Nicht nur wegen der Schuldenprobleme südeuropäischer Länder haben viele Menschen Angst vor einer neuen Finanzkrise - und das ist nach Einschätzung von Experten keineswegs unberechtigt. Vor allem wäre eine weitere Bankenkrise gefährlicher als die vorige, weil sich die Staaten erneute milliardenschwere Rettungspakete nicht mehr leisten können.

Insofern ist es unerträglich, dass - allen Lippenbekenntnissen von Politikern zum Trotz - seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 kaum etwas geschehen ist, um hochriskante Finanzgeschäfte einzudämmen. Die Regierungen müssten endlich einsehen, dass nationale Egoismen angesichts der immensen Gefahren, die vom global organisierten Bankensystem ausgehen können, unangebracht sind. Ebenso verfehlt ist es, wenn die Geldhäuser argumentieren, es schade ihrer Funktion als Kreditversorger der Wirtschaft und gefährde damit die Wirtschaftserholung, wenn sie an die kürzere Leine genommen würden. Das Gegenteil ist richtig: Es geht ja gerade darum, manche Banken aus ihren Finanz-Parallelwelten zurückzuholen, damit sie sich wieder auf ihre ursprünglichen Aufgaben als Dienstleister der Realwirtschaft besinnen.

Das Umdenken wird wohl eher dadurch erschwert, dass man sich daran gewöhnt hatte, mit spekulativen Geschäften im Investmentbanking zeitweise hohe Milliardengewinne erwirtschaften zu können - und alte Gewohnheiten sterben schwer.