Berlin. Der Berliner Anschlag bestärkt die CSU in ihrer Kritik an Angela Merkels Flüchtlingspolitik. Doch mehr als Floskeln kommen nicht.

Seit einem Jahr will die CSU die Flüchtlingspolitik von Angela Merkel korrigieren. Die Forderung ist nicht neu, aber so kurz nach dem Anschlag deplatziert. Es wirkt so, als könnte die CSU es nicht abwarten, dass der Verdacht auf einen Flüchtling fällt. Der Verdacht an sich war nicht konstruiert oder böswillig. Aber er war auch nicht gesichert. Deswegen haben sich alle vorsichtig ausgedrückt – außer CSU-Chef Seehofer. Nun darf er sich über Kritik nicht wundern.

Von allen Vorwürfen, die gegen die CSU erhoben werden, ist Pietätlosigkeit das schwächste Argument. So lange der oder die Täter nicht gefasst sind, ist Gefahr in Verzug. Die Polizei handelt, die Politik muss es natürlich auch. Ärgerlich ist nur, dass von der CSU lediglich Floskeln kommen.

CSU-Forderungen zigfach gehört

Es wäre klüger, den Blick nach vorn zu richten. Von allen Vorschlägen, die derzeit kursieren, ergibt Wolfgang Bosbachs Anregung am meisten Sinn. Er schlägt vor, an der Grenze keine Flüchtlinge mehr mit völlig ungeklärter Identität und Nationalität aufzunehmen.

Debatten um politische Folgerungen nach dem Anschlag von Berlin

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    Das ist umsetzbar, vermutlich wäre auch bald Schluss mit der massenhaften Vernichtung von Passpapieren. Mit Bosbach kann man sich auseinandersetzen, mit der CSU fällt es schwerer, zum Beispiel mit der Forderung nach einem Einsatz der Bundeswehr im Inneren. Sie klingt wie eine abgegriffene Schellackplatte.

    CSU sollte sich CDU wieder annähern

    Das Drama ist, dass die CSU aus dem Merkel-Bashing-Modus nicht herauskommt. Von Zeit zu Zeit überwältigt sie der gerechte Zorn über den Kontrollverlust im Jahr 2015. Auch jetzt, nach Berlin, wird die Entfremdung zwischen der CDU-Kanzlerin und der bayrischen Schwester nicht kleiner werden. Das Gegenteil wäre geboten: Nähe zulassen.

    Da auch der zweite Tatverdächtige des Anschlags in Berlin ein Flüchtling ist und die Fahnder diesmal womöglich richtig liegen, wird sich die CSU sagen: Auf unsere Instinkte ist Verlass. In Wahrheit liegt sie daneben.