Berlin. Hauptdarsteller Volker Bruch spricht im Interview über die dritte Staffel von „Babylon Berlin“ – und die Parallelen zur heutigen Zeit.
Hohe Einschaltquoten, begeisterte Kritiken: Die 2017 gestartete Serie „Babylon Berlin“ nach den Kriminalromanen von Volker Kutscher setzt Maßstäbe. Nachdem die dritte Staffel der Ende der 1920er-Jahren handelnden Serie im Januar bereits beim Bezahlsender Sky zu sehen war, kommt sie jetzt ins Erste.
Das Erste zeigt die zwölf neuen Folgen von „Babylon Berlin“ nach dem Roman „Der stumme Tod“ ab dem 11. Oktober (20.15 Uhr). Volker Bruch spielt in der Serie die Hauptfigur, den traumatisierten Kommissar Gereon Rath. Lesen Sie hier: So gut ist die neue Staffel von „Babylon Berlin“
Herr Bruch, warum ist „Babylon Berlin“ so erfolgreich?
Volker Bruch: Die 20er-Jahre waren eine ungeheuer spannende Epoche. Deutschland war an einem Scheideweg, und niemand wusste, wie es weitergeht. Es herrschte, gerade in Berlin, ein sehr fruchtbares Chaos. Das ist grundsätzlich schon mal ein Nährboden für gute Geschichten. Dazu kommt, dass hinter den Kulissen tolle Filmemacher wie Tom Tykwer, Achim von Borries und Henk Handloegten am Werk sind, die der Geschichte ihren eigenen Wahnsinn verleihen.
Waren Sie überrascht, dass die Serie so eingeschlagen hat?
Bruch: Ich hatte schon bei den Dreharbeiten das Gefühl, dass wir da an etwas Besonderem arbeiten. Dieses Gefühl war von Anfang an da, schon beim Lesen der ersten Drehbücher, bei den Kostümproben und den ersten Leseproben. Ich hatte immer das Gefühl, das ist etwas Wertvolles, womit ich wir uns da beschäftigen, und das ging den Kollegen glaube ich auch so. Das heißt aber natürlich nicht, dass man damit richtig liegt. Umso mehr freue ich mich, dass sich dieses Gefühl scheinbar überträgt und die Leute das gerne schauen.
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Was hat sich für Sie persönlich geändert?
Bruch: Ich weiß, dass ich alle zwei Jahre ein großes Projekt habe, das ich drehen darf, und das gibt mir natürlich ein Gefühl von Sicherheit für die Zeit dazwischen. Das heißt, dass ich mir meine Projekte neben Babylon sehr genau aussuchen kann – und nicht Filme drehen muss, die mir vielleicht nicht so zusagen.
Also war „Babylon Berlin“ für Sie ein Durchbruch?
Bruch: Mit dem Wort Durchbruch tue ich mich ehrlich gesagt ein bisschen schwer, weil ich seit bald 20 Jahren als Schauspieler arbeite und nicht das Gefühl hatte, irgendwann den alles entscheidenden Durchbruch gehabt zu haben. Ich hatte viele kleine Durchbrüche, wenn Sie so wollen, es gab immer tolle Produktionen, bei denen ich mitarbeiten durfte…
. . . wie zum Beispiel den vielbeachteten Fernsehdreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“.
Bruch: Genau, das war zum Beispiel sehr wichtig.
Werden Sie auf der Straße erkannt?
Bruch: Das kommt schon vor, da ich normalerweise aber nicht mit Hut und Anzug rumlaufe, wie in der Serie, hält sich das in Grenzen. Im Kapuzenpulli erkennt mich keiner (lacht).
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„Babylon Berlin“- Bilder der 3. Staffel
Wie geht es mit dem von Ihnen gespielten Kommissar Gereon Rath in der im Krisenjahr 1929 handelnden dritten Staffel weiter?
Bruch: Er ist so richtig in Berlin angekommen, hat eine Wohnung und wird von den Kollegen in der Mordkommission respektiert, aber er hat Probleme in seiner Beziehung und kämpft mit den Dämonen seiner Vergangenheit. Er hat sein Päckchen zu tragen, und das lässt ihn auch nicht los. Und natürlich gibt es auch einen neuen Fall, um den er sich kümmern muss.
Das Jahr 1929 mit seinen politischen und wirtschaftlichen Krisen war der Anfang vom Ende der Weimarer Republik. Sehen Sie Parallelen zu heute?
Bruch: Die sind wohl nicht von der Hand zu weisen, aber ich tu mich immer schwer sie zu ziehen, weil sich Geschichte nie eins zu eins wiederholt. Was wir von damals aber auf jeden Fall lernen können, ist, dass es keine einfachen Lösungen gibt – und dass man offen und wach bleiben muss.
Wie ist Ihr Verhältnis zu Liv Lisa Fries, die in der Serie die weibliche Hauptrolle spielt?
Bruch: Wir sind nicht nur in der Serie, sondern auch privat miteinander befreundet. Ich mag sie unheimlich gerne, und das hört auch nicht auf, wenn der Take zu Ende ist.