direkt unter dem größten Bahnhof der Stadt liegt.

Putin hielt sich in St. Petersburg auf

Zunächst hatten mehrere Medien von mindestens zehn Toten berichtet. Das russische Anti-Terror-Komitee, auf das sich auch Russlands Staatsfernsehen beruft, bezifferte die Zahl der Todesopfer mit neun.

Tote bei Anschlag in St. Petersburg

Bei einem Bombenanschlag in der U-Bahn der russischen Metropole St. Petersburg sind am 2. April mindestens elf Menschen getötet und Dutzende verletzt worden.
Bei einem Bombenanschlag in der U-Bahn der russischen Metropole St. Petersburg sind am 2. April mindestens elf Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. © dpa | Uncredited
Der Anschlag ereignete sich gegen 14.40 Uhr. In einem Waggon nahe der Station Sennaja Ploschad wurde laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax eine Splitterbombe gezündet.
Der Anschlag ereignete sich gegen 14.40 Uhr. In einem Waggon nahe der Station Sennaja Ploschad wurde laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax eine Splitterbombe gezündet. © picture alliance / ZUMAPRESS.com | dpa Picture-Alliance / Russian Archives
Die U-Bahn im Zentrum der Stadt war zum Zeitpunkt der Explosion zwischen zwei Stationen unterwegs.
Die U-Bahn im Zentrum der Stadt war zum Zeitpunkt der Explosion zwischen zwei Stationen unterwegs. © picture alliance / ZUMAPRESS.com | dpa Picture-Alliance / Xinhua
Der Sprengsatz habe sich ersten Erkenntnissen zufolge in einem Rucksack befunden. Zunächst hieß es, es habe zwei Detonationen in zwei Bahnhöfen gegeben.
Der Sprengsatz habe sich ersten Erkenntnissen zufolge in einem Rucksack befunden. Zunächst hieß es, es habe zwei Detonationen in zwei Bahnhöfen gegeben. © dpa | Peter Kovalev
Behördenquellen schätzten die Sprengkraft auf 200 bis 300 Gramm Dynamit. Der Sprengsatz sei mit Metallteilen versehen gewesen.
Behördenquellen schätzten die Sprengkraft auf 200 bis 300 Gramm Dynamit. Der Sprengsatz sei mit Metallteilen versehen gewesen. © REUTERS | ANTON VAGANOV
Ein weiterer Sprengsatz in einer anderen U-Bahnstation in St. Petersburg konnte nach Angaben der Sicherheitsbehörden entschärft werden.
Ein weiterer Sprengsatz in einer anderen U-Bahnstation in St. Petersburg konnte nach Angaben der Sicherheitsbehörden entschärft werden. © REUTERS | ANTON VAGANOV
Die Ermittler gehen mittlerweile von einem Selbstmordattentäter aus. Es soll sich nach Medienberichten um einen 23-Jährigen aus Zentralasien handeln. Er soll radikal-islamistische Verbindungen haben.
Die Ermittler gehen mittlerweile von einem Selbstmordattentäter aus. Es soll sich nach Medienberichten um einen 23-Jährigen aus Zentralasien handeln. Er soll radikal-islamistische Verbindungen haben. © picture alliance / AA | dpa Picture-Alliance / Sergey Mihailicenko
Genauere Rückschlüsse könnten erst nach einem DNA-Abgleich gezogen werden.
Genauere Rückschlüsse könnten erst nach einem DNA-Abgleich gezogen werden. © REUTERS | GRIGORY DUKOR
Die Suche nach den Tätern läuft aber weiter auf Hochtouren.
Die Suche nach den Tätern läuft aber weiter auf Hochtouren. © REUTERS | ANTON VAGANOV
Von den rund 50 Verletzten waren am Dienstag den Angaben zufolge noch mehrere in kritischem Zustand.
Von den rund 50 Verletzten waren am Dienstag den Angaben zufolge noch mehrere in kritischem Zustand. © REUTERS | STRINGER
Der örtliche Gouverneur Georgi Poltawtschenko mahnte zur Besonnenheit: „Ich appelliere an die Bürger von St. Petersburg und die Gäste der Stadt, im Lichte der Ereignisse wachsam und vorsichtig zu sein und sich verantwortlich zu verhalten.“
Der örtliche Gouverneur Georgi Poltawtschenko mahnte zur Besonnenheit: „Ich appelliere an die Bürger von St. Petersburg und die Gäste der Stadt, im Lichte der Ereignisse wachsam und vorsichtig zu sein und sich verantwortlich zu verhalten.“ © REUTERS | STRINGER
Die Sicherheitsvorkehrungen in St. Petersburg wurden nach dem Anschlag massiv verstärkt. Wenige Stunden nach dem Anschlag nahmen die U-Bahnen ihren Betrieb wieder auf. Die Metro Linie 2, in der sich der Anschlag ereilte, fährt jedoch nicht alle Stationen an.
Die Sicherheitsvorkehrungen in St. Petersburg wurden nach dem Anschlag massiv verstärkt. Wenige Stunden nach dem Anschlag nahmen die U-Bahnen ihren Betrieb wieder auf. Die Metro Linie 2, in der sich der Anschlag ereilte, fährt jedoch nicht alle Stationen an. © picture alliance / AA | dpa Picture-Alliance / Sergey Mihailicenko
Präsident Wladimir Putin zeigte sich bestürzt über die Ereignisse. Er legte am Montagabend rote Rosen am Eingang der Metrostation Technisches Institut ab.
Präsident Wladimir Putin zeigte sich bestürzt über die Ereignisse. Er legte am Montagabend rote Rosen am Eingang der Metrostation Technisches Institut ab. © REUTERS | GRIGORY DUKOR
Die Trauer ist nach dem Anschlag groß.
Die Trauer ist nach dem Anschlag groß. © dpa | Dmitri Lovetsky
Kanzlerin Angela Merkel hatte sich in einem Kondolenztelegramm an Putin über die Attacke entsetzt gezeigt.
Kanzlerin Angela Merkel hatte sich in einem Kondolenztelegramm an Putin über die Attacke entsetzt gezeigt. © REUTERS | STRINGER
Vor der Metro-Station Technisches Institut legten zahlreiche Menschen Blumen nieder und zündeten Kerzen an.
Vor der Metro-Station Technisches Institut legten zahlreiche Menschen Blumen nieder und zündeten Kerzen an. © dpa | Jussi Nukari
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Der mutmaßliche Bombenleger in der U-Bahn von St. Petersburg ist nach inoffiziellen Behördenangaben von der Videoüberwachung gefilmt worden. „Die Videokameras der Metro haben den mutmaßlichen Urheber der Explosion gefilmt“, sagte ein nicht genannter Behördenvertreter der Agentur Interfax. Nach unbestätigten Angaben wurde der Sprengsatz in einer Aktentasche in dem U-Bahn-Wagen abgelegt.

