Istanbul. Eine Explosion hat die türkische Stadt Izmir erschüttert. Es gibt mehrere Verletzte. Die Polizei soll zwei Terroristen getötet haben.

Vier Tage nach dem verheerenden Terrorangriff in der Silvesternacht in Istanbul ist die bislang ruhige westtürkische Metropole Izmir von einem tödlichen Anschlag erschüttert worden. Bei der Explosion einer Autobombe vor dem Justizgebäude seien am Donnerstag mindestens zwei Menschen getötet worden, sagte Izmirs Gouverneur Erol Ayyildiz am Tatort.

Es handele sich bei den Toten um einen Polizisten und einen Justizmitarbeiter. Erste Anzeichen deuteten auf eine Urheberschaft der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK hin.

Ayyildiz sagte, nach der Detonation vor dem Justizgebäude sei es zu einem Schusswechsel gekommen, bei dem zwei Terroristen getötet worden seien. Mindestens sechs Menschen seien bei dem Terrorangriff verletzt worden. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete, nach einem dritten Angreifer werde gesucht.

Das Auswärtige Amt in Berlin reagierte „tief betroffen und erschüttert“ auf die Nachrichten aus Izmir:

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Silvester-Attentäter weiter flüchtig

Auch der Angreifer auf die Silvesterparty in einem Club in Istanbul ist weiterhin auf der Flucht. Der Mann hatte kurz nach Anbruch des neuen Jahres 39 Menschen getötet. Die Verantwortung für diese Tat reklamierte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für sich.

Vize-Ministerpräsident Veysi Kaynak sagte im Sender A Haber über den Flüchtigen: „Er ist wahrscheinlich ein Uigure. Aber bezüglich seiner Staatsangehörigkeit will ich vorerst nichts sagen.“ Die Türkei setzt sich seit langem für die Uiguren ein. Die muslimische Minderheit in der Unruheregion Xinjiang in Nordwestchina ist ein Turkvolk und fühlt sich von den Chinesen unterdrückt. China wirft Ankara vor, geflüchteten Uiguren türkische Reisepässe auszustellen.

Augenzeugen filmen den Anschlag in Izmir

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    Uiguren festgenommen

    Kaynak sagte: „Die Identität des Terroristen wurde von unseren Sicherheitskräften festgestellt. Es wurde auch ausgemacht, wo er sich aufhalten könnte. Unsere Sicherheitskräfte fahnden irgendwo in Silivri.“ Silivri liegt westlich von Istanbul. Anadolu meldete, die Polizei habe in Silivri Uiguren festgenommen, die der Beihilfe verdächtigt würden. Kaynak schloss allerdings auch nicht aus, dass dem Täter die Flucht ins Ausland gelungen sein könnte.

    Zum Anschlag in Izmir sagte Gouverneur Ayyildiz, die Polizei habe den zur Bombe umgebauten Wagen vor dem Gericht stoppen wollen. Er bestätigte nicht, dass einem der Angreifer die Flucht gelungen sei. Ein zweites verdächtiges Fahrzeug sei kontrolliert gesprengt worden.

    Eine Serie von Anschlägen

    Izmir ist die drittgrößte Stadt der Türkei. Von der Eskalation der Gewalt im Land seit Sommer 2015 ist sie bislang weitgehend verschont geblieben. Schwere Anschläge waren dort seitdem nicht verzeichnet worden. Alleine in den vergangenen vier Wochen kam es in der Türkei zu einer ganzen Reihe terroristischer Angriffe, die insgesamt mehr als 100 Menschen das Leben kosteten.

