Berlin. Bei „Maybrit Illner“ wurde der Kulturkampf ums Auto ausgetragen. Die Hauptkontrahenten: Die Aktivistin Tina Velo und VW-Chef Diess.
Um das Auto ist ein Kulturkampf entbrannt. Das liegt vor allem an der Klimakrise, aber auch an tragischen Geschehnissen wie dem
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Bei „Maybrit Illner“ trafen am Donnerstagabend passend dazu – und zur Eröffnung der Automesse IAA in Frankfurt – die Pole der Debatte aufeinander.
Auf der einen Seite die Aktivistin Tina Velo, die das Auto am liebsten ganz loswerden würde. Auf der anderen Seite VW-Chef Herbert Diess, der natürlich weiter aufs Auto setzt, seinen Konzern dabei aber in die Zukunft führen muss. Gab es einen Sieger?
Gute Argumente gegen das Auto – in der Stadt
Velo argumentierte radikal. „Das Auto muss gezielt zurückgedrängt werden“, forderte sie. Schließlich seien die Fahrzeuge im Straßenverkehr gefährlich – und schädlich für das Klima. Das gelte insbesondere für
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seien. Stattdessen forderte die Aktivistin mehr alternativen Verkehr: E-Busse, Bahnen, Fahrrad, Carsharing.
Das klang als Zukunftsvision gut – zumindest für Innenstädte. Für die ländlichen Räume hatte Velo allerdings nicht die ultimative Lösung parat. Dort wird man wohl noch lange auf das Auto angewiesen sein. Trotzdem hatte die Aktivistin durchaus gute Argumente. Und das auch grundsätzlich: Dass Politik jahrzehntelang für das Auto gemacht wurde, wird wohl niemand mehr bestreiten.
Herbert Diess bei Maybrit Illner: Ein zurückhaltender VW-Chef
Herbert Diess gab sich angesichts dessen zurückhaltend. Natürlich stimme es, dass größere Autos gefährlicher seien, räumte der VW-Chef ein. Das gelte allerdings nicht nur für SUVs, sondern auch für Busse oder Vans. Trotzdem zeigte Diess sich sogar vage einverstanden damit, das Auto irgendwann mal aus „bestimmten Zonen“ herauszuhalten.
Beim Klimaargument setzte Diess voll auf die
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Es sei keine Lösung, den Individualverkehr abzuschaffen, argumentierte Diess. Deswegen wolle man das Auto so klimaschonend und sicher wie möglich machen.
Ferdinand Dudenhöffer bei Illner: Der autoverliebte Autoexperte
Auch das klang vernünftig, mit Leidenschaft geführt war Diess‘ Argumentation allerdings nicht. Musste sie aber auch gar nicht, weil diesen Part in der Runde überraschenderweise ein anderer übernahm: Ferdinand Dudenhöffer, Experte für Automobilwirtschaft.
Ein kritisches Wort über Diess und seine Konkurrenten war von dem Professor an der Universität Duisburg-Essen jedenfalls nicht zu hören. Die SUV-Debatte? Populismus! Alternativen zum Auto? „Bahnfahren funktioniert seit 70 Jahren nicht.“ Carsharing? Will angeblich keiner. Aussprüche, die Diess selig lächeln ließen – und am Ende sogar zu einem Lob für den lieben Professor führten, weil der sich so fürs Auto einsetze.
Illner-Diskussion ums Auto: Was hilft dem Pendler?
Interessant war schließlich auch der Auftritt von Ibrahim Ghaddar. Jeden Tag pendelt der Optiker 120 Kilometer zu seiner Arbeitsstelle. Das dauere wegen Staus insgesamt rund vier Stunden, berichtete Ghaddar. Kostenpunkt für Dieselkraftstoff: Rund 300 bis 400 Euro monatlich.
Was soll Ghaddar tun? Diess riet ihm, einen Elektro-VW für rund 150 Euro pro Monat zu leasen. „Da sehen Sie, dass Ihnen Herr Diess gar nicht richtig zugehört hat“, kritisierte Velo schnell. Schließlich würde das auch nichts daran ändern, dass Ghaddar wegen des immensen Autoaufkommens ständig im Stau stehe. Da hatte die Aktivistin wieder einen Punkt.
Das Fazit
Diese Ausgabe von „Maybrit Illner“ war durchaus erhellend. Sie zeigte, dass weder Autokonzerne noch Aktivisten das Spannungsfeld Mobilität vs. Klimaschutz entscheidend ändern werden. Auf die Politik kommt es an: Sie muss im Diessschen Sinne die E-Mobilität noch stärker fördern – und gleichzeitig im Veloschen Sinne echte Innovationen voranbringen, die irgendwann tatsächlich zu autofreien Städten führen können.