Am Abend teilten die Behörden mit, dass nach zwei Verdächtigen gefahndet werde. Einer von ihnen soll die Bombe in einer Aktentasche unter einem Sitz in der U-Bahn platziert haben, wie die Agentur Interfax am Montag unter Berufung auf Sicherheitskreise meldete. Der andere soll eine Bombe an der Metro-Station Ploschtschad Wosstanija (Platz des Aufstands) deponiert haben. Der zweite Sprengsatz wurde von Sicherheitskräfte entdeckt und unschädlich gemacht.

Der russische Präsident Wladimir Putin (l.) war am Tag des Bombenanschlags in St. Petersburg, um den weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko (r.) zu treffen.
Der russische Präsident Wladimir Putin (l.) war am Tag des Bombenanschlags in St. Petersburg, um den weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko (r.) zu treffen. © dpa | Dmitri Lovetsky

Präsident Wladimir Putin war am Montag in St. Petersburg, hielt sich aber nach Angaben seines Sprechers im Vorort Strelna auf. Die Sicherheitsbehörden würden die Explosion aufklären, versprach Putin.

„Wir ziehen alle Möglichkeiten in Betracht – ob es eine kriminelle Tat war oder sie einen terroristischen Charakter hat“, sagte er der Agentur Interfax zufolge. Alle Anzeichen deuteten auf einen Terroranschlag hin, sagte Viktor Oserow, Abgeordneter im russischen Föderationsrat.

Offenbar war kein Attentäter in der Bahn

Behördenquellen schätzten die Sprengkraft auf 200 bis 300 Gramm Dynamit. Der Sprengsatz sei mit Metallteilen versehen gewesen. Nach ersten Erkenntnissen sei kein Selbstmordattentäter unterwegs gewesen. Der Sprengsatz sei in dem Wagen platziert worden.

Alle U-Bahn-Stationen in der Fünf-Millionen-Einwohner-Stadt wurden geräumt. In der betroffenen Station Sennaja Ploschtschad (Heuplatz) entwickelte sich starker Rauch. Im Internet machten Bilder des zerstörten U-Bahn-Wagens die Runde.

Moskau war schon öfter Ziel von Anschlägen

In der Vergangenheit hatte es mehrere Anschläge auf die U-Bahn in Moskau mit zahlreichen Toten gegeben. Die meisten davon wurden in Verbindung mit islamistischen Terroristen aus Tschetschenien gebracht. In St. Petersburg gab es bislang keine Anschläge.

Der Sprecher von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Steffen Seibert, schrieb auf Twitter: „Das sind furchtbare Nachrichten aus St. Petersburg: Unser Mitgefühl gilt allen Betroffenen und ihren Familien.“

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(ba/dpa/rtr)