Berlin. Der „Welt“-Journalist Deniz Yücel lässt über türkische Oppositionspolitikerin ausrichten, wie es ihm im Gefängnis in der Türkei geht.

Sie klingen wie Botschaften aus einer anderen Welt, doch sie sind bittere Realität: Nachdem der in der Türkei inhaftierte „Welt“-Journalist Deniz Yücel vor einer Woche ausführlich die miserablen Bedingungen im türkischen Polizeigewahrsam beschrieb, gab er nun Auskunft über die Zustände in der türkischen Untersuchungshaft.

„Ich werde gut behandelt. Aber das Alleinsein ist schon fast eine Art Folter“, ließ der 43-Jährige in einer diktierten Notiz am Wochenende seiner Redaktion mitteilen. Im Gefängnis Silivri bei Istanbul sei er in einer Einzelzelle untergebracht. „Das ist sehr verstörend“, erklärt Yücel in dem Schreiben, das seine Zeitung veröffentlichte.

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    In kleine Zelle eingesperrt

    Der Journalist sprach mit der türkischen Abgeordneten der Oppositionspartei CHP, Safak Pavey, die ihn in der Haft besuchte. „Die Zelle ist vier mal vier Meter groß. Durch das Fenster sehe ich nur eine sechs Meter hohe Mauer“, beschreibt Yücel seine Situation. „Aber in jedem Fall sind meine Gesundheit und meine seelische Verfassung gut.“ In der Haftanstalt Silivri sitzen zahlreiche weitere Journalisten ein.

    Er hoffe, dass er in der Haft Post bekommen könne, was allerdings noch unklar sei, besonders dann, wenn sie auf Deutsch geschrieben sei. Yücel beendete seine Botschaft optimistisch: „Weder meine eigene Situation noch die dieses Landes, das ich trotz allem liebe, werden so bleiben, wie sie sind.“

    In Polizeigewahrsam

    Die Behörden werfen dem Journalisten Propaganda für eine terroristische Vereinigung und Volksverhetzung vor. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan nannte Yücel darüber hinaus einen „deutschen Agenten“ und einen Vertreter der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Yücel, der die deutsche und die türkische Staatsangehörigkeit besitzt, war zuvor bereits knapp zwei Wochen in Polizeigewahrsam. Der Journalist hatte sich am 14. Februar selbst zur Polizei begeben, weil nach ihm gefahndet wurde. Er sollte anschließend nicht mehr freikommen.

    Yücel ist der türkischen Regierungspartei AKP schon länger ein Dorn im Auge. Vor gut einem Jahr stellte er bei einer Pressekonferenz mit dem damaligen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu und mit Kanzlerin Angela Merkel eine kritische Frage. Vom türkischen Regierungschef wurde er dafür abgekanzelt. Regierungsnahe Medien beschimpften Yücel anschließend als „Türkei-Gegner“. Und sie gruben ein Interview mit Cemil Bayik aus, dem operativen PKK-Anführer, den Yücel im August 2015 im Nordirak traf. Das Interview wird nun auch in der Begründung für die U-Haft angeführt.