Berlin. Was passiert mit dem Diebesgut der Dresdener Juwelendiebe? Kunsthistoriker Henrik Hanstein hatte darauf bei „Markus Lanz“ Antworten.

Zerhackt, zerlegt und dann verkauft? Die Theorien, was mit den gestohlenen Juwelen aus dem Dresdener Kunstschatz passiert, sind vielfätig. Bei „Markus Lanz“ am Dienstagabend war sich ein Kunsthistoriker sicher, dass die Juwelen wieder auftauchen.

Es sei in der Geschichte häufig so: Irgendwann waren die Diebe gestellt und der Schatz sichergestellt, sagte Henrik Hanstein. Aber er warnt: Jetzt sei es eine heikle Lage. „Wenn die Diebe in Not kommen“, dann könnten sie den Kopf verlieren und all den schönen Schmuck „in die Elbe schmeißen“.

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    So sei es ja neulich in Frankreich passiert, sagt Hanstein. Da waren Kunstdiebe auf der Flucht mit einer Reihe wertvollen Bilder im Auto. Doch durch die aggressive Verfolgung der Polizei hätten sie den Kopf verloren und den ganzen Schwung in den Fluss geworfen.

    Talk von Markus Lanz lässt zum Dresden-Diebstahl viele Fragen unbeantwortet

    Kunsthistoriker Henrik Hanstein am Dienstagabend als Gast bei Markus Lanz im ZDF.
    Kunsthistoriker Henrik Hanstein am Dienstagabend als Gast bei Markus Lanz im ZDF. © ZDF | ZDF

    Natürlich könnte es auch sein, dass die Diebe den Schmuck zerschlagen, unkenntlich machen und dann zu Geld machen. Immerhin seien sie zielgerichtet auf die Vitrine zugesteuert, in der die wertvollsten Objekte lagen – unter anderem 2000 Brillanten nur an einem einzigen Schwert. August, der Starke hatte sich dafür fast prächtig ruiniert. „Es ist natürlich alles Altschliff“, so Hanstein. „Heute wollen sie alle Neuschliff.“

    Alles interessant, was der Kunsthistoriker zu dem spektakulärsten Diebstahl der deutschen Nachkriegsgeschichte zu sagen hat. Aber vielleicht wäre es besser gewesen, auch einen Sicherheitsexperten einzuladen. Denn so blieben die meisten Fragen einfach nur Fragen ohne Antworten: Warum konnten die Diebe so einfach einsteigen? Warum ist die Qualität der Videoaufnahmen so schlecht? Warum ist die „schönste Schatzkammer Europas“ anscheinend so schlecht gesichert?

    Der Kunsthistoriker brachte dann noch die angeschlagene sächsische Seele ins Spiel: Der materielle Wert sei ja nur das eine. Viel schlimmer sei der ideelle Wert. Der Kunstdiebstahl mit der Axt sei ein brachialer Angriff auf die Identität der Sachsen, die extrem stolz auf diese Pracht waren.

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      Markus Lanz tut sich schwer im Talk mit Abdelkarim

      Mit der Identitätsfrage hatte Lanz dann auch den Übergang zu einem anderen Gast gefunden: hin zum Gespräch mit Abdelkarim, dem Comedian mit marokkanischen Wurzeln. Ob er denn jetzt einen deutschen Pass hat, fragt Lanz. „Leider noch nicht“, sagt Abdelkarim. „Er ist sehr teuer.“ 300 Euro für Migranten.

      Den deutschen Pass nicht zu nehmen, obwohl er ihn bekommen könnte – man sah förmlich, wie Lanz überlegte, ob er jetzt – Vorsicht, Comedian! – einfach nur hoch genommen wird. Sagen wir so: ja und nein.

      Der Umgang mit diesem lockeren Künstler ist nicht ganz einfach für den Moderator, der dann auch ein wenig spitz im Ton wird. „Ist das hier ein Kreuzverhör?“, fragt ihn Abdelkarim überrascht. Er macht eben gern mal Witze, und Wahrheit und Witz liegen bei ihm nah beieinander.

      Ob er sich denn als Deutscher fühle? Auch da antwortet er nicht so knallig. Er sagt irgendwas von „Teilzeit-Marokkaner“, von „mal ein Deutscher, mal Marokkaner, mal Bielefelder“. Lanz will sich so nicht abspeisen lassen. „Ernsthaft! Das ist eine wichtige Frage“ – so redet Markus Lanz eigentlich immer dann, wenn es ihm reicht.

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      Abdelkarim begegnet Vorurteilen mit Humor

      Comedian Abdelkarim Anfang Oktober in Köln bei der Verleihung des 20. Deutschen Comedypreis.
      Comedian Abdelkarim Anfang Oktober in Köln bei der Verleihung des 20. Deutschen Comedypreis. © imago | Horst Galuschka Horst Galuschka

      Abdelkarim ist aber ein Lieber und merkt, dass Lanz den Ernst hinter der Komik nicht so richtig finden kann und sagt dann brav, dass es wichtig ist, auch mit der AfD Gespräche zu führen, und dass er es doof findet, wenn darüber diskutiert wird, dass man AfD-Politiker nicht grüßen soll.

      Klar kam dann auch noch die Frage, ob ihm Vorurteile begegnen. So auf diese Schiene will sich Abdelkarim nicht so recht bringen lassen, aber gut, er gibt mal ein Beispiel: Wenn er in den Zug einsteigt, ziehen alte Frauen ihre Trageriemen an den Taschen enger. Dann würde er als Art Spiel seine Tasche auch enger an sicher ziehen. Und weil das die Frauen dann merken, lachen sie.

      Oder das: Wenn er aussteigt aus dem Zug, und eine Frau steigt mit ihm aus, bleibt die stehen, greift zum Handy und tut so, als ob sie mit ihrem Freund telefoniert. „Und was machen die Männer?“, fragt Lanz. „Die bleiben auch stehen, warten, bis ich sie überholt habe – und gucken sich dabei Gebäude an.“ Das finde er voll witzig: Er mache aus deutschen Männern Gebäudeanschauer! Da lacht dann Lanz auch.

      • Hier finden Sie die besprochene Ausgabe von „Markus Lanz“ in der ZDF-Mediathek