    Anschläge mit Toten in Istanbul

    In der türkischen Stadt Istanbul hat es am Samstagabend mehrere Detonationen gegeben. Die Behörden sprechen von mehreren Toten und Verletzten.
    In der türkischen Stadt Istanbul hat es am Samstagabend mehrere Detonationen gegeben. Die Behörden sprechen von mehreren Toten und Verletzten. © imago/Xinhua | imago stock&people
    Hunderte Einsatzkräfte eilten zum Ort der Explosionen, die sich nach Ende eines Fußballspiels ereignet hatten.
    Hunderte Einsatzkräfte eilten zum Ort der Explosionen, die sich nach Ende eines Fußballspiels ereignet hatten. © REUTERS | MURAD SEZER
    Polizisten sicherten den Anschlagsort weiträumig ab.
    Polizisten sicherten den Anschlagsort weiträumig ab. © dpa | Sedat Suna
    Bei der ersten Explosion, die etwa 90 Minuten nach Abpfiff des Fußballspiels stattgefunden hatte, gehen die Behörden von einem Autobombenanschlag aus. Das Fußballspiel war von vielen Polizisten abgesichert worden. Bei der Detonation wurden auch Einsatzfahrzeuge zerstört.
    Bei der ersten Explosion, die etwa 90 Minuten nach Abpfiff des Fußballspiels stattgefunden hatte, gehen die Behörden von einem Autobombenanschlag aus. Das Fußballspiel war von vielen Polizisten abgesichert worden. Bei der Detonation wurden auch Einsatzfahrzeuge zerstört. © REUTERS | MURAD SEZER
    Die Vodafone Arena, in der der Fußballklub Besiktas Istanbul seine Heimspiele austrägt. In diesem Viertel kam es zu den Detonationen.
    Die Vodafone Arena, in der der Fußballklub Besiktas Istanbul seine Heimspiele austrägt. In diesem Viertel kam es zu den Detonationen. © dpa | Tolga Bozoglu
    Feuerwehrleute nach den Explosionen auf dem Dach des Stadions.
    Feuerwehrleute nach den Explosionen auf dem Dach des Stadions. © dpa | Tolga Bozoglu
    Türkische Medien hatten auch von Schüssen in Folge der zweiten Explosion berichtet.
    Türkische Medien hatten auch von Schüssen in Folge der zweiten Explosion berichtet. © imago/Depo Photos | imago stock&people
    Spurensicherer und Rettungskräfte arbeiteten bis zum Sonntagmorgen durch.
    Spurensicherer und Rettungskräfte arbeiteten bis zum Sonntagmorgen durch. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
    Wasserwerfer der Polizei dienten als Löschfahrzeuge.
    Wasserwerfer der Polizei dienten als Löschfahrzeuge. © REUTERS | MURAD SEZER
    Bei der zweiten Explosion, die es ebenfalls im Stadtteil Besiktas gegeben hatte, könnte es sich um ein Selbstmordattentat gehandelt haben, teilten Behörden mit.
    Bei der zweiten Explosion, die es ebenfalls im Stadtteil Besiktas gegeben hatte, könnte es sich um ein Selbstmordattentat gehandelt haben, teilten Behörden mit. © REUTERS | MURAD SEZER
    Eine Splittergruppe der PKK bekannte sich am Sonntag zu den Anschlägen. Polizisten waren zuletzt immer wieder Ziel von Anschlägen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK oder deren Splittergruppe TAK. Aber auch die Terrormiliz Islamischer Staat könnte verantwortlich sein, meinen türkische Behörden.
    Eine Splittergruppe der PKK bekannte sich am Sonntag zu den Anschlägen. Polizisten waren zuletzt immer wieder Ziel von Anschlägen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK oder deren Splittergruppe TAK. Aber auch die Terrormiliz Islamischer Staat könnte verantwortlich sein, meinen türkische Behörden. © REUTERS | MURAD SEZER
    Besiktas ist ein beliebtes Ausgehviertel und war daher nicht nur wegen des Fußballspiels am Samstag sehr belebt.
    Besiktas ist ein beliebtes Ausgehviertel und war daher nicht nur wegen des Fußballspiels am Samstag sehr belebt. © REUTERS | MURAD SEZER
    „Leider gab es Märtyrer und Verletzte“, sagte Staatspräsident Erdogan.
    „Leider gab es Märtyrer und Verletzte“, sagte Staatspräsident Erdogan. © REUTERS | MURAD SEZER
    Am Tag nach den Anschlägen trauern türkische Polizeibeamten um ihre getöteten Kollegen.
    Am Tag nach den Anschlägen trauern türkische Polizeibeamten um ihre getöteten Kollegen. © Getty Images | Getty Images
    In einem Trauerzug tragen Polizisten in türkische Flaggen gewickelten Särge.
    In einem Trauerzug tragen Polizisten in türkische Flaggen gewickelten Särge. © Getty Images | Getty Images
    Eine Nation rückt zusammen: Zwei Männer mit türkischen Flaggen am Rande des Trauerzugs.
    Eine Nation rückt zusammen: Zwei Männer mit türkischen Flaggen am Rande des Trauerzugs. © epa | Cem Turkel
    Viele Menschen legen Blumen zum Gedenken an die Opfer der Anschläge nieder.
    Viele Menschen legen Blumen zum Gedenken an die Opfer der Anschläge nieder. © Getty Images | Getty Images
    An einem der Anschlagsorte haben Menschen Blumen auf einem Polizeiauto abgelegt.
    An einem der Anschlagsorte haben Menschen Blumen auf einem Polizeiauto abgelegt. © REUTERS | OSMAN ORSAL
    Trauer auch unter Fußballfans: Ein Unterstützer des Vereins Besiktas Istanbul hat einen Schal zu den Rosen gelegt.
    Trauer auch unter Fußballfans: Ein Unterstützer des Vereins Besiktas Istanbul hat einen Schal zu den Rosen gelegt. © Getty Images | Burak Kara
    Präsident Recep Tayyip Erdogan besuchte am Sonntag Polizisten, die bei den Anschlägen verletzt wurden, im Krankenhaus.
    Präsident Recep Tayyip Erdogan besuchte am Sonntag Polizisten, die bei den Anschlägen verletzt wurden, im Krankenhaus. © dpa | Turkish President Press Office/H
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    Am 10. Dezember sprengten sich Attentäter der PKK-Splittergruppe TAK in Istanbul nach einem Fußballspiel in die Luft (mindestens 45 Tote). Die TAK war auch verantwortlich für einen Anschlag im zentralanatolischen Kayseri eine Woche später (14 Tote). Am 19. Dezember wurde der russische Botschafter in Ankara erschossen. In der Silvesternacht kam es dann zu dem Terrorangriff in Istanbul.

    In der Nacht zu Mittwoch hatte das Parlament in Ankara beschlossen, den seit Juli geltenden Ausnahmezustand bis zum 19. April zu verlängern. Als Begründung für ihren Antrag gab die Regierung unter anderem die anhaltenden terroristischen Angriffe im Land an.

    (dpa)